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0992 - Der Judasbaum

0992 - Der Judasbaum

Titel: 0992 - Der Judasbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aber Bruno war eine Gefahr für die Menschheit. Noch immer, denn der ehemalige Killer hatte sicherlich nichts verlernt. Zu Zeiten der alten DDR war er in gewissen Kreisen ein Star gewesen. Man hatte ihn mieten können, und darauf waren vor allen Dingen die östlichen Geheimdienste scharf gewesen. Für sie hatte Zacharias immer wieder gearbeitet, und er hatte seine blutige Spur hinterlassen. Man liebte ihn nicht, man haßte ihn, auch seine Arbeitgeber, aber sie hatten ihn damals gebraucht, und er war gut bezahlt worden.
    Danach war es zum großen Umschwung gekommen, auch Wende genannt. Zacharias hatte die Zeichen der Zeit schnell erkannt und war untergetaucht. Vergessen hatte man ihn nicht. Als es dann zur großen Abrechnung und zum großen Aufräumen gekommen war, stand auch er auf der Liste, und es gab nicht wenige Personen, die ihn jagten.
    Fünf Jahre lang hatte man ihn nicht gefunden, trotz modernster Fahndungsmethoden und -geräte. Der Killer war immer wieder entwischt. Sicherlich nur durch einfache Tricks, denn er war schon immer ein Meister der Verwandlung gewesen.
    Das wußte Harry Stahl, der schon in den alten Zeiten als Kommissar gearbeitet hatte und nun für einen Dienst der deutschen Regierung tätig war. Nach einigen Wirrungen und Irrungen hatte man sich wieder an Harry Stahl erinnert und ihn nun für besondere Fälle eingesetzt, wozu auch übersinnliche und unerklärliche zählten.
    Die Jagd auf Bruno Zacharias allerdings hatte nichts mit etwas Übersinnlichem zu tun, dennoch war sie gefährlich – und konnte auch tödlich enden.
    »In Ihrer Haut möchte ich nicht stecken!«, sagte der Mützenträger wieder.
    »Sie wiederholen sich.«
    »Ja, schon gut. Ich meine ja nur.«
    Harry räusperte sich. »Ich möchte noch einmal zusammenfassen: Es gibt also diese Hütte.«
    »Richtig.«
    »Und ich gelange nur mit dem Boot dorthin?«
    »Stimmt auch. Es sei denn, wir haben einen sehr heißen und trockenen Sommer, dann kann es hier auch anders aussehen. Das war in diesem Jahr nicht der Fall. Deshalb müssen Sie das Boot nehmen und sich an die vorgeschriebene Route halten, die ich Ihnen aufgezeichnet habe. Ihr Pech ist der leichte Nebel.«
    »Bestehen irgendwelche Chancen, daß er sich noch auflöst?«
    »Nein. Heute nicht mehr.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir haben jetzt Mittag. Er ist noch immer da. Zwar dünn, aber nicht zu übersehen.« Ein Arm beschrieb einen Halbbogen. »Wenn die Suppe noch dünn über dem Sumpf liegt, können Sie einfach davon ausgehen, daß sie sich am späten Nachmittag oder frühen Abend verdichtet. Das sind einfach Erfahrungswerte.«
    Harry schaute den Mützenträger an. Er hieß Erich Läufer und arbeitete ebenfalls für die Firma. Zugleich war er ein Experte für diese Gegend, denn er war hier aufgewachsen. Harry hätte ihn auf seiner Suche auch mitnehmen können, hatte jedoch davon Abstand genommen, weil dieser Job einfach zu gefährlich war.
    »Wann könnte ich zurück sein?«
    Läufer hob die Schultern. »Wenn Sie sich beeilen, schon in gut zwei Stunden.«
    »Das wäre nicht schlecht.«
    »Aber Sie könnten Ärger bekommen!«
    »Das ist mein Problem«, murmelte Harry. Wieder überblickte er die Gegend, der er bald einen Besuch abstatten würde.
    Sie war leer. Sie schwamm unter dem dünnen Dunst. Sie war weit und wirkte trotzdem kompakt, was eben an den äußerlichen Bedingungen lag. Sie war auch bewachsen, und an verschiedenen Stellen sah das hohe und zähe Sumpfgras wie ein Teppich aus. Aus ihm hervor ragten die Büsche, die Erlen und andere Niederhölzer, wobei der dünne Nebel sie sehr kahl aussehen ließ. Wie Totenbäume, die eine Strecke ins Jenseits markierten. Das Land war flach, der Wind hielt sich in Grenzen und bewegte nur manchmal die Oberflächen der kleinen, aber tückischen Gewässer, die wegen ihrer grünbraunen Farbe kaum zu sehen waren und tückische Fallen bildeten.
    Die beiden Männer standen auf einem alten Steg, dessen braune Bohlen wie angefressen aussahen. Wasser klatschte hin und wieder unter ihren Füßen zusammen. Nur wenige Insekten tanzten durch den grauen Dunst. Sie wirkten müde und schläfrig, denn sie mußten der kühlen Jahreszeit schon Tribut zollen.
    Das Boot mit dem Außenborder lag am Steg. Harry würde es benutzen und war vor allen Dingen über den Motor froh, so brauchte er die ganze Strecke nicht zu rudern.
    Bruno Zacharias sollte sich auf einer Insel im Sumpf versteckt halten. Er war gesehen und sogar fotografiert worden. Über diesen

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