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0992 - Der Judasbaum

0992 - Der Judasbaum

Titel: 0992 - Der Judasbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn sowie den Hund noch frei herumlaufen ließ.
    Harry hatte auch die Luft in dem Sumpfgebiet kennengelernt. Hier oben war sie nicht mehr mit der anderen zu vergleichen, denn vom Grund her stieg etwas hoch, mit dem der Agent nicht zurechtkam.
    Das war kein für den Sumpf typischer Geruch, sondern eher der Gestank wie auf einer wilden Müllkippe.
    Es roch nach Öl. Nach altem Müll, nach Gift und nach Chemikalien.
    Eine moderne Hölle!
    Stahls Lippen zeigten ein kantiges Lächeln, als er daran dachte.
    Die moderne Hölle bereiteten sich die Menschen durch das Wegwerfen ihres Abfalls selbst. Sie nahmen auf nichts Rücksicht, die Natur war für einige von ihnen einfach nicht vorhanden oder nur ein riesiger Trichter, der ihren Dreck aufnahm.
    Nein, die Leute irrten sich. Die Natur würde den Dreck nicht immer und ewig fressen. Einmal war Schluß, und dieser Punkt war nun erreicht, zumindest hier im Moor.
    Zudem konnte sich die Natur auf einen mächtigen Helfer verlassen, eben auf Mandragoro, den Umwelt-Dämon, der sich wie ein Wächter über den gesamten Erdball zu verteilen schien.
    Harry wußte über ihn Bescheid. Sein Freund John Sinclair hatte schon des öfteren mit ihm zu tun gehabt, und den wünschte er sich herbei, denn er wußte auch, daß Mandragoro und Sinclair ein besonderes Verhältnis zueinander hatten.
    Sie akzeptierten sich, obwohl sie auf verschiedenen Seiten standen.
    So etwas gab es im normalen Leben ebenfalls. Bei Sinclair und Mandragoro war es eben extrem. Bei den beiden gab es sowieso nichts, was nicht extrem gewesen wäre.
    Rocky kam zu ihm. Auch sein heftiges Hecheln hatte sich wieder beruhigt. Der Hund preßte seinen Körper gegen Harrys rechtes Bein, als suchte er dort Schutz, den ihm der Mensch leider nicht geben konnte. Dennoch streichelte Harry das Tier und sprach mit beruhigenden Worten auf Rocky ein, damit er nicht durchdrehte.
    »Wir beide müssen uns etwas einfallen lassen, mein Freund, sonst sehen wir verdammt alt aus.«
    Rocky bewegte den Kopf, als wollte er zustimmend nicken. Einen Moment später knurrte er, weil er und auch Harry über ihren Köpfen ein Geräusch gehört hatten.
    Äste waren dort in Bewegung geraten. Sie vernahmen das leise Knacken und schauten sofort nach oben.
    Über ihnen tat sich tatsächlich etwas. Da bewegte sich plötzlich der Tote im Geäst. Bruno Zacharias war zu einem Spielball des Baumes geworden. Er rutschte nach unten, fiel in schmale Astgabeln hinein, wurde von ihnen abgefangen, aber nicht gestoppt, so daß er seinen Weg nach unten weiterging.
    Harry Stahl schaute mit offenem Mund zu. Eine Erklärung konnte er nicht geben, denn was sich da tat, das war schon unwahrscheinlich, denn alle Äste befanden sich in Bewegung. Sie schoben sich die Leiche gegenseitig zu, sie trugen die Verantwortung für den Weg in die Tiefe, und so rutschte der Körper in Etagen den Fingerkuppen entgegen.
    Harry war von diesem Vorgang dermaßen fasziniert, daß er sein eigenes Schicksal darüber vergaß und nur Augen für den unheimlichen Vorgang hatte.
    Die dunklen, blattlosen Zweige brachen nicht. Sie bogen sich nur durch oder wippten, wenn das Gewicht des toten Killers auf ihnen lastete. Als Gegenreaktion drückten sie den Körper wieder weiter, fingen ihn dann ab, um ihn weiterhin in die Tiefe gleiten zu lassen.
    Sie streckten sich schon jetzt wie große Klauenhände, obwohl die wahren Hände noch ein Stück unter dem fallenden Körper lagen.
    Auch die Finger blieben nicht mehr ruhig. Sie alle bewegten sich von den beiden Seiten aufeinander zu, was selbst der auf den Handballen stehende Harry Stahl bemerkte, denn unter seinen Füßen veränderte sich das Material, und er spürte sehr deutlich die Spannung, die sich durch die Handballen zog. Er schaute nach unten. Dort veränderte sich das, was er als Haut ansah, aber sicherlich keine war, denn es erinnerte ihn mehr an Rinde.
    Der Untergrund war bleich und relativ hart. Die Spannungen zu seinen Füßen hörten auf. Harry blickte wieder nach oben – und mußte schlucken.
    Der Körper des toten Killers hatte das Gestrüpp verlassen und war in die Lücke zwischen dem Zeige- und dem Mittelfinger der linken Hand hineingeglitten und klemmte dort fest, wo die beiden Finger zusammenwuchsen.
    Er war nicht zur Seite weggefallen, sondern so in den Spalt hineingerutscht, daß seine Füße noch Halt gefunden hatten. So lehnte der Tote mit dem Rücken gegen den Zeigefinger, der starr blieb, im Gegensatz zu dem anderen.
    Der bewegte sich

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