2933 - Spiel mit gezinkten Karten
Die Aussage von Deputy Marshal Brendan Jackson hatte uns alle erschüttert. Seine Ehefrau und ihre sechsjährige Tochter Lisa waren entführt worden.
»Sie sollen einen bestimmten Auftrag erfüllen?«, fragte ich nach.
Der hagere Mann mit den stechenden blauen Augen nickte düster.
»Die Kidnapper erwarten von mir, dass ich einen Kronzeugen ermorde«, erwiderte er.
Angesichts der Einkommenssituation eines Deputy Marshal hätte mich eine Geldforderung auch eher gewundert. Doch dieser Mordauftrag ließ dem Marshal keine andere Wahl, als sich ans FBI zu wenden.
»Marshal Jacksons Vorgesetzter ist informiert, aber ansonsten verfügen nur die hier am Tisch Anwesenden über diese Kenntnisse«, warf AD High ein.
»Was können wir tun? Gibt es Anhaltspunkte, wer hinter der Entführung steckt?«, fragte Phil.
Ich ging davon aus, dass der zu tötende Kronzeuge unser bester Ansatzpunkt war.
»Adam Osborne ist die Zielperson, und damit deutet alles auf Sebastian Cook als Hintermann dieser Entführungen hin«, antwortete Jackson.
Der Deputy Marshal dachte demnach in die gleiche Richtung wie ich.
»Davon gehe ich ebenfalls aus. Wir können aber schlecht direkte Ermittlungen gegen Cook einleiten, solange Ihre Frau und Ihre Tochter noch in der Gewalt der Kidnapper sind«, warf ich ein.
Die anschließende Diskussion verdeutlichte unsere schwierige Situation. Während Phil und ich mit unserem Chef zusammensaßen, überprüften andere Kollegen bereits Cooks Aktivitäten. Sie suchten nach Hinweisen, dass er in die Entführung verwickelt war und ob er eigene Handlanger dafür eingesetzt hatte.
»Sobald wir konkrete Informationen erhalten, können Sie und Phil zuschlagen. Parallel dazu müssen wir aber die Ermordung des Kronzeugen durch Marshal Jackson inszenieren, da es eine klare Zeitvorgabe gibt«, sagte Mr High.
Das war ein riskanter Plan, den unser Chef vor uns ausbreitete. Phil und ich sollten Jackson dabei unterstützen, den Tod von Osborne vorzutäuschen.
»Offiziell läuft alles so ab, wie es die Kidnapper verlangen. Es gibt keine speziellen Vorgaben, wie Marshal Jackson den Auftrag zu erfüllen hat«, sprach der Chef weiter.
Wir durften jedoch nicht übersehen, dass die Kidnapper Jackson vermutlich überwachten.
»Wenn jemand mit den Möglichkeiten eines Sebastian Cook hinter der Entführung steckt, wird man Sie aber sicherlich in irgendeiner Form beobachten«, sagte ich.
Jackson nickte düster und warf zum wiederholten Mal einen Blick auf seine Armbanduhr. Gleich darauf schaute er auf das dunkle Display seines Mobiltelefons.
»Es ist sehr riskant, aber ich will nicht zum Mörder werden«, antwortete er schließlich.
Ich hätte nicht mit dem armen Kerl tauschen mögen. Viele Menschen in Jacksons Lage hätten eventuell zuerst an ihre Familie gedacht, bevor sie Kontakt zu den Behörden aufnahmen.
»Dann planen wir jetzt die Umsetzung der angeblichen Ermordung«, sagte ich.
AD High nickte zustimmend und entließ uns, damit Phil und ich den unglücklichen Marshal mit in unser Büro nehmen konnten.
***
»Ich besorge uns die erforderlichen Details über die Unterbringung und Bewachung von Osborne«, sagte Phil.
Während mein Partner sich darin vertiefte, befragte ich Jackson.
»Wir müssen einfach alles wissen, Brendan. Erzählen Sie mir vom üblichen Tagesablauf Ihrer Familie. Wir müssen eingrenzen können, wie die Kidnapper Ihre Beschattung auf die Beine stellen können«, forderte ich.
Ich wollte möglichst keine Operation mit ungebetenen Zuschauern. Während Jackson sehr präzise sein Familienleben vor mir ausbreitete, grübelte ein Teil meines Gehirns bereits über die Umsetzung unserer Inszenierung nach.
»Sie haben sicherlich längst überprüft, ob jemand Unbekanntes in Ihrem Umfeld aufgetaucht ist«, sagte ich dann.
Jackson zuckte hilflos mit den Schultern. »Ja, schon. Ich habe aber keinen Verdächtigen ausmachen können«, stöhnte er.
Er war ein Profi, und umso mehr quälte ihn der Gedanke, dass seine Fähigkeiten nicht ausreichen könnten, um seine Frau und seine Tochter unbeschadet aus den Klauen ihrer Kidnapper zu befreien.
»Wenn Cook dahinterstecken sollte, kann er mehrere Teams in Ihrer Nähe arbeiten lassen. Er weiß doch, dass er es mit einem erfahrenen Marshal zu tun hat«, beruhigte ich ihn.
»Wer sollte sonst Interesse am Tod von Osborne haben?«, fragte er.
Es war jedoch genau diese Tatsache, die meine Zweifel nährte. Zu offensichtlich erschien mir der Zusammenhang, und da
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