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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jetzigen Augenblick für sich ausnützen müsse, und sagte also mit weithin hörbarer Stimme: „Ja, so ist es; Schi-So ist auch gefangen. Er soll am Marterpfahl sterben.“
    „Und mein Neffe Adolf, welcher mit ihm aus Deutschland gekommen ist, befindet sich auch in der Gewalt der Nijoras!“ fügte Wolf hinzu.
    Da kehrte dem Häuptling die Fassung zurück. Er besann sich, daß es doch unter seiner Würde sei, merken zu lassen, wie sehr die Nachricht ihn getroffen hatte; darum zwang er sich zu äußerlicher Ruhe und fragte: „Schi-So gefangen? Wißt Ihr das genau?“
    „Sehr genau“, antwortete der Ölprinz. „Wir haben nicht nur in seiner Nähe gefesselt gelegen, sondern sogar mit ihm und allen seinen Begleitern gesprochen.“
    „Wer befand sich bei ihm?“
    „Ein junger Freund von ihm, welcher Wolf heißt, mehrere deutsche Familien, welche von drüben ausgewandert sind, und sodann eine ganze Schar berühmter Westmänner, von denen ihr gewiß nicht denken werdet, daß sie sich so leicht gefangennehmen lassen.“
    „Wer sind diese Männer?“
    „Old Shatterhand – – –“
    „Old Shat – – – uff, uff!“
    „Ferner Winnetou.“
    „Der große Häuptling der Apachen? Uff, uff, uff!“
    „Sam Hawkens, Dick Stone, Will Parker, Droll, der Hobble-Frank, gewiß lauter Leute, welche du nicht zu den Feiglingen zählen wirst.“
    Es erklangen rundum laute Rufe des Erstaunens, ja des Schreckens; dadurch fand der Häuptling Zeit, sich zu fassen, denn die Selbstbeherrschung hatte ihm abermals vergehen wollen. Er schob die ihm im Weg Stehenden auseinander und eilte in sein Zelt. Man hörte seine Stimme und diejenige seiner weißen Frau; dann kamen beide heraus, und die letztere rief, sich an die drei Bleichgesichter wendend: „Ist es möglich, ist es wahr? Mein Sohn befindet sich in den Händen der feindlichen Nijoras?“
    „Ja“, antwortete der Ölprinz.
    „So muß er schnell, schnell gerettet werden! Erzählt, was Ihr davon wißt, und sagt, wo sich die Feinde befinden! Wir müssen eilen. Also macht, redet, sprecht!“
    Sie als Frau konnte ihre Aufregung natürlich viel weniger beherrschen als der Häuptling. Sie hatte Grinleys Arm ergriffen und schüttelte denselben, als ob sie die gewünschte Auskunft dadurch beschleunigen könne; der Ölprinz aber antwortete in einem ruhigen Ton: „Ja, wir sind allerdings gekommen, um euch von dem, was geschehen ist, zu benachrichtigen; aber der Häuptling hat uns wie Feinde empfangen, und so wollen wir das, was wir wissen, doch lieber für uns behalten.“
    „Hund!“ fuhr ihn da der ‚Große Donner‘ an. „Du willst nicht sprechen? Es gibt Mittel, dir den Mund zu öffnen!“
    „Nein“, behauptete der Ölprinz mit einem siegesgewissen Lächeln.
    „Wir braten euch am Feuer!“
    „Pshaw!“
    „Wir binden euch an den Marterpfahl!“
    „Pshaw! Wir sind tapfere Männer und wissen zu sterben.“
    Da legte die Frau die Hände auf Schulter und Arm ihres roten Mannes und bat ihn in dringendem Ton: „Sei freundlich mit ihnen! Sie haben uns benachrichtigen wollen und also nicht verdient, daß du sie als Feinde behandelst.“
    „Ihre Gesichter sind nicht die Gesichter guter Männer; ich traue ihnen nicht“, antwortete er finster.
    Die Frau des roten Mannes aber fuhr fort zu bitten, und Wolf vereinigte seine Vorstellungen mit den ihrigen, weil ihm um seinen Neffen bange war. Auch ihm gefielen diese drei Weißen desto weniger, je öfter er sie anschaute; aber sie hatten ihm nichts Böses getan, und er konnte auf Grund ihrer Aussage seinen Verwandten retten; das war für ihn Grund genug, auch Fürbitte einzulegen. Der Häuptling, welcher allerdings viel lieber Strenge angewendet hätte, konnte diesem doppelten Drängen nicht widerstehen und erklärte schließlich: „Es soll so sein, wie Ihr wünscht; die Bleichgesichter mögen in Frieden sagen, was sie uns mitzuteilen haben. Also redet!“
    Diese Aufforderung war an den Ölprinzen gerichtet. Wenn der Häuptling glaubte, daß dieser ihr sofort nachkommen werde, so irrte er sich, denn Grinley antwortete: „Ehe ich deinen Wunsch erfülle, muß ich erst wissen, ob ihr unsre Wünsche erfüllen werdet.“
    „Welche Wünsche habt ihr?“
    „Wir brauchen Waffen. Werdet ihr uns welche geben, wenn wir euch den Dienst leisten, den ihr von uns verlangt?“
    „Ja.“
    „Jedem ein Gewehr und ein Messer?“
    „Ja.“
    „Auch Munition?“
    „Ja.“
    „Auch einen Vorrat von Fleisch, da wir nicht wissen, ob wir bald auf

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