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0991 - Der Kopf des Vaters

0991 - Der Kopf des Vaters

Titel: 0991 - Der Kopf des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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drückte sie ab.
    Einmal, sofort danach noch einmal.
    Beide Kugeln waren auf den Schädel zugejagt. Jane hatte die Schüsse auch nicht verzogen, die Kugeln mußten treffen, da gab es für sie keine andere Möglichkeit.
    Sie trafen auch.
    Aber sie reagierten anders, als Jane es sich vorgestellt und auch erwartet hatte.
    Sie hätte sich gewünscht, das Gebein brechen zu sehen, aber es war härter als Beton. Nicht mal Risse entstanden. Die Kugeln prallten einfach ab.
    Beide Geschosse verwandelten sich nach dem Aufprall in gefährliche Querschläger, wobei Jane sogar noch Glück hatte, nicht erwischt zu werden. Einer sirrte nicht weit von ihrer Stirn entfernt vorbei und klatschte in eine Rückenlehne. Der andere hatte ein Fenster durchschlagen und ein Loch im Vorhang hinterlassen.
    Dem Schädel aber war nichts passiert. Nach wie vor stand er auf seinem Platz, wie hineingedrückt in die stinkende Lache, die einmal Haut, Fleisch und Blut gewesen war, als wollte er ihr klarmachen, daß ihn die Aura der Unbesiegbarkeit umgab.
    Jane ging zurück. Die Beretta hatte sie nicht sinken lassen. In ihrem Gesicht bewegte sich nichts. Sie atmete nur durch die Nase und wußte, daß Julias Vater doch nicht so harmlos gewesen war. Er hatte mit einer Hexe einen Sohn gezeugt, und er hatte zu den Templern gehört, aber zu denen, die den falschen Weg eingeschlagen hatten und auf Baphomets Seite standen.
    Ein Windzug fuhr in den Wagen hinein. Julia Sargasso hatte die Fahrertür geöffnet und den Wagen bereits verlassen. Von draußen flüsterte sie Jane zu, doch endlich zu kommen, sonst würde es hier noch eine Katastrophe geben.
    Die Frau hatte recht. Jane fühlte sich in dieser Umgebung nicht mehr wohl. Hier hatte ein Kopf die Kontrolle übernommen, und er würde tun und lassen können, was er für richtig hielt.
    Julia hielt ihr die Tür auf. Sie faßte Janes rechten Arm an und zog sie zurück. Dann knallte sie die Fahrertür wieder zu, ging ein Stück weiter und stellte sich dorthin, wo auch Jane Collins stehengeblieben war. Sie lehnte an der rechten Seite ihres Autos, die Waffe noch in der Hand, aber die Mündung wies jetzt zu Boden.
    »Weißt du jetzt mehr, Jane?«
    »Nein, Julia, nein, das weiß ich nicht.« Die Detektivin starrte ins Leere.
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich bin überfragt, das mußt du mir zugestehen.«
    »Ja, es war schlimm. Ich komme damit nicht zurecht. Ich würde am liebsten hinausschreien und wegrennen, aber in Wirklichkeit weiß ich nicht, was ich tun soll. Mir geht auch so vieles durch den Kopf. Ich denke da an meinen Vater, den ich als einen anderen Menschen erlebt habe. Jetzt ist aus ihm ein Knochenschädel geworden. Das kann doch nicht angehen, verflucht noch mal!«
    »Du mußt dich leider damit abfinden.«
    »Und wieso?« keuchte Julia, die völlig von der Rolle war. »Wieso ist das passiert?«
    »Ich kann es dir nicht sagen, auch wenn es dich enttäuscht. Ich weiß, daß du Hoffnungen in mich gesteckt hast. Jetzt tut es mir leid, daß ich sie enttäuschen muß.«
    »Du hast geschossen.«
    »Klar, und ich war mir auch sicher, daß ich etwas erreichen würde.«
    »Er sollte zerbrechen?«
    Jane nickte.
    »Das ist aber nicht geschehen.«
    »Du hast es doch selbst gesehen, Julia.«
    »Das weiß ich ja. Nur muß ich einfach darüber sprechen. Ich komme so nicht zurecht. Das übersteigt mein Fassungsvermögen. Ein Skelettkopf, der einer Kugel widersteht, das ist doch unmöglich! Abgesehen davon, daß dieser Knochenschädel noch kurz zuvor mit Haut bedeckt war. Er hat sich innerhalb von Minuten verwandelt.«
    »Stimmt alles, Julia. Normal ist das nicht. Er hätte zerstört werden müssen.«
    »Und warum ist er das nicht? Du mußt doch die Antwort kennen.« Sie schaute Jane intensiv an, als wollte sie auf keinen Fall ein Wort verpassen.
    »Ich weiß nicht viel - leider«, mußte Jane Collins zugeben. »Ich hätte dir gern etwas anderes gesagt.«
    »Dann ist er anders - oder?«
    »Das kann man so sagen.«
    »Sein Gerippe ist stark genug, um auch Kugeln aufzuhalten? Ist das wirklich so?«
    »Wir haben es erlebt.«
    »Und warum ist das so?« Sie hatte sich in Rage geredet und sah aus, als wollte sie Jane an die Gurgel fahren.
    Es war noch nicht spät am Abend. Viele Menschen waren noch auf, aber nur wenige hielten sich im Freien auf, das schlechte Wetter hielt sie davon ab. Einige Verantwortliche kämpften sich durch den Sturm, der auch an den Käfigwagen der Raubtiere rüttelte und die sensiblen Geschöpfe

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