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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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waren, rief der Ölprinz ihnen zu: „Ihr seid es? Das ist ein gutes Zeichen. Habt ihr den Weg frei gefunden?“
    „Ja“, antwortete Buttler, „so frei wie im tiefsten Frieden. Wir sind nicht auf die Spur auch nur eines einzigen Indianers gestoßen.“
    „Und habt das ‚Gloomy-water’gefunden?“
    „Yes, mit Leichtigkeit.“
    „Nun? Und das Öl?“
    „Großartig, geradezu großartig!“ antwortete der Gefragte, indem sein Gesicht vor Wonne zu strahlen schien. Er wendete sich an den Bankier und fuhr fort: „Habt die Güte, uns einmal anzuriechen! Wie findet Ihr unsern Duft? Ist das etwa Rosenöl, Sir?“
    Die beiden dufteten infolge der Arbeit, welche sie zu bewältigen gehabt hatten, natürlich sehr stark nach Petroleum. Rollins' Züge nahmen sofort einen entzückten Ausdruck an. Er antwortete: „Rosenöl nun freilich nicht, mir aber grad so lieb, als ob es welches wäre. Wie lange dauert es, Mesch'schurs, bis man ein Pfund Rosenöl beisammen hat! Das Erdöl aber läuft so bereitwillig aus der Erde, daß man täglich Hunderte von Fässern füllen kann. Der Duft, den ihr verbreitet, ist mir weit angenehmer, als alle andern Gerüche der Welt. Meint Ihr das nicht auch, Mr. Baumgarten?“
    „Ja“, nickte dieser, dessen Gesicht nun auch einen heitern, zuversichtlichen Ausdruck angenommen hatte.
    „Well! Ihr wolltet bis jetzt noch immer nicht recht an die Sache glauben; ich habe Euch das oft angesehen. Gebt Ihr es zu?“
    „Will es nicht leugnen, Sir.“
    „Aber nun? Jetzt wird sich Euer Mißtrauen doch wohl in das Gegenteil verkehren?“
    Da fiel der Ölprinz ein: „Auch ich habe natürlich bemerkt, daß Mr. Baumgarten mir weniger Vertrauen schenkte, bin aber zu stolz gewesen, mich dadurch beleidigt zu fühlen. Jetzt wird er einsehen, daß er einen Ehrenmann vor sich hat, der das Vertrauen wohl verdient, welches er beansprucht hat. Aber bleiben wir nicht hier auf der offenen Prärie halten. Es gibt Indianer da, welche uns leicht bemerken könnten.“
    „Indianer?“ fragte Buttler, indem sie vorwärts ritten, dem Walde entgegen, aus welchem er mit Poller gekommen war. „Seid ihr etwa auf welche getroffen?“
    „Ja.“
    „Alle Wetter! Wann?“
    „Vor kurzer Zeit.“
    „Was für welche?“
    „Nijoras. Sogar der Häuptling derselben.“
    „Und gut mit ihnen auseinandergekommen?“
    „So leidlich. Hätte schlimmer werden können.“
    Er erzählte den Vorgang, und es verstand sich ganz von selbst, daß Buttler und Poller sich mit seinem Verhalten einverstanden erklärten. Mittlerweile erreichten sie den Wald, welcher ihrer Unterhaltung ein Ende bereitete, denn die Bäume desselben standen so dicht, daß man einzeln hintereinander reiten mußte, was dem Bankier gar nicht lieb war, da er darauf brannte, Weiteres und Ausführliches über den Petroleumsee zu erfahren.
    Nach einiger Zeit ging das Gehölz zu Ende und es öffnete sich von neuem eine grasige Savanne. Nun konnten sich die Reiter zusammenhalten, und Rollins fragte nach dem ‚Gloomy-water’und allen Verhältnissen desselben. Buttler und Poller erfüllten seine Neugierde in einer Weise, welche seine Erwartung noch mehr steigerte und ihn in die größte Aufregung versetzte. Als er behauptete, den Augenblick der Ankunft kaum erwarten zu können, beruhigte ihn Buttler durch die Mitteilung: „Was das betrifft, so wird Eure Geduld nicht mehr lange auf die Probe gestellt werden, denn wir haben höchstens noch anderthalb Stunden zu reiten.“
    „Anderthalb? Und vor einer halben Stunde haben wir euch getroffen; das macht zwei ganze. So habt ihr den Petroleumsee erst seit zwei Stunden verlassen?“
    „So ungefähr.“
    „Warum nicht eher? Eine Botschaft wie die, welche ihr mir brachtet, kann man nicht früh genug erfahren.“
    Diese Frage kam höchst ungelegen, denn er durfte doch nicht erfahren, welche langwierige Arbeit sie am ‚Gloomy-water’zu verrichten gehabt hatten, doch Poller brachte sich aus der Verlegenheit, indem er die Auskunft gab: „Es war unsre Aufgabe, für eure Sicherheit zu sorgen. Dazu gehörte vor allen Dingen auch, daß wir die ganze Umgegend des Sees absuchten. Das war nicht leicht, denn das Terrain ist ein schwieriges, und wir konnten nur langsam verfahren, weil wir vorsichtig sein mußten. Darum sind wir erst vor einigen Stunden fertig geworden.“
    „Und ihr habt nichts gefunden, was auf eine Gefahr für uns schließen läßt?“
    „Nichts, gar nichts. Ihr braucht nicht die mindeste Sorge zu haben, Sir.“
    Rollins

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