0990 - Planet der Glücksbringer
stieß sie hervor.
*
Kleinlaut zu sein, war sonst nicht Valbas Art. Aber in diesem Augenblick sah sie betroffen zu Boden.
„Verzeih. Ich hatte eine Sekunde lang ganz deutlich den Eindruck, das Ding würde mich umbringen."
Auf dem Rückweg wurde kein Wort gesprochen. Larsa war ärgerlich - auf Valba wegen ihres unbesonnenen Handelns und auf sich selbst, weil sie es nicht verhindert hatte. Sie spürte gleichzeitig, daß in den unglückseligen Vorfall mehr verwickelt war, als sich dem Auge und dem logischen Verstand darbot. Der Kristall schien der Sitz einer fremden, feindlichen Kraft gewesen zu sein. Noch vor ein paar Minuten hatten sie die mächtige Quarzsäule für ein harmloses Gebilde von ätherischer Reinheit gehalten. Jetzt war sie ihrer Sache nicht mehr sicher.
Nach der Rückkehr ins Lager wahrte Larsa zunächst Stillschweigen. Erst später berichtete Larsa Grador Shako von dem Vorfall.
„Ich sage doch die ganze Zeit schon, daß es hier nicht geheuer ist", knurrte Grador. „Die Kristalle sind gefährlich. Es sitzt etwas in ihnen, das uns zu schaffen macht."
„Das mag sein", erkannte Larsa an, „aber wir räumen das Feld nicht. Wir verlassen Imbus nicht mit leeren Händen. Hier bietet sich uns die Möglichkeit, die Probleme der synthetischen Modul-Quarz-Fertigung ein für allemal zu lösen."
Grador strich sich kratzend über zwei Tage alte Bartstoppeln.
„Hast du den Robot in die Zange genommen?" fragte er. „Du sagst, es hätte so ausgesehen, als wollte sich der Kristall auf Valba stürzen."
„Ja. Ich war meiner Sache nicht sicher. Das Farbenspiel war so intensiv, daß es ... Oh, ich verstehe!"
Der Robot wurde herbeigerufen. Larsa beschrieb die Szene auf dem Bergsattel, damit er die entsprechenden Daten in den Arbeitsspeicher übertrug Dann stellte sie die entscheidende Frage.
„Hat sich der Kristall bewegt, und wenn ja, in welcher Weise?"
Die Maschine antwortete ohne Zögern: „Es fand eine Bewegung statt, drehend, um eine imaginäre Achse, die in Bodenhöhe senkrecht zur Längsachse des Kristalls verlief. Der Kristall stand im Begriff, vornüber zu stürzen."
*
Das Lager bestand aus Dutzenden von Zelten, die mit Selbstformfähigkeit ausgestattet waren und sich selbsttätig aufrichteten. Sie waren mit beträchtlichem Komfort eingerichtet. Es hätte sich hier recht gut leben lassen, wenn nicht die rasche Eigenrotation des Planeten gewesen wäre, die dem Körper zu schaffen machte. Der Mensch gewöhnte sich nur schwer an einen vierzehneinhalbstündigen Tag, sieben Stunden Helligkeit und sieben Stunden Nacht. Nach insgesamt vier Stunden Schlaf fühlte sich Larsa am nächsten Morgen mürber und zerschlagener als je zuvor.
Sie verzehrte ihr Frühstück, ohne zu wissen, was sie aß. Danach rüstete sie sich für eine Fahrt in die Nachbartäler. Als Begleiter wählte sie diesmal Paar Kox, der wesentlich weniger irritierbar war als Valba.
Die Modul-Kristalle wuchsen in Strängen, die jeweils in derselben Richtung verliefen wie die Täler. Im Süden begannen die Täler, sich einander zu nähern, und deuteten, bevor sie sich in der flachen Ebene verloren, einen Kurs an, der auf ein mächtiges Bergmassiv in etlicher Entfernung zielte.
Der Fund, den sie gestern gemacht hatten, deutete darauf hin, daß es womöglich Querverbindungen zwischen den Kristallsträngen in den sechs Tälern gab. Es fiel nicht leicht, sich des Eindrucks zu erwehren, daß die Modul-Quarze bewußt damn’ beschäftigt waren, ein Quarz-Bauwerk zu errichten. Eine Struktur, die alle Quarzvorkommen untereinander verband. In ihre Überlegungen spielte hinein, daß der Kristall, der durch Valba Sringhalus vorschnelle Abwehrreaktion vernichtet worden war, ein eindeutig zielbewußtes Verhalten an den Tag gelegt haste. Er haste Valba erschlagen wollen, daran gab es nach der Aussage des Robots kaum mehr einen Zweifel.
Als Larsa aufbrach, da war sie fast schon überzeugt, daß den Kristallen eine gewisse fremdartige Intelligenz innewohne. Sie haste aber mit niemand darüber gesprochen. Sie wollte erst Beweise in der Hand haben.
Der Sattel, auf dem sich das bedauerliche Ereignis des vergangenen Abends zugetragen haste, schien ihr der geeignete Anfangspunkt für ihre Suche. Sie steuerte den Gleiter in den Einschnitt hinein, der zu dem Paß in der westlichen Talwand hinaufführte. Paar Kox saß neben ihr. DerBegleitroboter haste sich mit einem Sitz auf der rückwärtigen Bank begnügen müssen. Vierzig Meter unterhalb
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