Franka
Mutter der Nation
Bevor ich das erste Mal über beide Ohren in meinen Exmann verliebt war, verging eine ganze Weile. Er hatte angeblich schon in der neunten Klasse ein Auge auf mich geworfen, während ich keine Notiz von ihm nahm. Warum auch? Knut gehörte der Pickelfraktion an, er war dick und unsportlich, hatte noch keinen Bartwuchs und mit seiner hohen Stimme konnte er ohne Weiteres im Mädchenchor mitsingen. Als ich ihn Jahre später bei einem Empfang der Deutschen Bank wiedertraf, erkannte ich ihn gar nicht. Der unscheinbare Langweiler hatte sich zu einem Bild von einem Mann gemausert. Er gefiel mir nicht nur optisch auf Anhieb. Es war seine freche und forsche Art, die mich beeindruckte. Er fragte mich nicht, ob ich Lust hätte, ihn zum Abendessen zu begleiten. Er ordnete es an. Knut Carstensen sprühte nur so vor Selbstbewusstsein, was ihm von einigen Menschen aus seinem Umfeld als Arroganz ausgelegt wurde. Völlig zu Unrecht wie ich fand. Wir beide harmonierten perfekt, denn wir waren gleichermaßen zielstrebig, ehrgeizig und erfolgsorientiert. Unsere Vorstellungen von der Zukunft waren geradezu deckungsgleich. Guten Sex zu haben, eine Menge Geld zu verdienen und berufliche Unabhängigkeit zu erlangen. Punkt eins klappte bei uns auf Anhieb. Um die Punkte zwei und drei verwirklichen zu können, machten wir uns gemeinsam selbstständig. Bald darauf bauten wir uns ein Haus. Keins von der Stange, sondern nach dem Entwurf eines renommierten Hamburger Architekten. Noch vor dem Richtfest wurde geheiratet.
Ich kann auf über zehn glückliche Ehejahre zurückblicken. Knut gab mir immer das Gefühl, eine geliebte und begehrenswerte Frau zu sein. Die Tatsache, dass ich im Job erfolgreicher war als er, schien ihm nichts auszumachen. Dachte ich. Auch dass unsere Begierde im Laufe unserer Ehe abnahm, stimmte mich nicht misstrauisch. Statt zweimal täglich schliefen wir nur noch zweimal in der Woche miteinander. Meistens war ich froh, wenn ich diese Pflichtübung hinter mir hatte. Erst als er gar keine Anstalten mehr machte, wurde ich langsam stutzig. Knut beriet seine Kunden immer häufiger abends außer Haus. Als ich ihn eines Tages fragte, ob es an diesen Abenden auch irgendwann einmal zu Abschlüssen kommen würde, verstrickte er sich in Widersprüche. Aha. Ich hatte ihn also ertappt. Der Lump hatte tatsächlich etwas mit einer anderen Frau. Natürlich stritt er alles ab und ich zermarterte mir wochenlang den Kopf, mit welcher Schnepfe er mich betrügt. Ich verdächtigte jede Frau in unserem Dunstkreis. Sogar meine Freundinnen Jette und Tine hatte ich in Verdacht. Aber nur kurz. Als ich sie darauf ansprach, lachten sie mich schallend laut aus und nannten Knut einen überheblichen Fuzzi, mit dem sie für kein Geld der Welt ins Bett steigen würden. Es war ein Donnerstag. Ich weiß es noch wie heute, denn donnerstags traf ich mich schon immer mit meinen Freundinnen zum wöchentlichen Cocktail Plausch. Tine holte mich in der Firma ab. Sie wartete am Empfang auf mich. Als wir beide den Fahrstuhl bestiegen, sagte sie: »Franka, es ist deine Buchhalterin. Glaub mir, ich kann es förmlich riechen. Unter hundert Frauen schnuppere ich exakt die Person heraus, die es mit verheirateten Männern treibt.«
»Die Dohndorf? Ich glaube du spinnst. Die hässliche Plantschkuh? Außerdem ist sie schwanger, um nicht zu sagen hochschwanger. Knut ist doch nicht pervers!«
Tine ließ sich nicht von ihrem absurden Verdacht abbringen. Nach dem vierten Tequilla Sunrise bestellte ich meinen Freundinnen und mir ein Taxi, das uns zur Wohnung meiner Buchhalterin fuhr. Und tatsächlich. Knuts Wagen parkte vor ihrer Tür. Gern wäre ich in den zweiten Stock gestiegen und hätte den Aufstand meines Lebens geprobt. Aber Tine hielt mich auf. Sie hatte eine bessere Idee. Meine praktisch veranlagte Freundin griff in ihre Handtasche, in der man vergeblich einen Lippenstift suchen würde. Dafür hatte sie einen Schraubenzieher dabei.
»Die Reifen. Alle vier«, befahl sie mir und meinte, dass sie sich mit ihrem Talent als Schlampen Aufspürerin bei Wetten dass... bewerben sollte. Mit aller Kraft stach ich in das harte Gummi. Das darauffolgende »Zisch« bereitete mir eine unvorstellbare Genugtuung. Danach fuhren wir zurück in die Bar und betranken uns bis in den frühen Morgen mit Tequilla pur.
»Na, sicher werde ich dieses Miststück gleich morgen vor die Tür setzen. Und Knut kann sich schon mal freuen. Ihm werde ich die Eier
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