0974 - What happens in Las Vegas...
Wahnsinnsfahrt entgegenzusetzen hatte, keinen Halt, keinen Widerstand.
Wie ein Ruderboot im tosenden Sturm trieb Zamorra auf den Wogen seiner eigenen Erinnerungen, hoffnungslos verloren. Und in jedem Bild, das sich ihm aufdrängte, starrten ihm die glühenden roten Höllenaugen des Kojoten entgegen. Des Wüstenteufels.
Zamorra war, als dringe ihr Blick ihm bis auf den Grund seiner Seele.
Er ächzte, öffnete mit letzter Kraft den Mund einen Spalt weit und entließ das letzte bisschen Luft, das noch in seiner Lunge »Hey!« Die Stimme drang durch das Chaos wie des Mörders Dolch durch unschuldige Haut. »Hey, da vorne! Sofort aufhören!« Es war eine Stimme, die keinen Spaß verstand. Eine, die kein Nein als Antwort akzeptierte. Eine, die sehr, sehr nah war.
Plötzlich drangen Schritte an Zamorras Ohren. Schnelle, feste Schritte. Schritte in knirschendem Sand. Ein Schuss fiel. Laut hallte sein Knall über die Ebene der Black Rock Desert und von den nahen Bergwänden zurück.
»Ich sagte: aufhören!«
Zamorra blinzelte - und der Wüstenteufel verschwand!
Von einem Moment auf den anderen war das unfassbare Monstrum, das ihn an den Rand des Todes getrieben hatte -zum zweiten Mal an diesem Tag - fort. Auf einmal konnte er wieder atmen, sich bewegen.
Die flackernde Kuppel, die Merlins Stern erzeugte, verschwand ebenfalls. Es gab keine Bedrohung mehr, die sie hätte bekämpfen können.
Zamorra sog Luft ein. Es tat unendlich gut, trieb ihm gleichzeitig aber Schmerzenstränen in die Augen. Seine Lunge und seine Rippen hatten offenkundig einiges mitgemacht.
Langsam sah er sich um, ebenso rat- wie orientierungslos. Was geschah hier? Aus Richtung der Campingstadt liefen zwei menschlich aussehende Gestalten auf ihn zu. Ein Mann und eine Frau? Nein, kein Mann. Dafür war er zu klein. Dieses Shirt - Angels - Das war der Junge. Der aus dem Schatten des Käfers. Und neben ihm Die Frau trug eine sandbraune Hose unter einem khakifarbenen Kurzarmhemd, die Uniform der Polizei im Staat Nevada. An ihrem Gürtel prangte ein leeres Waffenholster, und die dazugehörige Schusswaffe - eine schlanke Automatikpistole - hielt sie in der in die Höhe gereckten Rechten. Ihr Haar war rötlich und wäre sicher schulterlang gewesen, hätte sie es - zweifellos der Dienstvorschrift folgend - nicht zu einem knappen Pferdeschwanz gebunden.
»Sir?«, fragte sie, als sie Zamorra erreichte. »Können Sie mich hören, Sir?«
Der Dämonenjäger öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus.
Sie seufzte. »Kann er sprechen?«
»Vorhin konnte er’s noch«, antwortete der Junge zögerlich.
»Sir? Ich bin Officer Ann Lively vom Black Rock Police Department. Benötigen Sie ärztlichen Beistand?«
»I… Ich…« Verflucht, fiel das schwer! Seine Stimmbänder schienen so brüchig und rau zu sein wie verwittertes Sandpapier.
Die Polizistin nickte nur und griff nach ihrem Funkgerät. »Black Rock PD, hier spricht Lively. Benötige umgehend einen Sanitäter, etwa vierhundert Meter außerhalb des Ortes, nordnordöstliche Richtung.«
»Verstanden, Lively. Wir geben’s sofort weiter.«
Zamorra schüttelte den Kopf. Er spürte, wie seine Kraft sekündlich zunahm. »Nein, kei- keinen Arzt. Ich bin gleich… wieder auf dem Damm.«
Irgendwas in seiner Stimme schien die junge Polizistin - er schätzte sie auf maximal dreißig - zögern zu lassen. »Moment noch, Black Rock PD«, sagte sie in ihr Funkgerät, dann wandte sie sich dem Professor zu. »Sind Sie sicher?«
»Absolut sicher.« Mit weit mehr Geschick, als er selbst erwartet hatte, rappelte er sich auf und erhob sich. »Bin schon wieder so gut wie neu.« Als er sich den Staub von den Kleidern klopfen wollte, sah er den traurigen Zustand, den er bot: Sein Hemd und sein Jackett hingen zwar nicht in Fetzen, waren aber an mehreren Stellen zerrissen worden. Seine Brust war von mehreren dünnen Schnittwunden durchzogen, die leicht bluteten, aber nicht allzu tief zu sein schienen.
»Sir, wenn das neu sein soll«, murmelte Officer Lively und taxierte ihn mit Skepsis - und, wie er überrascht feststellte, latenter Begierde im Blick -, »möchte ich nicht wissen, wie Sie alt aussehen.«
Trotz seiner Schmerzen - von denen die schlimmsten gemeinsam mit dem Wüstenteufel gegangen waren - musste er lachen. »Touché! Aber sagen Sie: Was genau ist hier gerade geschehen? Wo ist…«
Lively ließ ihn den Satz nicht beenden. »Das fragen Sie mich? Nichts für ungut, Sir, aber für die Antworten sind ganz
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