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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schwierigkeit des Absatzes! Und hundert Liter pro Stunde!“
    „Kann es denn nicht doch mehr sein? Ist es nicht möglich, daß Ihr Euch irrt?“
    „Nein und abermals nein. Wie alt ist dieser See? Die Jahre sind nicht zu zählen. Seit seiner Entstehung sind Jahrhunderte oder Jahrtausende vergangen; es fließt so wenig ab. Wenn mehr Öl zuflösse, wie hoch müßte es dann auf dem Wasser stehen! Nein, es ist nichts, gar nichts hier zu holen!“
    „Nichts, gar nichts!“ wiederholte der Bankier, indem er mit beiden Händen nach dem Kopf griff. „Also alle Hoffnung, alle Freude vergeblich! Den weiten, weiten Weg umsonst gemacht! Wer soll das aushalten; wer kann das ertragen!“
    Auch der Ölprinz war über die Worte des Buchhalters erschrocken. Mit welchen Mühen und unter welchen Gefahren hatte er das Petroleum faßweise und nach und nach hierher geschafft und versteckt! Was hatte es ihn gekostet! Und nun er so nahe am Erfolg stand, sollte das alles vergeblich gewesen sein! Es flimmerte ihm vor den Augen; er fühlte sich ratlos, konnte kein Wort hervorbringen und richtete seine Blicke hilfesuchend auf seinen Stiefbruder Buttler.
    Dieser hatte schon wiederholt gezeigt, daß er ihm an Schlauheit überlegen war, und auch jetzt zeigte es sich, daß der frühere Anführer der ‚Finders‘ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen ließ. Er gab ein kurzes, überlegenes Lachen zu hören und sagte zu dem Bankier: „Was lamentiert Ihr denn, Mr. Rollins? Ich kann euch nicht begreifen! Wenn es mit dem, was Ihr jetzt denkt und sagt, seine Richtigkeit hätte, so würde es Grinley nicht eingefallen sein, so große Hoffnungen auf das ‚Gloomy-water’zu setzen.“
    „Meint Ihr?“ fragte Rollins schnell, indem er neuen Mut bekam.
    „Ja, das meine ich. Und wenn das Öl hier nur so in Fässer zu schöpfen wäre, so würde er Euch den Platz nicht angeboten, sondern selbst behalten haben. Es ist eben die Sache, daß die Gewinnung des Öles einige kostspielige Vorbereitungen erfordert, zu denen er nicht die Mittel besitzt.“
    „Vorbereitungen? Welche?“
    „Hm! Es wundert mich sehr, daß Ihr das nicht selbst findet. Habt Ihr vielleicht einmal Physik studiert?“
    „Nein.“
    „Hm! Schade drum! Bräuchte Euch dann keine lange Erklärung zu geben. Will aber versuchen, es Euch deutlich zu machen. Ich setze den Fall, Euer Pferd liegt da im Grase und Ihr steigt in den Sattel. Wird es mit Euch aufstehen können?“
    „Ja.“
    „Ihr denkt also nicht, daß Ihr ihm zu schwer seid?“
    „Nein; es steht auf.“
    „Well. Setze aber den andern Fall, daß anstatt des Pferdes ein Schoßhündchen hier läge. Würde das Euch auch in die Höhe bringen?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich ihm zu schwer wäre.“
    „Nun wohl, wendet das doch einmal auf das Petroleum an!“
    „Wieso?“ fragte Rollins, der das, was Buttler meinte, nicht zu erraten vermochte.
    „Mein Beispiel soll sagen, daß ein schwerer Körper, der auf einem leichteren lastet, diesen niederhält. Das begreift Ihr wohl?“
    „Jetzt allerdings.“
    „Und auch Ihr, Mr. Baumgarten?“
    „Ja“, nickte der Genannte, welcher den Worten Buttlers mit Aufmerksamkeit gefolgt war. Dieser fuhr fort: „Wißt Ihr nun aber auch, was schwerer ist, das Petroleum oder das Wasser?“
    „Das Wasser“, antwortete der Buchhalter.
    „ Very well!Nun denkt Euch einmal, wie schwer die Wassermenge ist, welche sich hier im See befindet!“
    „Tausende von Zentnern.“
    „Und auf dem Grund des Sees gibt es eine Petroleumquelle, das heißt ein kleines Loch, aus welchen das Öl heraus will; aber auf diesem Loch liegen viele tausend Zentner von Wasser. Kann da das Öl heraus?“
    „Nein.“
    Baumgarten ging in die Falle. Er war Kaufmann; von den physikalischen Gesetzen verstand er wenig; er wußte nicht, daß das Öl, gerade weil es leichter als Wasser ist, emporsteigen müsse. Grinley begann von neuem aufzuatmen. Auf Buttlers Gesicht ließ sich ein siegesgewisses Lächeln sehen. Er sprach weiter. „Also das Öl, welches aus der Erde strömen möchte, kann nicht in die Höhe. Wir sehen hier nur das geringe Quantum, welches oben durch irgendeine kleine Ritze aus der Erde sickert. Nun schafft aber einmal eine Pumpe her und pumpt das Wasser aus dem See, oder sorgt auf irgendeine andre Weise für den Abfluß desselben. Dann werdet Ihr sehen, daß ein Ölstrahl hundert Fuß hoch und noch höher in die Luft steigt. Das gibt dann einen Ölspring wie in Pennsylvanien, der an einem

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