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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besondersch in Fremdwörtern eene Untrüglichkeet angeeignet, die sich niemals gymnastieren läßt. Ihre Widersprüche sind also Beleidigungen für mich, wegen denen ich mich eegentlich mit Ihnen duellisieren müßte, wenn ich nich so een guter Freund von Ihnen wäre. Also reden Sie mir nich mehr drein, wenn ich in Zukunft wieder etwas sage; es könnte das unsere gegenseitige Sympathie auseenanderpartizipieren, was mir um Ihretwillen leid tun würde. Jetzt aber geschtatte ich mir, Ihnen hier meinen Freund und Vetter vorzuschtellen, wofür ich hoffe, daß Sie mich mit Ihren Begleitern subkutan bekannt machen werden. Bei mir heeßt es immer wie bei Cäsar: fenni, fitti , fitschi , zu deutsch: er kam, sie packte ihn, und ich kriegte ihn!“
    Der Kantor schien große Lust zu haben, ihn abermals zu verbessern, sah aber glücklicherweise davon ab und nannte ihm die Namen aller derer, welche mit ihm gekommen waren. Da gab es ein freudiges Hallo, als die Männer, welche so viel voneinander gehört hatten, sich nun persönlich kennenlernten, besonders als Sam, Dick und Will erfuhren, daß sie mit Old Shatterhand und Winnetou zusammentreffen würden. Da gab es zu erzählen und tausend Fragen zu beantworten. Aber zunächst war es notwendig, das Lager zu errichten und für die Tiere zu sorgen; alles andere mußte aufgeschoben werden.
    Als man damit beschäftigt war, sah der Ölprinz eine Weile zu. Er hatte versprechen müssen, sich der Auswandererkarawane zu bemächtigen und sie seinem Bruder und dessen Begleiter nachzubringen; darum nahm er einen Augenblick wahr, an welchem sich Sam Hawkens abgesondert von den andern befand, grüßte ihn höflich und sagte: „Ich habe gehört, Sir, daß Ihr Sam Hawkens, der berühmte Westmann seid. Hat man Euch vielleicht meinen Namen genannt?“
    „Nein“, antwortete der Kleine, auch in höflichem Ton. Der Ölprinz war ein Stiefbruder Buttlers und diesem in Beziehung auf seine Gesichtszüge gar nicht ähnlich. Darum konnte Sam nicht ahnen, daß er einen so nahen Verwandten des Räubers vor sich hatte.
    „Ich heiße Grinley; man nennt mich in dieser Gegend den Ölprinz, weil ich eine Stelle weiß, an welcher eine außerordentlich ergiebige Ölquelle zu Tage tritt.“
    „Eine Ölquelle?“ fragte Sam sofort interessiert. „Dann seid Ihr sehr glücklich gewesen und könnt ein steinreicher Mann werden. Wollt Ihr die Ausbeutung der Quelle in die eigene Hand nehmen?“
    „Nein; dazu bin ich zu arm.“
    „Also verkaufen?“
    „Ja.“
    „Habt Ihr schon einen Käufer?“
    „Ich habe einen gefunden. Er sitzt drin im Hof, Mr. Rollins, ein Bankier aus Brownsville in Arkansas.“
    „So laßt Euch nicht über die Ohren barbieren, und verlangt so viel wie möglich! Ihr wollt mit ihm nach der Quelle reiten?“
    „Ja.“
    „Ist es weit von hier?“
    „Nicht sehr.“
    „Well, der Ort ist natürlich Euer Geheimnis, und ich will Euch nicht nach demselben fragen. Aber Ihr habt mich angeredet, und ich schließe daraus, daß Ihr irgendeinen Grund habt, Euch mir zu nähern?“
    „Das ist richtig, Sir. Man sagte vorhin, daß Ihr nach dem Colorado wollt?“
    „Allerdings.“
    „Meine Petroleumquelle liegt am Chellyfluß, und ich habe von hier aus also die Richtung, welche auch Ihr reitet.“
    „Freilich wohl; aber warum sagt Ihr das grad mir?“
    „Weil ich Euch bitten wollte, mir zu erlauben, mich Euch anzuschließen.“
    „Mit Eurem Bankier?“
    „Ja, und mit dem Buchhalter desselben, welcher bei ihm ist.“
    Sam betrachtete den Ölprinz vom Kopf bis zu den Füßen herab und antwortete dann: „Hm, man kann hier in der Wahl seiner Begleiter nicht vorsichtig genug sein, wie Ihr wohl wissen werdet.“
    „Ich weiß das gar wohl; aber sagt mir doch, Sir, ob ich wie ein Mensch aussehe, dem man kein Vertrauen schenken darf?“
    „Das will ich nicht behaupten. Aber warum wollt Ihr mit uns reiten? Einen Fundort von Petroleum hält man doch geheim, und darum ist es auffällig, daß Ihr Euch uns anschließen wollt, wenn ich mich nicht irre.“
    „Was das betrifft, so bin ich überzeugt, daß ein Sam Hawkens mich nicht betrügen wird.“
    „Well; damit habt Ihr den Nagel auf den Kopf getroffen. Durch mich und meine Kameraden werdet Ihr sicher keinen einzigen Tropfen Öl verlieren.“
    „Ich habe noch einen andern Grund, sogar zwei. Die Roten sind unruhig geworden, und da fühle ich mich bei Euch sicherer, als wenn ich mit meinen beiden unerfahrenen Leuten allein reiten müßte. Das werdet Ihr wohl

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