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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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machen; aber ich weeß eenen, der sich fest vorgenommen hat, eene große Dummheet zu begehen.“
    „Wer ist das?“
    „Wer das is? Da fragen Sie ooch noch danach? Wenn von Dummheeten die Rede is, so können Sie es sich doch gleich denken, wen ich meene, den Kantor natürlich. Er hat mich zu derselben Dummheet überreden wollen; er will nämlich, wenn wir nach dem Winterwasser kommen, links abschwenken.“
    „Alle Donner! Das könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen! Ist das wirklich sein Plan?“
    „Eben hat er es mir gesagt. Ich habe ihn gewarnt; aber er schnauzte mich grob an und meinte, es hätte ihm keen Mensch was zu befehlen. Er ist ganz des Teufels droff, seinen Willen durchzusetzen.“
    „Das müssen wir uns doch sehr streng verbitten! Ist das wahr, was Frau Ebersbach jetzt von Ihnen gesagt hat!“
    Diese Frage war an den Kantor gerichtet.
    „Ja“, antwortete er, da er es doch nicht leugnen konnte.
    „Sie wollen also, ohne mich zu fragen, eine andere Richtung einschlagen?“
    „Ja.“
    „Weshalb?“
    Der Kantor schwieg.
    „Reden Sie!“
    Diese Aufforderung war im allerstrengsten Ton gesprochen. Der Kantor ärgerte sich darüber und antwortete wieder nicht. Da fuhr ihn Old Shatterhand zornig an: „Wenn Sie nicht reden wollen, werde ich Ihnen den Mund öffnen. Es handelt sich hier um unser Leben. Also, was ist der Grund Ihrer Absicht?“
    „Meine Oper“, stieß der Gefragte hervor.
    „Ihre Oper! Wir sollen also abermals nur Ihres verrückten Hirngespinstes wegen in Gefahr gebracht werden! Inwiefern ist denn diese berühmte Oper der Grund zu dem, was Sie tun wollen?“
    Wieder wollte der Kantor nicht mit der Sprache heraus. Da legte sich der Hobble-Frank ins Mittel, indem er sagte: „Ich weeß es, was für eene vorhandene Absicht im Grund- und Hypothekenbuch seines Vorhabens verzeichnet is.“
    „Nun, welche?“
    „Ich habe vorhin mit ihm gesprochen und ziehe aus dem, was er gesagt hat, die Divisionsklausel, daß er für seine Oper eene Kampfszene braucht.“
    „Ah so! Und da will er gerade das herbeiführen, was wir vermeiden wollen?“
    „So is es. Er will nach links, damit die Nijoras unsern Hinterhalt sehen sollen.“
    „Sollte man so etwas für möglich halten! Das ist nicht eine Verrücktheit, sondern geradezu ein Verbrechen! Was tut man nur mit einem solchen Mann? Wollen Sie mir sofort versprechen, von Ihrem Vorhaben abzuweichen, Sie unbegreifliches Menschenkind!“
    Der Kantor brauchte nur mit Ja zu antworten, so war alles gut. Aber er hatte zu Frau Rosalie behauptet, daß er seinen Willen durchsetzen werde, und wollte sich nun ihr gegenüber nicht blamieren. Darum beantwortete er die Aufforderung Old Shatterhands wieder mit einem Schweigen. Dieser fuhr also in erhobenem Ton fort: „Ich frage Sie, ob Sie mir jetzt versprechen wollen, Ihre Absicht aufzugeben?“
    Abermals keine Antwort.
    „Gut!“ meinte Old Shatterhand. „So werde ich dafür sorgen, daß Sie uns nicht schaden können. Sie dürfen nicht mit; Sie bleiben hier an dieser Stelle.“
    Das empörte den Zukunftskomponisten außerordentlich. Er bekam die Sprache wieder und antwortete: „Das laß ich mir nicht gefallen, Herr Shatterhand. Ich bin kein Soldat oder Rekrut, der sich andonnern lassen und gehorchen muß!“
    „Sie werden gehorchen. Sie bleiben hier und ich laß jemand bei Ihnen, der Sie beaufsichtigen muß.“
    „Dem gehe ich durch!“
    „Schön! So werde ich also die Drohung wahr machen, welche ich Ihnen schon ausgesprochen habe. Ich binde Sie an. Steigen Sie vom Pferd!“
    Old Shatterhand stieg selbst aus dem Sattel und faßte, als der Kantor sich weigerte, dies auch zu tun, ihn beim Leib und zog ihn herab. Er wurde nach dem Gebüsch geschafft und dort an den Baum gebunden. Sein Widerstand fruchtete nichts. Nun handelte es sich darum, wer bei ihm bleiben sollte. Der Bankier bot sich an, denn der Gedanke, von den Nijoras überfallen zu werden, hatte für ihn nichts Behagliches. Old Shatterhand war damit einverstanden, schärfte ihm aber ein, den Kantor nicht etwa, falls er gute Worte geben sollte, loszubinden; es soll später ein Bote geschickt werden, um die beiden nachzuholen.
    Bis jetzt hatte man die fünfhundert Navajos, welche nach Süden geritten waren, noch reiten sehen; nun aber verschwanden sie am Horizont, und es war anzunehmen, daß sie nach kurzer Zeit ihr Ziel erreichen würden. Darum gab Old Shatterhand den Befehl, nun den unterbrochenen Ritt fortzusetzen.
    Es war wirklich ein großes

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