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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie eine Marionette, deren Fäden durchgeschnitten waren. Reden konnte er nicht mehr. Das übernahm seine Tochter, denn sie sprach mich an.
    »Jetzt wissen wir, um was es geht.«
    »Ich wußte es schon vorher. Aber wir haben noch immer nicht erfahren, was Ihren Vater so erschreckt hat.«
    »Es war das Bild!«
    »Ja, es ist doch…«
    »Ihr Vater kennt es, Grace. Oder haben Sie mal erlebt, daß er sich davor fürchtete?«
    »Nein, das nicht. Ich weiß nur, daß es meiner Mutter nie geheuer war. Sie hatte es immer weghaben wollen. Mein Vater war dagegen. Er wollte auf das alte Erbstück nicht verzichten und mochte es eine noch so schaurige Vergangenheit haben.« Sie senkte den Kopf und flüsterte: »Vielleicht hat er auch etwas geahnt.«
    »Ja, das kann ich mir auch vorstellen.«
    »Und was geschieht jetzt?«
    »Ich werde mir das Gemälde näher anschauen und es auch untersuchen. Mal sehen, ob ich etwas herausfinde.«
    Grace hielt mich am Arm fest. »Wieso untersuchen? Wie wollen Sie das machen?«
    »Da lassen Sie sich am besten mal überraschen, Grace.«
    Sie ließ meinen Arm los. Ihre Hand rutschte dabei sehr langsam nach unten, aber ich kam trotzdem nicht dazu, näher an das Bild heranzutreten, denn ein krächzender Laut hielt mich zurück. Der Reverend hatte ihn ausgestoßen. Er hockte noch immer im Sessel und zeigte mühsam auf das Gemälde. »Es geschieht Schreckliches, wenn Sie es berühren!« keuchte er. »Was denn?«
    »Sie sind da. Sie sind im Bild gewesen. Ich habe sie gesehen. Ich habe nicht nur die Welt gesehen, sondern auch die Geister der verlorenen Kinder.«
    »Wo? Darin?«
    »Ja.«
    »Was taten sie?«
    »Sie werden sich rächen!« keuchte er. »Sie werden sich furchtbar rächen. Sie sind schon da und…«
    »Danke für den Hinweis. Aber was ich tun muß, werde ich tun.«
    Er versuchte es durch seine Tochter. »Bitte, Grace, halt ihn zurück. Es ist für uns alle nicht gut, wenn er…«
    »Vater, laß ihn! John Sinclair ist gekommen, um uns zu helfen. Versteh das doch.«
    »Aber er wird sich erschrecken und…«
    Den Rest verstand ich nicht, denn die Stimme war einfach weggesackt.
    Ich hatte mich dem Gemälde mittlerweile so weit genähert, daß ich nur den Arm auszustrecken brauchte, um es anzufassen.
    Gut, es war vor etwas zweihundert Jahren gemalt worden, aber mich störte die Person auf dem Bild, die mehr einem modern gekleideten Menschen glich. Wie konnte der Maler gewußt haben, wie die Leute in zwei Jahrhunderten gekleidet sein würden.
    Und die Frau hatte Ähnlichkeit mit Grace Felder…
    Ich konzentrierte mich auf sie. Ich hob auch meinen rechten Arm an und brachte die Hand bis dicht vor die bemalte Fläche, in der Hoffnung, etwas zu spüren.
    Ein Kribbeln vielleicht oder eine andere Botschaft.
    Mein Finger zielte auf den Kopf der gemalten Frau. Ich berührte ihn und die Leinwand. Hinter mir hört ich das hastige Atmen der beiden Zuschauer, doch es passierte nichts.
    Auch als ich den Körper der Frau mit dem Finger umkreiste, erlebte ich keine Reaktion, was mich im Prinzip enttäsuchte, da ich damit gerechnet hatte, daß dieses Bild auf seine Art und Weise lebte, was ich auch schon kannte, denn Bilder waren manchmal Wege in ein andere Dimensionen oder fremde Welten.
    Hier war es nicht so.
    Enttäuscht trat ich etwas zurück. Aber aufgeben wollte ich nicht. Ich überlegte, ob ich es mit dem Kreuz versuchen sollte, als mir eine andere Idee kam.
    Ich holte das schmale Taschenmesser hervor und klappte die Klinge hoch.
    »Was haben Sie vor, John?«
    »Nichts Schlimmes, Grace. Es soll nur ein kleiner Test werden. Das Bild muß etwas Besonderes in sich haben, sonst hätte Ihr Vater nicht so reagiert.«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Noch nichts.« Ich brachte die Messerspitze näher an den Kopf der gemalten Frau heran, schabte gegen das Haar und und über die Farbe hinweg.
    Gellend schrie Grace Felder hinter mir auf.
    Sofort zuckte meine Hand vom Bild weg, und ich drehte mich auf dem Absatz um.
    Grace stand vor mir. Die Arme hingen steif wie Stöcke an den Seiten herab. Sie starrte mich aus großen Augen und mit einem leeren Blick an.
    Das war es nicht, was mich so schockte, denn aus der Wunde an ihrem Kopf rann Blut, das seinen Weg auch durch die dichten Haare fand.
    Die Wunde befand sich genau an der Stelle, an der ich bei der gemalten Frau mit meinem Messer gekratzt hatte…
    ***
    Der Hubschrauber bewegte sich. David Goldman wußte nicht, wohin er schauen sollte zur Decke, wo das Spielzeug schwankte

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