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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hätten.“
    „Jedenfalls habe ich es Ihnen schon gesagt. Ich habe hier nun die Helden gefunden, die ich dazu brauche; aber in ihrer Tätigkeit habe ich sie eigentlich noch nicht gesehen.“
    „Nich? Na, ich dachte doch, daß bisher schon genug geleistet worden is, was andre Leute nich gleich fertig bringen würden. Wir sind ja gradezu immer aus dem eenen Abenteuer in das andre geflogen!“
    „Das gebe ich ja ganz gern zu; aber das, wobei das Heldentum sich in seiner vollsten Glorie zeigen kann, hat es noch nicht gegeben.“
    „Was wäre das?“
    „Eine Schlacht, ein allgemeiner Kampf, wo Mann gegen Mann zu stehen hat und der Held einen Feind nach dem andern niederschlägt, wissen Sie, so ungefähr wie Roland bei Roncesvalles.“
    „Roland? Da irren Sie sich sehr wahrscheinlich.“
    „Inwiefern?“
    „Das is doch nich Roland, sonder Iffland gewesen.“
    „Iffland? Nein, liebster Herr Frank, das ist unmöglich, vollständig unmöglich.“
    „Vollschtändig unmöglich? Warum denn, he?“
    „Erstens weil Iffland damals noch nicht gelebt hat.“
    „So, so! Sehn Sie doch mal an, was Sie da nich alles wissen! Also das war erschtens. Und zweetens?“
    „Zweitens ist, so viel ich mich erinnere, Iffland gar kein Held, sondern ein Schauspieler und Theaterdichter gewesen. Wie kann er da zur Zeit Karls des Großen im Tale von Roncesvalles gekämpft haben?“
    Da machte Frank sein grimmigstes Gesicht und fragte: „Wollen Sie etwa das, was ich gesagt habe, dekonfektionieren? Da kommen Sie bei mir an den Falschen. Ihren großen Karl kenne ich viel besser als Sie. Er is der erschte Kaiser von Deutschland gewesen und hat eene runde Tafel voll lauter Ritter gehabt. Iffland war der berühmteste davon und is dort im Tal von Roncesvalles mitten im Kampf an den Masern gestorben. Allerdings hatte Karl der Große ooch eenen Theaterdichter; der hat aber nich Iffland, sondern Uhland geheeßen und außer andern schönen Sachen ooch den berühmten Löwenritt von Freiligrath gedichtet. Haben Sie das begriffen?“
    Der Kantor sah den Kleinen erstaunt an; er öffnete den Mund, um zu antworten, brachte ihn aber nicht wieder zu.
    „Ja, sehn Sie, da schperren Sie den Mund auf über meine Gelehrsamkeet! Machen Sie ihn nur wieder zu und schweigen Sie! Es scheint gar, nach Ihrem Gesicht zu urteelen, als ob Sie mir widersprechen wollten. Das lassen Sie aber ja bleiben, denn Widerspruch vertrage ich partuhmang nich. Reden wir also von was anderm! Sie wollten, wie es scheint, gern eener Schlacht beiwohnen?“
    Der Kantor hätte sich gern noch weiter über Roland, Iffland und Uhland mit ihm gestritten; aber er wollte Frank bei guter Laune erhalten; darum ließ er dieses Thema fallen und antwortete: „Ja, ich möchte einen wirklichen blutigen Kampf erleben.“
    „Warum denn das? So etwas is gefährlich und man soll es sich also gar nich wünschen.“
    „Aber ich brauche es für meine Oper. Es versteht sich doch ganz von selbst, daß es in einer Heldenoper nicht ohne Kampf abgehen kann!“
    „Das is doch nur off der Bühne, und Sie brauchen sich doch nich derohalben eenen wirklichen Kampf, een wirkliches Blutvergießen zu wünschen.“
    „O doch! Wenn man so etwas wirklich gesehen und miterlebt hat, kann man es viel besser komponieren. Das Getöse des Kampfes, das Schreien und Heulen, das Knattern der Gewehre, das Krachen der Schüsse, das alles läßt sich nur dann richtig durch Töne wiedergeben, wenn man es selbst gehört hat.“
    „Aber es kann Ihnen Ihr Leben kosten und dann is ooch Ihre ganze schöne Oper futsch!“
    „Glauben Sie das ja nicht! Wir Komponisten stehen unter dem ganz besonderen Schutz der Musen; uns kann nichts passieren. Oder haben Sie einmal gehört, daß ein berühmter Komponist von den Indianern erstochen oder erschossen worden sei?“
    „Nee, das nich.“
    „Also! Ich befinde mich nicht in der geringsten Gefahr, wenn sich mein Wunsch erfüllt; darauf können Sie sich verlassen. Denken Sie, daß es heute zu einem Kampf kommen wird?“
    „Hm! Wenn alles so klappt, wie Old Shatterhand und Winnetou beschprochen haben, so loofen uns die Feinde in die Hände, ohne daß een Schuß dabei zu fallen braucht. Wenn es aber andersch wird, da freilich kann es sehr schlimm ausfallen.“
    „Wie denn anders?“
    „Ja, da können verschiedene Fälle eintreten. Man weß ja im voraus nie, was alles geschehen kann. So zum Beischpiel brauchen die Nijoras nur zu merken, daß die Navajos in dem Hinterhalt liegen, so geht der

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