1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Stadtteil Hagen vorbeiführte, war Ahrensburg in wenigen Minuten zu erreichen.
Alex Groß wohnte südlich von der Innenstadt, so dass es ihm erspart blieb, das Stadtgebiet durchqueren zu müssen. Viele Hamburg-Pendler hatten sich für Ahrensburg als Wohnort entschieden, da sowohl die Autobahn als auch die S- und U-Bahnstationen schnell zu erreichen waren.
Ehe die Umgehungsstraße in den Ostring überging, bog Sven in die Mannhagener Straße ein. Nach wenigen Metern verließ er die Hauptstraße. Alte Villen säumten den Straßenrand. Natascha hatte erwähnt, dass Britta in einem dieser Häuser eine Wohnung gemietet hatte. Irgendwie erschien ihm die Umgebung passend für sie, während er sich Alexandra Groß kaum in einem derartigen Haus vorstellen konnte. Das Navigationsgerät forderte ihn ein letztes Mal zum Abbiegen auf und verkündete dann, er habe sein Ziel erreicht. Blieb nur noch die Suche nach der richtigen Hausnummer. Die Wohnstraße mit den weitläufigen Grundstücken und Häusern, die erst in den letzten zehn Jahren entstanden waren, passte schon eher zum Bild, das er sich bisher von Alex Groß gemacht hatte.
Der CD-Player wechselte zu »Highway to hell« von AC/DC. Sven drehte die Lautstärke höher, das Stück beschrieb seine Situation treffend. Er konnte sich ungefähr vorstellen, wie die Begegnung mit der temperamentvollen Freundin der Staatsanwältin ausgehen würde, aber der Anreiz, Britta wiederzusehen, war Grund genug gewesen, Nataschas Vorschlag anzunehmen. Mangels Alternativen parkte er vor der Doppelgarage, die zu dem weißgeklinkerten Haus gehörte. Zugegeben, die Hölle hatte er sich anders vorgestellt.
Wütendes Protestgebrüll gefolgt von einem fantasievollen Fluch beantwortete sein Klingeln.
Einen Augenblick später stand Alex vor ihm, auf dem Arm ihren schluchzenden Sohn, dessen Hose und Pulli durchnässt waren.
»Kommen Sie rein, geradeaus geht’s ins Wohnzimmer. Ich bin gleich bei Ihnen.«
»Kann ich helfen?«
Sven merkte selbst, dass sein Angebot halbherzig klang.
»Wenn ich nicht weiterkomme, schreie ich um Hilfe. Handschellen könnten vielleicht ganz nützlich sein.«
Alex verschwand über die Treppe in den ersten Stock. Der Flur ging in einen offenen Raum über, der links neben der Treppe als Garderobe und rechts als Essecke genutzt wurde. Gerahmte Fotos an den Wänden und eine Kommode mit einem bunten Durcheinander aus Schlüsseln, Handys und anderen Alltagsdingen sorgten dafür, dass der Raum trotz seiner Größe gemütlich wirkte. Neugierig betrachtete er die Bilder. Auf einem waren zwei Motorräder vor einem skandinavischen Fjord, auf einem anderen standen die gleichen Maschinen vor einer spanischen Küstenlandschaft. Die Tür zum Nachbarraum war nur angelehnt. Die Küche war ebenfalls geräumig, aber nicht übermäßig ordentlich.
Als die Geräusche aus dem ersten Stock leiser wurden, beendete er seine eigenmächtige Besichtigungstour und ging ins Wohnzimmer. Von außen war nicht zu sehen gewesen, wie groß das Haus war – kein Vergleich zur Enge seiner Zwei-Zimmerwohnung. Die Einrichtung erinnerte ihn an die Vergangenheit und an ein Reihenhaus, das mehr als ein Platz zum Schlafen gewesen war.
Allerdings entsprachen weder die Möbel noch die technischen Spielereien seiner Gehaltsklasse. Überdimensionierte Lautsprecher, ein Plasmafernseher mit riesigem Bildschirm und die Anlage stammten eindeutig aus dem höheren Preissegment. Eine stattliche Anzahl selbst gebrannter CDs fiel ihm auf, aber das betraf nicht seinen Zuständigkeitsbereich und bei ihm zu Hause sah es ähnlich aus. Er hielt die Hülle einer Dire-Straits-CD in der Hand, als Alex mit Tim auf dem Arm zurückkehrte.
»Hören Sie auch so gerne die alten Sachen? Dann können Sie sich mit meinem Mann zusammentun.«
Anscheinend wurde keine Antwort von ihm erwartet, denn Alex hatte sich bereits umgedreht und setzte ihren Sohn auf den Teppich.
»So, das wäre geschafft und wir haben zumindest kurzfristig unsere Ruhe. Tut mir leid, aber der kleine Terrorist hat sich ein Wasserglas vom Tisch geangelt und sich den Inhalt über die Hose geschüttet. Und dann klingelten Sie.« Alex lächelte verlegen. »Aber deshalb sind Sie ja nicht hier. Nehmen Sie doch Platz. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Mineralwasser oder lieber Kaffee?«
»Kaffee ist nicht nötig.« Sven konnte nicht widerstehen, sie zu ärgern. »Wasser wäre nett, aber bitte nicht über Kopf oder Hose schütten.«
»Hey, Sie haben ja sogar
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