0973 - Das seltsame Genie
den Roboter kontrollieren wollte.
Jen Salik ahnte nicht, daß die Sicherheitsorgane von Imperium-Alpha längst wußten, daß er sich befreit hatte und daß sie ihn auf Schritt und Tritt beobachteten. Die Fernsehlinsen waren größtenteils so versteckt angebracht, daß er sie selbst dann nicht sogleich bemerkt hätte, wenn er nach ihnen gesucht hätte.
Salik sagte sich, daß er nicht länger ziellos umherirren durfte. Er beschloß, sich darüber zu informieren, wo Tifflors Büro war. Dazu brauchte er nur einen Computer zu befragen.
Er ging ebenso einfach wie naiv vor. Er kehrte zur Lifttür zurück. Dort befand sich ein Videoschirm. Salik schob seine Identifikationskarte in das Lesegerät und fragte nach dem Büro Tifflors. Der zentrale Computer von Imperium-Alpha gab ihm die entsprechende Auskunft.
Nun allerdings stutzte Salik.
Gab es keine Sicherheitsvorkehrungen? fragte er sich, während er seine Identifikationskarte wieder einsteckte. Oder glaubte man in Imperium-Alpha, daß kein Unbefugter bis zu den strategisch wichtigen Punkten der Verteidigungsanlage vordringen konnte?
Er hatte nicht vor, irgend etwas Negatives gegen Julian Tifflor oder eine der anderen Führungspersönlichkeiten der LFT zu unternehmen. Daher hatte er auch kein schlechtes Gewissen. Da er glaubte, im Dienst der Menschheit zu handeln, fühlte er sich sogar berechtigt, alle Möglichkeiten zu nutzen, die ihn zu Tifflor führten.
Er horchte in sich hinein.
War er wirklich nur hier, weil er Tifflor einen Rat geben wollte? Oder war er das Werkzeug eines Unbekannten, der ihm ständig eingab, was er zu tun hatte? Der ihn lenkte wie eine Marionette? Der womöglich das Ziel verfolgte, ihn als Attentäter gegen Julian Tifflor oder eine andere Führungspersönlichkeit zu mißbrauchen?
Er konnte es sich nicht vorstellen.
Er fuhr mit dem Lift weiter nach unten. Dann befand er sich auf einem langen Gang. Er wußte, daß am Ende dieses Ganges das Hauptbüro Julian Tifflors lag. Dieses pflegte er grundsätzlich aufzusuchen, wenn er sich in Imperium-Alpha aufhielt. Dort befand er sich im Mittelpunkt eines Kommunikationsnetzes, das bis in die Tiefen der Galaxis reichte.
Niemand hielt sich auf dem Gang auf. Jen Salik schritt rasch aus. Er hoffte, das Büro erreicht zu haben, bevor jemand auf den Gang trat. Doch er irrte sich. Er war etwa zwanzig Meter weit gekommen und nun so weit vom Lift entfernt, daß er nicht mehr dorthin fliehen konnte, als jemand hinter ihm seinen Namen nannte.
Er blieb stehen und drehte sich um.
Zwei freundlich lächelnde Männer standen vor ihm. Der eine von ihnen war blond und trug einen dunklen Anzug ohne jedes Rangzeichen. Der andere war schwarzhaarig. Auch sein Rang war nicht erkennbar. Er hielt einen Lähmstrahler in den Händen, richtete diesen jedoch nicht auf ihn, sondern auf den Boden. Dennoch zweifelte Salik keine Sekunde daran, daß dieser Mann ihn paralysieren konnte, wann immer er wollte. Beide sahen sportlich durchtrainiert aus und wirkten dabei so überlegen, daß er gar nicht erst auf den Gedanken kam, sich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen.
„Ich bin auf dem Weg zu Julian Tifflor", erklärte er in einem Tonfall, als sei es ganz normal, daß er sich hier aufhielt. „Er erwartet mich in seinem Büro."
„Ach, tatsächlich?" entgegnete Iran Coop. „Zufällig ist Julian Tifflor gar nicht hier, sondern im Parlament."
Er war es, der die Waffe hatte. Er hob sie und zielte damit auf Salik.
„Falls Sie noch irgend etwas bei sich haben, was Sie als Waffe gegen uns einsetzen können, rate ich Ihnen, es mir auszuhändigen", sagte Coop, während Ed Blue einige Schritte zur Seite trat, so daß Salik auf keinen Fall beide gleichzeitig angreifen konnte. Doch das hatte er gar nicht vor. Das Verhalten der beiden Männer verriet, daß sie für derartige Situationen geschult worden waren.
„Ich? Eine Waffe, die ich gegen Sie richten könnte? Sie irren sich gründlich. Ich habe keine Waffe, und wenn ich eine hätte, würde ich sie nicht gegen sie richten. Ich habe noch niemals einen Menschen angegriffen oder auch nur bedroht."
„Was ist mit dem Rechenstift, mit dem Sie sich befreit haben?" fragte Ed Blue.
Jen Salik lächelte. Er nickte.
„Ich bin also die ganze Zeit über beobachtet worden", stellte er fest. „Und ich habe mir eingebildet, daß ich mich frei bewege."
Ed Blue trat hinter ihn und tastete ihn nach Waffen ab. Er nahm ihm den positronischen Rechenstift aus der Tasche und steckte ihn so vorsichtig
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