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1 - Wächter der Nacht

1 - Wächter der Nacht

Titel: 1 - Wächter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nichts taugen.
    Ich wollt in dein Fenster fahren verwandelt als Straßenbahn.
    Vom Stadtrand her weht der Wind – egal, was liegt daran?
    Vom Stadtrand her weht der Wind – egal, was liegt daran?
     
    Sei mir Schattenkontur, knarr wie Dielen im Flur, 
    Bunter Sonntag, mein sprühender Regen.
    Sei mein Gottesbild, Birkensaft, der quillt, Klingel, die da
    schrillt, mein verbogener Degen. Ich lache und weiß
    ja, du bist der Wind, Der mir entgegenweht; Ich
    kämpfe um dich, solang ich es noch bin, Der durch 
    die Träume dir geht. 
      
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
    »Guten Morgen, Sweta«, sagte ich und öffnete die Augen.
    Sie trug Shorts und einen Badeanzug. Das Haar war feucht und ordentlich gekämmt. Vermutlich hatte sie geduscht. Woran ich Schwein nicht mal gedacht hatte.
    »Hast du den gestrigen Abend gut überstanden?«, wollte sie wissen.
    »Ja. Und du?«
    »Ich auch.« Sie wandte sich ab.
    Ich wartete. Aus meinen Kopfhörern erklang Splin.
    »Was hast du von mir erwartet?«, fragte Sweta scharf. »Ich bin eine normale, gesunde junge Frau. Seit dem Winter habe ich mit keinem Mann mehr geschlafen. Ich verstehe ja, dass du dir einbildest, Geser habe mich zu dir gebracht wie ein Pferd zum Beschälen, und dich deshalb so komisch aufführst.«
    »Ich habe gar nichts erwartet.«
    »Dann entschuldige die böse Überraschung!«
    »Hast du meine Spur im Zimmer gespürt? Beim Aufwachen?«
    »Ja.« Umständlich zog Swetlana aus der schmalen Hosentasche ein Päckchen Zigaretten hervor und zündete sich eine an. »Ich bin müde. Selbst wenn ich jetzt nur lerne und nicht arbeite, bin ich müde. Und bin hierher gekommen, um mich zu erholen.«
    »Du hast doch selbst gesagt, dass dir die Fröhlichkeit hier aufgesetzt vorkommt …«
    »Und du hast dich dem nur zu begeistert angeschlossen!«
    »Stimmt«, gab ich zu.
    »Und dann bist du weggegangen, um Wodka zu saufen und Verschwörungen aufzuziehen.«
    »Verschwörungen gegen wen?«
    »Gegen Geser. Und gegen mich, nebenbei bemerkt. Wirklich komisch! Selbst ich habe das gespürt! Du solltest dich nicht für einen so großen Magier halten, der …«
    Sie stockte. Aber zu spät.
    »Ich bin kein großer Magier«, sagte ich. »Dritter Grad. Vielleicht auch zweiter. Mehr nicht. Jeder hat eben seine Grenzen, die er nicht überschreiten kann, selbst wenn er tausend Jahre lebt.«
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen«, meinte Sweta verstört. Sie ließ die Hand mit der Zigarette sinken.
    »Vergiss es. Ich nehme so was nicht krumm. Weißt du eigentlich, warum die Dunklen so oft untereinander Familien gründen, während wir uns lieber eine Frau oder einen Mann unter den Menschen suchen? Die Dunklen ertragen Ungleichheit und permanente Konkurrenz besser.«
    »Ein Mensch und ein Anderer – das ist noch größere Ungleichheit.«
    »Das zählt nicht. Wir gehören zwei unterschiedlichen Arten an. Das kannst du nicht vergleichen.«
    »Ich möchte, dass du eins weißt.« Swetlana nahm einen tiefen Zug. »Ich wollte es nicht so weit kommen lassen. Ich habe darauf gewartet, dass du herunterkommst, alles siehst und eifersüchtig wirst.«
    »Tut mir Leid, aber ich habe nicht gewusst, dass ich eifersüchtig werden soll«, gab ich ehrlich zu.
    »Aber dann ist alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Ich konnte nichts mehr dagegen tun.«
    »Das verstehe ich doch, Sweta. Das ist in Ordnung.«
    Verwirrt sah sie mich an. »In Ordnung?«
    »Natürlich. Wem würde das nicht mal passieren. Die Wache ist eine große und starke Familie. Mit allen daraus resultierenden Folgen.«
    »Was du für ein Vieh bist«, presste sie hervor. »Du solltest dich jetzt mal sehen, Anton! Wie kannst du es wagen, dich noch als einer von uns zu bezeichnen!«
    »Sweta, bist du nicht gekommen, um dich zu vertragen?«, fragte ich verwundert. »Also, ich vertrage mich. Alles ist in Ordnung. Was passiert ist, zählt nicht. Das ist das Leben, da muss man mit allem Möglichen rechnen.«
    Sie fuhr hoch und durchbohrte mich kurz mit eisigem Blick. Ich blinzelte rasch und verwirrt.
    »Idiot«, knallte sie mir an den Kopf und ging ins Haus.
    Was hatte sie denn erwartet? Dass ich beleidigt bin, ihr Vorwürfe mache, traure?
    Aber das spielte keine Rolle. Was hatte Geser erwartet? Was würde sich ändern, wenn ich die Rolle des unglücklich in Sweta Verliebten aufgeben würde? Würde diesen Platz jemand anders einnehmen? Oder war es für sie schon an der Zeit, allein zu bleiben – allein mit ihrem großen

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