0999 - Heimkehr
hier, weil du mit mir der Ansicht bist, daß wir darüber reden müssen. Demeter hat keinen Zellaktivator, und wir können über ihre weitere Lebenserwartung nur Spekulationen anstellen. Niemand kann sagen, wie alt sie wird. Sie selbst auch nicht. Wahrscheinlich aber ist, daß sie nur normal altern wird."
„Wir haben darüber diskutiert", bemerkte Roi Danton zurückhaltend. Er gab damit zu, daß Demeter und er sich erhebliche Gedanken über diese Frage gemacht hatten.
„Ich mußte in letzter Zeit oft über das Dilemma nachdenken, das ich selbst erlebt habe."
„Du spielst auf deine Ehe mit Orana Sestore an."
„Ja, genau die meine ich. Orana hatte ebenfalls keinen Zellaktivator. Sie alterte an mei-ner Seite, während ich durch den Aktivator jung blieb. Das ging eine Zeitlang gut, irgend-wann aber wurde diese Tatsache für Orana unerträglich."
„Du hast nicht versucht, ihr einen Zellaktivator zu verschaffen?"
„Bemühungen gab es schon, aber keine Möglichkeiten. Ihr einen Zellaktivator zu geben, hätte geheißen, ihn einem anderen wegzunehmen und diesen damit zum Tode zu verur-teilen. Das hat auch Orana stets abgelehnt. Sie wollte nicht auf diese Weise leben."
Rhodan erhob sich, ging zu einem Fenster und blickte hinaus. Terrania City lag sonnen-überflutet unter ihm. In den Straßen herrschte ein lebhaftes Treiben. Die Regierung der LFT hatte drei arbeitsfreie Tage angeordnet, die von der Bevölkerung dankbar angenom-men worden waren.
„Eines Tages verschwand Orana dann. Sie zog sich von einem Tag zum anderen zurück, ohne vorher etwas zu sagen. Ich war völlig ahnungslos. Als ich von einer kurzen Reise zurückkehrte, war sie nicht mehr da. Ich habe sofort die Mutanten eingeschaltet und sie suchen lassen, jedoch ohne Erfolg. Sie blieb wie vom Erdboden verschluckt."
Rhodan drehte sich um und blickte seinen Sohn ernst an.
„Irgendwann habe ich dann von ihrem Tod erfahren, den sie offenbar freiwillig gesucht hat."
„Das tut mir leid."
Rhodan lächelte matt.
„Dein Mitleid sollte sich nicht auf mich oder Orana richten, sondern auf Demeter", entgegnete er.
Roi Danton erhob sich. Er preßte die Lippen aufeinander und blickte starr an Rhodan vorbei.
„Ich weiß, daß du dich nicht von Demeter trennen willst", fuhr Rhodan fort. „Du gibst dich ganz deinen Gefühlen hin, die ich voll und ganz respektiere. Du solltest jedoch auch ein-mal versuchen, dich von Emotionen zu befreien, damit du nüchtern und problemgerecht denken kannst. Für dich ergeben sich vermutlich gar nicht einmal so große Probleme, zumindest nicht in den nächsten Jahren. Für Demeter aber sieht es anders aus. Sie wird sich bald mit dem Gedanken ihrer eigenen Sterblichkeit beschäftigen. Sie denkt und fühlt anders, ob du es wahrhaben willst oder nicht. Du denkst langfristig, so wie jeder andere Aktivatorträger auch. Für sie ist alles anders. Sie denkt in Jahren, Monaten oder vielleicht gar nur Wochen, wo du Pläne faßt, die über Jahrzehnte oder möglicherweise sogar über Jahrhunderte hinwegreichen."
„Das alles spielt für uns keine Rolle. Uns sind ein paar Jahre vollkommenen Glücks mehr wert als alles andere. Wenn in einigen Jahren alles vorbei ist, nun gut, dann haben wir wenigstens einige Jahre gehabt."
Rhodan lächelte ruhig. Er spürte, daß seine Worte den Sohn nicht erreichten. Roi Danton verschloß sich seinen Argumenten und hörte im Grunde genommen gar nicht zu.
„Auch das verstehe ich", sagte er. „Doch du übersiehst, daß wir jetzt auf der Erde sind.
Alles ist anders geworden. Die Expedition ist zu Ende. Es geht nicht mehr um große, kosmische Fragen, die uns alle in den Bann schlagen. Die Zeit ist vorbei. Vor dir und De-meter liegen Tage, Wochen und Jahre, in denen es um ganz kleine Probleme geht, die euch beide dennoch völlig entnerven können. Ihr werdet euch eine sinnvolle Beschäfti-gung suchen müssen, in der Politik, der Wissenschaft oder wo auch immer.
Auf jeden Fall werdet ihr anders leben, als in den vergangenen Monaten."
„Ich habe gewußt, daß du gegen Demeter bist", sagte Roi Danton schroff. „Nun gut.
Ich habe dich nicht über unsere Pläne im unklaren gelassen. Wir werden einen Ehevertrag miteinander schließen. Daran ist nichts mehr zu ändern. Meine Absicht war lediglich, dich rechtzeitig zu informieren, um dich nicht damit zu überrumpeln."
Er eilte aus dem Raum, ohne sich zu verabschieden. Rhodan blickte ihm nachdenklich nach. Er wußte, daß Roi Danton sich irgendwann sehr
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