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0992 - Der Judasbaum

0992 - Der Judasbaum

Titel: 0992 - Der Judasbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder Lanzen, und sie stießen zu.
    Schneider zuckte zusammen. Wir hörten ihn nicht schreien. Aus seiner Kehle spritzte plötzlich Blut, als es einem Ast gelungen war, sie zu durchdringen.
    Wir konnten nur darum beten, daß er nicht so viel zu leiden hatte.
    Mit fahlen Gesichtern und großen Augen schauten wir noch einige Sekunden zu, und ich sprach tatsächlich ein kurzes Gebet für diesen ehemaligen Bischof.
    Dann griff ich nach den Rudern.
    »Wir tun nichts?« fragte Harry.
    »Nein, denn wir können nichts tun.«
    Er akzeptierte die Antwort.
    ***
    Ich war wieder zu Kräften gekommen und legte mich in die Riemen.
    Es gefiel Harry nicht, daß er nur zuschauen mußte, aber seine Hilfe lehnte ich ab.
    Jetzt saß ich so, daß ich gegen den mächtigen Baum schauen konnte, und ich wurde daran erinnert, was mir Mandragoro mitgeteilt hatte. Dabei sah ich wieder sein zerfurchtes Gesicht vor mir. Ich dachte an die Ströme in meinem Kopf und schrak zusammen, als der Baum aussah, als wollte er sich von seinem schwarzen Ring lösen und sich dann in die Höhe stemmen. Was mit Roland Schneider geschehen war, das sah ich nicht. Er war zwischen dem Geäst und der Handfläche verschwunden oder zerrieben worden.
    Der mächtige Baumstamm aber sackte ab. Er rammte sich regelrecht in den Boden hinein, so daß ein Trichter entstand und der Ölteppich als Gegenreaktion in die Höhe geschleudert wurde.
    Er fiel wieder zurück, klatschte dabei schwer auf das Wasser, das verstärkt in Bewegung geriet. Für einen Sumpf schon unnatürliche und mächtige Wellen entstanden, denen auch wir in unserem Boot nicht entkommen konnten, denn sie rollten auf uns zu, packten den Kahn und schleuderten ihn vor sich her.
    Es gab keinen Sinn mehr, noch zu rudern. Wir konnten nur hoffen, daß unser Boot nicht kippte.
    Wider Erwarten hielt es.
    Und wir bekamen einen letzten Stoß der auslaufenden Wellen mit, die das Boot in die trockene Region hineinschleuderte, als sollte es erst kurz vor dem Leihgolf zur Ruhe kommen.
    Wir stiegen aus. Der Hund blieb an Harrys Seite als treuer Gefährt.
    Und Harry streichelte ihn auch, denn er wußte genau, was er ihm zu verdanken hatte.
    Der Hund saß später zwischen uns, als wir auf dem Boden hockten und mit dem Rücken an der rechten Seite des Golfs lehnten.
    Ich wußte mittlerweile, daß der Hund Rocky hieß und fragte Harry: »Willst du ihn behalten?«
    »Wenn es geht, ja.«
    »Ich würde es dir wünschen.«
    Als hätte der Schäferhund unsere Worte begriffen, bellte er dreimal kräftig, um sein Einverständnis zu geben. Das Gebiet aber sah wieder normal aus.
    Es war kein Judasbaum zu sehen, als hätte es ihn nie gegeben.
    Wir aber wußten es besser, und wir wußten auch, daß wir uns in der nächsten Stunde noch einiges zu erzählen hatten. Schließlich wollte jeder wissen, welcher Zufall uns in dieser Gegend zusammengeführt hatte…
    ENDE

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