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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein Wild treffen werden?“
    „Auch das, obgleich es nicht notwendig ist, denn solange ihr bei uns seid, werdet ihr nicht Not leiden.“
    „Davon sind wir ja fest überzeugt; aber wir können leider doch nicht lange bleiben.“
    „Wann wollt ihr fort?“
    „Nachher, sobald wir euch erzählt haben, was geschehen ist.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Warum?“
    „Ihr müßt bei uns bleiben, bis wir uns überzeugt haben, daß alles, was ihr uns erzählt habt, die Wahrheit ist.“
    „Das ist ein Mißtrauen, welches uns beleidigen muß. Was für einen Grund hätten wir, euch zu täuschen?“
    „Das weiß ich nicht. Es kann da viele Gründe geben.“
    „Keinen einzigen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder sind wir eure Freunde oder eure Feinde. Im ersteren Fall kann es uns nicht einfallen, euch zu belügen, und im letzteren würden wir es niemals gewagt haben, euer Lager aufzusuchen.“
    „Das klingt freilich so, als ob ich euch trauen dürfte; aber die Bleichgesichter haben doppelte Zungen; mit der einen reden sie so und mit der andern anders.“
    „Das ist bei uns nicht der Fall. Wir waren Gefangene der Nijoras; sie wollten uns töten, und wir sind ihnen mit vieler Mühe und unter großen Gefahren entkommen. Du mußt uns glauben, wenn ich dir sage, daß wir uns an ihnen rächen wollen. Wir können dies aber nicht, weil wir zu schwach dazu sind. Darum sind wir zu euch gekommen.“
    Der Häuptling wollte noch immer Widerspruch erheben; seine weiße Squaw aber bat ihn in dringendem Ton: „Glaube ihnen, glaube ihnen doch, sonst vergeht die kostbare Zeit und wir kommen zur Rettung unsres Sohnes zu spät.“
    Da Wolf sich dieser Bitte anschloß, so antwortete der ‚Große Donner‘: „Der Wind will nach seiner Richtung gehen, aber wenn er durch hohe Berge aufgehalten wird, muß er sich in eine andre Richtung wenden. Der Wind ist mein Wille und ihr seid die Berge; es soll so sein, wie ihr wollt.“
    „Also wir dürfen fort, wann es uns beliebt?“ fragte der Ölprinz.
    „Ja.“
    „Ihr legt uns kein Hindernis in den Weg?“
    „Keins.“
    „So ist unser Übereinkommen getroffen und wir wollen die Pfeife des Friedens darüber rauchen.“
    Da verfinsterte sich das Gesicht des Häuptlings plötzlich wieder und er rief aus: „Glaubt ihr mir nicht? Haltet ihr mich für einen Lügner?“
    „Nein. Aber in der Zeit des Krieges braucht man kein Versprechen zu halten, welches ohne den Rauch des Kalumets gegeben wurde. Ihr könnt die Friedenspfeife getrost anbrennen, denn wir meinen es ehrlich. Wir reden die Wahrheit und können es euch beweisen, wenn ihr es verlangt.“
     „Beweisen? Womit?“
    „Schon durch unsern Bericht an sich selbst. Sobald ihr ihn vernommen habt, werdet ihr überzeugt sein müssen, daß jedes Wort die Wahrheit enthält. Dann aber kann ich euch sogar ein Papier zeigen, dessen Inhalt alles bestätigen wird.“
    „Ein Papier? Ich mag nichts vom Papier wissen, denn es kann mehr Lügen enthalten, als ein Mund auszusprechen vermag. Auch habe ich nicht gelernt, mit den Zeichen zu sprechen, welche auf euren Papieren stehen.“
    „So kann Mr. Wolf jedenfalls lesen; er wird dir sagen, daß wir ehrlich und offen sind. Willst du nun die Pfeife des Friedens mit uns rauchen?“
    „Ja“, antwortete der Häuptling, als er den bittenden Blick seiner Frau bemerkte.
    „Für dich und alle die Deinen?“
    „Ja, für mich und für sie.“
    „Dann nimm dein Kalumet, wir haben keine Zeit zu verlieren.“
    Er hatte die Friedenspfeife an seinem Hals hängen, nahm sie herab, füllte den schön geschnittenen Kopf mit Tabak und brannte denselben an. Nachdem er die vorgeschriebenen sechs Züge getan hatte, reichte er sie dem Ölprinzen, von dem sie an Buttler und dann an Poller überging. Als dies geschehen war, glaubte der Ölprinz sicher zu sein. Er dachte nicht daran, daß Wolf das Kalumet nicht erhalten hatte und also nicht an den Vertrag gebunden war.
    Jetzt setzten sich alle auf den Boden nieder und Grinley begann zu erzählen. Er berichtete von dem Petroleumfund, aber ohne den Ort zu nennen, von dem Verkaufen an den Bankier und von seiner Reise in die Berge. Natürlich verschwieg er die Wahrheit. Er sagte, er sei schon auf Forners Rancho mit Buttler und Poller und den Auswanderern zusammengetroffen, auch mit Winnetou, Old Shatterhand und den andern Jägern; dann seien sie alle den Nijoras in die Hände gefallen, und bei diesen hätten sie die gefangenen Navajokundschafter vorgefunden und von diesen gehört,

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