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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesessen.
    Sein Gesicht wirkte wie eine Maske aus Teig. Sehr bleich, mit blassen Lippen, und selbst aus den Pupillen war ein Großteil der Farbe gewichen, so daß auch sie leer aussahen.
    »Was ist mit ihm?« hörte ich Grace fragen.
    Ich drehte mich um. »Das weiß ich nicht genau. Tot ist er nicht.« Ich hatte es bereits an seinem schwachen Pulsschlag festgestellt. »Er steht unter Schock oder einem fremden Einfluß, und ich frage mich, was ihn dazu gebracht haben könnte.«
    »Das Bild…?«
    »Möglich. Obwohl ich es nicht genau nachvollziehen kann, denn er hat es schon oft genug in seinem Lehen betrachtet. Weshalb hat er jetzt einen Schock erlitten?«
    »Es hat sich doch vieles verändert, John.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir müssen mit ihm reden, dabei bleibt es.«
    Grace Felder nickte. Sie war nahe an mich herangetreten, und ich sah, daß sich auf ihrer Haut ein Schauer festgesetzt hatte. »Es kann auch etwas mit dem Buch zu tun haben, das auf seinen Knien liegt.«
    »Ohne weiteres.« Leider verdeckten die Hände des Mannes die Schrift auf dem Umschlag. Ich ging davon aus, daß dort eine Jahreszahl zu lesen war.
    Ich faßte zu und drückte die Hände so zur Seite, daß ich das Buch an mich nehmen konnte.
    Die Jahreszahl 1786 fiel mir ins Auge. Auch Grace hatte sie gesehen.
    »Ja, das ist das Jahr gewesen, John.«
    »In dem die Kinder starben?«
    »So hat es die Sage behauptet.«
    »Okay, wir werden sehen.« Ich trat etwas zurück, um den nötigen Platz zu haben.
    Dann schlug ich das Buch auf. Auch Grace schaute mir zu. Sie schrie leise auf, während ich Mühe hatte, einen Fluch zu unterdrücken, denn die Enttäuschung war bei uns beiden groß.
    Es gab keinen Inhalt zwischen den Deckeln!
    Da heißt, es gab ihn doch, nur hatte ihn der Reverend teilweise herausgerissen. Zwischen den normalen Seiten hingen zerfetzte Fragmente, angegilbt, dünn, löchrig, aber nicht mehr zu lesen.
    Ich legte das Buch zurück auf den Schreibtisch. »Er hat die wichtigen Passagen entfernt«, sagte ich, »und das hat er sicherlich nicht grundlos getan.«
    »Ja, das meine ich auch.« Grace schüttelte sich. »Aber warum hat er das getan?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das glaube ich nicht.« Sie deutete auf das Bild. »Es muß damit zusammenhängen und auch mit dem Weihnachtsfest, das dicht bevorsteht. Wahrscheinlich stand dort zu lesen, was genau passieren wird, und mein Vater wird diese Seiten verbrannt haben.«
    »Davon kann man ausgehen.«
    Grace blickte mich aus großen Augen an. »Und was tun wir?« fragte sie leise.
    »Nichts zunächst. Wir werden warten müssen, bis Ihr Vater wieder ansprechbar ist.«
    Sie nickte. »Ja, das meine ich auch. Aber was sollen wir machen? Er steht unter einem Schock.« Sie deutete zuckend über das Gemälde, das an der Wand zwischen zwei Fenstern hing. »Ich könnte mir vorstellen, daß irgend etwas mit dem Bild passiert sein muß, was auch für den Zustand meines Vaters verantwortlich ist.«
    »Ausgeschlossen ist das nicht«, gab ich zu. »Schauen Sie es sich doch einmal genau an. Was ist mit ihm? Sie kennen es doch? Hat es sich vom Motiv her möglicherweise geändert?«
    »Das weiß ich nicht. Ich meine nicht.« Sie trat trotzdem näher an das Gemälde heran. Es sah so aus, als wollte sie es berühren, aber die Hand zuckte rasch wieder zurück, noch bevor sie Kontakt bekommen hatte.
    Ungefähr eine Minute ließ ich ihr Zeit, und Grace betrachtete das Motiv auch sehr intensiv. Dann drehte sich die Frau wieder um und hob die Schultern. Sie sah plötzlich so verängstigt aus, und selbst ihr Blick schien mehr nach innen zu dringen. So sah ein Mensch aus, der nachdenken wollte, aber nicht den richtigen Weg fand. »Und…«
    »Nichts«, flüsterte sie. »Ich habe keine Veränderung entdecken können. Das Gesicht des Monstrums war schon immer da. Es hat sich nicht verändert. Die Augen sind noch immer so hell, das Maul auch, und es sieht noch immer so aus, als würde es aus den Wolken hervorwachsen und zugleich aus einem Stück Fels. Das ist schon komisch.«
    »Aber etwas muß Ihren Vater dermaßen erschreckt haben, daß er in diesen Zustand geriet.«
    »Ja, stimmt. Wobei ich mich frage, ob er das Buch vor-oder nachher zerstört hat.«
    »Vorher, kann ich mir vorstellen. Er hat es zerstört und sich bestimmt mit dem Buch vor das Bild gesetzt, als wollte er ihm etwas präsentieren.«
    »Was denn?«
    »Da kann ich nur raten«, gab ich zu. »Es könnte der Versuch gewesen

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