10 - Der Ölprinz
Euch von dort vertreiben.“
„Sehr richtig, Sir. Aber wenn die Roten sich nicht nach diesem Vereinigte-Staaten-Gesetz richten?“
„So werden sie dazu gezwungen. Ihr engagiert natürlich nur Leute, die mit der Büchse und dem Messer umzugehen verstehen; das wird den Indsmen Respekt einflößen. Übrigens könnt Ihr versichert sein, daß Euer Etablissement sehr bald eine weiße Bevölkerung anziehen wird, die zahlreich genug ist, nicht nur jeden Angriff siegreich zurückzuschlagen, sondern die Roten ganz aus der Gegend zu verdrängen. Stellt nur erst eure Maschinen auf! Ihr wißt, daß die Maschine die größte und siegreichste Feindin der Indianer ist.“
Damit hatte er recht. Wo der Weiße sich mit den eisernen Händen und Füßen das Dampfes sehen läßt, muß der Rote weichen: das unerbittliche Schicksal will es so. Die Maschine ist eine unüberwindlicher Gegnerin, doch nicht so grausam wie das Gewehr, das Feuerwasser, oder die Blattern und andre Krankheiten, denen zahllose Indianer zum Opfer gefallen sind und noch fallen werden, wie die Bisons der Savanne, die soweit ausgerottet sind, daß nur noch wenige als Rarität in zoologischen Gärten gehalten werden.
Noch vor Ablauf der angegebenen Frist von anderthalb Stunden befanden die fünf Reiter sich zwischen Höhen, welche von dunklen Nadelbäumen dicht bestanden waren. Nur hier und da ließ sich etwas Laubholz sehen, dessen helles Grün den düstern Eindruck jener minderte. Als Rollins eine Bemerkung darüber machte, meinte der Ölprinz: „Kommt nur erst zum ‚Gloomy-water’ . Dort wird es noch finsterer als hier.“
„Ist's noch weit bis dort?“
„Nein. Die nächste Schlucht führt ans Ziel.“
Bald war die Schlucht erreicht und man bog in dieselbe ein. Zu beiden Seiten stiegen dunkle Felsen hoch empor, an ihren Lehnen und auf ihren Gipfeln schwarze Hölzer tragend. Auf dem Grund rieselte ein dünnes, schmales Wässerchen, auf welchem Fettaugen schwammen, Grinley warf, als er das bemerkte, Buttler und Poller einen befriedigten Blick zu. Er hatte nicht heimlich mit ihnen reden können und sich darum bisher im stillen besorgt gefragt, ob sie ihre Aufgabe auch wohl so, wie er es erwartete, gelöst haben würden. Jetzt begann er sich beruhigt zu fühlen, deutete auf das Wasser und sagte zu dem Bankier:
„Seht einmal her, Mr. Rollins! Das ist der Abfluß des ‚Gloomy-waters’.Was meint Ihr wohl, was auf demselben schwimmt?“
„Petroleum?“ antwortete der Gefragte, indem er niederblickte.
„Ja, Petroleum.“
„Wirklich, wirklich! Schade darum, ewig schade, daß es fortfließt!“
„Laßt es laufen; es ist wenig genug. Das beste an meinem Fund ist ja eben der Umstand, daß der See nur diesen einen, so geringen und gar nicht nennenswerten Abfluß hat. Später könnt Ihr ja dafür sorgen, daß Euch selbst dieses kleine Quantum nicht entgeht.“
„Freilich, freilich! Aber Mr. Grinley, merkt Ihr nicht auch den Geruch?“
„Natürlich! Ich als der Entdecker dieses famosen Ortes muß ihn doch viel eher als Ihr bemerkt haben.“
„Er wird um so stärker, je weiter wir vorwärts kommen.“
„Wartet nur, bis wir an den See kommen. Ihr werdet Euch wohl wundern!“
Der Erdölgeruch wurde auch wirklich mit jedem Schritt stärker. Da traten die Wände der Schlucht plötzlich auseinander und vor den erstaunten Augen des Bankiers und seines Buchhalters öffnete sich eine länglich-runde Talmulde, deren Grund der Petroleumsee soweit ausfüllte, daß zwischen dem Ufer desselben und den Felsen, welche den nur schwer zu erklimmenden Rand des Tales bildeten, ein nur schmaler Bodenstreifen übrig blieb, auf welchem aus dichten Sträuchern riesige Schwarztannen emporragten. Ebensolche Bäume stiegen an den Felsen ringsum bis zu dem Hochwald hinauf, welcher da oben als Wächter zu stehen schien, um keinen einzigen Sonnenstrahl herabzulassen.
Hier unten herrschte trotz des hellen Tages Dämmerung. Kein Lüftchen bewegte die Zweige; kein Vogel war zu sehen; kein Schmetterling gaukelte über Blumen. Alles Leben schien erstorben zu sein. Schien? O nein, es schien nicht nur, sondern es war wirklich erstorben, denn auf dem See schwammen zahllose tote Fische, deren mattglänzende Leiber ganz eigenartig von der dunklen, ölig schimmernden Oberfläche abstachen. Dazu der außerordentlich starke Geruch des Öles. Dieser unbewegte und unbeleuchtete See, welcher wie ein im Tode erstarrtes Auge vor den Beschauern lag, führte seinen Namen ‚Gloomy-water’ ,
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