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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht soeben, daß der Hobble jetzt wieder mit Ihnen zusammengetroffen sei?“
    „Ja, so sagte ich; ich vermute es, wenn ich es auch nicht ganz bestimmt behaupten kann. Ich war nämlich einige Tage lang nicht daheim gewesen; als ich nach Hause kam, fand ich einige Zeilen von ihm vor, in denen er mich aufforderte, schleunigst zu ihm zu kommen, falls es noch meine Absicht sei, mit ihm nach Amerika zu gehen, um die betreffenden Helden für meine Oper persönlich kennenzulernen. Ich suchte ihn natürlich sofort auf, kam jedoch zu spät, denn die Villa ‚Bärenfett‘, welche er bewohnt, war verschlossen – alles zu, kein Mensch da, und vom Nachbar konnte ich nur erfahren, daß der Hobble-Frank für längere Zeit verreist sein müsse. Ich habe als ganz selbstverständlich angenommen, daß er nach Amerika ist, und bin ihm nachgereist.“
    „Warum aber gerade in dieses wilde Arizona hinein? Haben Sie denn Grund, zu glauben, daß er sich in dieser Gegend befindet?“
    „Ja. Er sprach nämlich einmal mit mir über die ungeheuren Gold- und Silberreichtümer von Arizona und Nevada und erwähnte dabei, daß er sofort dorthin aufbrechen werde, sobald er erfahre, daß einer seiner früheren Gefährten sich dorthin wenden wolle. Er steht nämlich mit ihnen im Briefwechsel. Da er nun so plötzlich und ohne auf mich zu warten abgereist ist, vermute ich, daß er von einem Freund, wahrscheinlich Old Shatterhand, eine solche Nachricht empfangen hat.“
    „Und daraufhin, also nur daraufhin, haben Sie diese weite Reise gemacht?“
    „Ja, ich bin sicher, ihn hier zu treffen.“
    „Heigh-ho!Für diese Sicherheit gebe ich Ihnen nicht einen Pfennig. Meinen Sie denn, man treffe sich hier hüben so leicht, wie man sich drüben in der Heimat so zwischen Klotzsche und Zitzschewig findet?“
    „Warum nicht? Land ist Land, gleichviel, ob es Sachsen oder Arizona heißt. Warum soll man sich in dem einen schwerer begegnen als in dem anderen?“
    „Welche Frage! Erstens handelt es sich darum, daß Arizona und Nevada je zwanzigmal größer sind als Sachsen und dann kommen auch die Verhältnisse in Betracht. Haben Sie eine Ahnung davon, wie viele und welche Indianerstämme hier wohnen?“
    „Die gehen mich doch nichts an!“
    „Kennen Sie die Unwegsamkeit des Landes, die wilden Schluchten und Cañons, die Öde der Bergregion, die Trostlosigkeit der Wüsten, besonders derjenigen, welche zwischen Kalifornien, Nevada und Arizona liegt?“
    „Geht mich auch nichts an!“
    „Verstehen Sie die Sprache der Indianer, der hiesigen Weißen?“
    „Brauche ich nicht! Meine Sprache ist die Musik.“
    „Aber der wilde Indianer wird ganz und gar nicht musikalisch mit Ihnen sprechen und verfahren! Wie es scheint, wissen Sie gar nicht, welchen Gefahren Sie sich aussetzen, wenn Sie den Hobble-Frank aufsuchen wollen.“
    „Gefahren? Ich habe Ihnen bereits gesagt, wie ich darüber denke. Ein Jünger der Kunst, ein Sohn der Musen hat keine Gefahren zu fürchten. Er steht so hoch über dem gewöhnlichen Leben wie die Violine über dem Rumpelbaß; er lebt und atmet den Äther himmlischer Akkorde und hat mit irdischen Dissonanzen nichts zu schaffen.“
    „Well! So lassen Sie sich einmal von einem Indsmen den Skalp über die Ohren ziehen, und sagen Sie mir dann, welche himmlischen Akkorde Sie dabei vernommen haben! Hierzulande gibt es nur eine Musik, und das ist diese hier.“
    Er schlug bei diesen Worten mit der Hand an sein Gewehr und fuhr dann fort: „Dieses musikalische Instrument gibt die Töne an, nach denen in Arizona und Nevada getanzt wird, und – – –“
    „Getanzt – – – Pfui!“ unterbrach ihn der Kantor. „Wer hat vom Tanzen gesprochen, oder wer wird überhaupt davon sprechen! Ein Künstler niemals! Das Tanzen ist eine hastige und immerwährende Veränderung des festen Standpunktes, durch welche man in unästhetischen Schweiß gerät.“
    „Dann will ich wünschen, daß Sie hier nicht in die Lage kommen, ganz gegen Ihren künstlerischen Willen den Schwerpunkt und mit ihm noch einiges andere, vielleicht gar das Leben zu verlieren. Leider steht schon jetzt zu befürchten, daß Sie sehr bald gezwungen sein werden, einen Hopser zu tanzen, bei welchem es wohl kaum ohne Schweiß abgehen wird.“
    „Ich? Fällt mir nicht ein!“
    „Oho! Sie müssen!“
    „Wer wollte oder könnte mich zwingen?“
    „Die Herren, welche da hinter uns vor der Schnapsschenke saßen.“
    „Wieso?“
    „Das werde ich Ihnen später

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