Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0973 - Das seltsame Genie

Titel: 0973 - Das seltsame Genie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Mißtrauensantrag der Opposition. Es wird schwer werden."
    Tifflor blickte Harriman erstaunt an.
    „Es wird schwer werden?" fragte er. „Soll das bedeuten, daß die Opposition mehr Stimmen auf sich vereinigt als wir?"
    „Wenigstens fünf", antwortete der Sekretär. „Hernan Heigh von der Fortschritts-Sektion ist überaus aktiv gewesen. Er hat die Abgeordneten unter Druck gesetzt. Offenbar ist es ihm gelungen, auch Coghan für sich zu gewinnen."
    Tifflor setzte sich.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Bis zur Stunde war er davon überzeugt gewesen, daß der Mißtrauensantrag der Opposition keine echte Gefahr für ihn darstellte. Er hatte geglaubt, daß es zu einer hitzigen Debatte mit einer Reihe von Beleidigungen und Unterstellungen, aber nicht zu einer Abstimmungsniederlage für ihn kommen würde.
    „Wir müssen etwas tun, Milton", sagte er. „Wir dürfen nicht zulassen, daß die Regierungsgeschäfte in die Hände einer Minderheitenregierung übergehen, die sich ohnehin nicht lange halten würde. In der augenblicklichen Situation wäre das eine Katastrophe für uns alle."
    „Ich weiß, aber ich sehe vorläufig keine Möglichkeit, eine Niederlage zu verhindern."
    „Ich muß mit Coghan und den anderen sprechen, von denen Sie glauben, daß sie umgekippt sind."
    „Bedauerlicherweise hat Hernan Heigh das einkalkuliert", erwiderte der Sekretär. „Coghan und einige andere Abgeordnete sind nicht in Terrania-City. Sie sind mit unbekanntem Ziel verreist. Zur Zeit bemühen wir uns, herauszufinden, wo sie sind."
    „Sie müssen zur Abstimmung erscheinen. Wenn sie nicht da sind, hat der Antrag der Opposition keine Chance."
    „Sie werden da sein, aber sie werden erst im allerletzten Moment kommen, wenn wir sie nicht vorher finden."
    „Sauber eingefädelt", sagte Tifflor. Es fiel ihm schwer, die Leistung seiner Gegner anzuerkennen. „Ich begreife nicht, daß in unserer derzeitigen Situation solche Machtkämpfe ausgefochten werden müssen. Das hätte man aufschieben müssen. Doch daran ist jetzt nichts mehr zu ändern. Wir müssen sehen, wie wir über die Runden kommen. Schicken Sie mir Gaston le Grand herein."
    Milton Harriman verließ das Büro und kehrte kurz darauf mit einem kleinen, asketisch aussehenden Mann zurück. Gaston le Grand war ein Kämpfer, der sich bedingungslos für die Interessen derer einsetzte, die ihn gewählt hatten. Dabei kannte er keine Rücksicht. Einige Male war er über die Grenzen des Vertretbaren hinausgeschossen, was ihm den Spitznamen der Brecher eingetragen hatte.
    Julian Tifdor wußte jedoch, daß vieles von dem, was man sich über diesen Gewerkschaftler erzählte, nicht der Wahrheit entsprach. Er hatte schon einige Male mit le Grand verhandelt und kannte ihn auch privat. Er wußte, daß Gaston le Grand ein ganz anderer Mann sein konnte, wenn es um seine Familie oder um seine künstlerischen Interessen ging.
    „Tiff, es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß ich Ihnen heute nur Schwierigkeiten machen werde", eröffnete le Grand das Gespräch. „Wir haben eine einfache Rechnung aufgemacht. Wir haben den zur Verfügung stehenden Schiffsraum der Weltbevölkerung von mehr als acht Milliarden gegenübergestellt. Und wir sind zu einem niederschmetternden Ergebnis gekommen."
    „Wir arbeiten an der Lösung des Orbiter-Problems", erwiderte Tifflor, „so daß diese Rechnung gar nicht notwendig ist. Es wird nicht zu einer Evakuierung kommen."
    Gaston le Grand schüttelte den .Kopf.
    „Das können Sie anderen erzählen", sagte er. „Mir nicht. Ich weiß, was die Stunde geschlagen hat. Niemand wird die Orbiter davon überzeugen, daß wir keine Garbeschianer sind."
    Julian Tifflor versuchte, den Gewerkschaftsvertreter zu beschwichtigen, doch das gelang ihm nicht. Gaston le Grand war unerbittlich. Er ließ sich nicht mit vagen Versprechungen vertrösten.
    „Ich weiß genau, daß wir in der Patsche sitzen", sagte er, nachdem der Erste Terraner fast eine halbe Stunde versucht hatte, ihn zu mehr Geduld zu bewegen. „Es gibt keine Hoffnung mehr für uns. Deshalb stellte die Gewerkschaft klare Forderungen. Wir erwarten, daß sofort mit der Evakuierung begonnen wird. Wir schlagen vor, daß die Leute zunächst zu einem anderen Planeten gebracht werden, und daß man sie später dort abholt, um sie zu unserem: endgültigen Ziel zu bringen."
    „Was soll das, Gaston?" fragte Tifflor unwillig. „Sie wissen ebensogut wie ich, daß so etwas nicht geht. Die Orbiter würden uns zu diesem anderen

Weitere Kostenlose Bücher