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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist – – – heißt – – – hm, das weiß ich selbst noch nicht. Ich traf ihn im Dorf und fragte ihn nach Ihnen; da ist er so freundlich gewesen, mich heraus zu Ihnen zu modulieren. Die Hauptsache ist, daß er auch ein Sachse ist.“
    „Ein – – – Sachse?“ fragte Schmidt im Ton des Erstaunens, indem er Sam vom Kopf an bis zu den Füßen herunter betrachtete. „Das ist doch gar nicht möglich! Wenn bei uns in Sachsen jemand in solcher Kleidung herumliefe, würde er auf der Stelle arretiert!“
    „Aber wir sind glücklicherweise jetzt nicht in Sachsen“, antwortete Hawkens ganz freundlich; „darum werde ich meine Freiheit wahrscheinlich behalten, wenn ich mich nicht irre. Ihr werdet hier noch ganz andere Anzüge zu sehen bekommen, als der meinige ist. Es gibt im Wilden Westen nicht auf je zwanzig Schritte zehn Kleidermagazine. Darf ich vielleicht erfahren, wohin ihr wollt, meine Herren?“
    „Ihr?“ meinte Schmidt in abweisendem Ton. „Wir sind gewohnt, Sie genannt zu werden, und möchten, ehe wir Ihnen Auskunft geben, zunächst wissen, wer Sie sind, was Sie treiben und auf welchem Weg Sie sich befinden.“
    „Well, das können Sie wissen. Ich heiße Falke, bin aus Sachsen herübergekommen, lebe als Westmann und gebe jedem die Ehre, die ihm gebührt. Da habt Ihr meine volle Legitimation. Ob Ihr mir meine Frage nun auch beantworten wollt, das steht in Eurem Belieben.“
    „Ihr und Euer? Herr Falke, ich habe Ihnen schon gesagt, daß wir gewohnt sind – – –“
    „Schon gut, schon gut!“ unterbrach ihn der Kleine, „und ich habe auch bereits gesagt, daß ich einem jeden die Ehre gebe, die ihm gebührt. Wer mich als einen Hanswurst betrachtet, der wird von mir Ihr oder gar Er genannt, und sagt der Esel dieses Wort noch einmal, so gehe ich fort und laß ihn so dumm bleiben, wie er ist.“
    „Alle Donner! Meinen Sie damit etwa mich?“ brauste der Alte auf, indem er drohend einen Schritt zurücktrat.
    „Ja“, antwortete der Kleine, indem er ihm furchtlos und höchst freundlich in die Augen sah.
    „Da machen Sie ja gleich, daß Sie wieder fortkommen, falls Sie wünschen, daß Ihre Knochen beieinanderbleiben sollen!“
    „Ich habe ja schon gesagt, daß ich gehen und Sie bleibenlassen werde, was und wie Sie sind. Aber als Ihr Landsmann denke ich, die Pflicht zu haben, Sie vorher zu warnen.“
    „Vor wem?“
    „Vor den zwölf Reitern, welche heute an Ihnen vorübergekommen sind.“
    „Ist nicht nötig. Wir sind selbst so klug, zu wissen, woran wir sind. Die Kerls haben uns gleich nicht gefallen und, als sie uns ausfragen wollten, keine Auskunft erhalten. Sie sehen also, daß Ihre guten Lehren bei uns überflüssig sind.“
    Er drehte sich um, zum Zeichen, daß er mit Sam Hawkens nichts mehr zu tun haben wolle. Dieser machte eine Bewegung, sich zu entfernen, blieb aber doch, angetrieben von seinem guten Herzen, wieder halten und sagte: „Master Schmidt, noch ein Wort!“
    „Was?“ fragte der Alte barsch.
    „Wenn Ihr wirklich keine guten Lehren braucht, so will ich sie gern für mich behalten. Gestattet mir nur noch das eine zu fragen: Stehen eure Wagen nur einstweilen so beieinander wie jetzt?“
    „Warum diese Frage?“
    „Weil dies die allerbequemste Weise ist, bestohlen oder gar überfallen zu werden; hätte ich hier etwas zu gebieten, so würde mit den vier Wagen ein Viereck gebildet, innerhalb dessen alle Menschen und Ochsen – hihihihi – Menschen und Ochsen während der ganzen Nacht zu bleiben hätten. Dabei müßte von der Dunkelheit an bis zum frühen Morgen ein Posten sorgsam Wache halten.“
    „Warum?“
    „Weil ihr euch in Avijour befindet und nicht daheim in der Dresdener oder Leipziger Kreisdirektion.“
    „Wo wir sind, das wissen wir genau. Um das zu erfahren, brauchen wir keinen Hanswurst zu fragen. Macht Euch also fort von hier, sonst schaffe ich Euch Spannfedern in die Beine!“
    „Well, gehe schon, wenn ich mich nicht irre, habe es gut gemeint mit euch; aber wenn dem Esel zu wohl ist, so habe ich nichts dagegen, wenn er auf das Eis geht, um eine Polka zu probieren!“
    Er drehte sich scharf um und entfernte sich nach dem Dorf zu. Schmidt fuhr den Kantor unmutig an: „Da hatten Sie uns einen sauberen Kerl gebracht. Sah aus wie ein Harlekin und war dabei doch grob wie Bohnenstroh. Für solche Landsmänner muß ich danken.“
    „Aber mit mir ist er vorher sehr zuvorkommend und freundlich gewesen“, wagte der Emeritus einzuwerfen. „Das war wohl

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