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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zwar Orgel schpielen und vielleicht ooch Opern komprimieren, im übrigen müssen Sie ganz schtille sein, zumal eenem Präriejäger und Gelehrten gegenüber, wie ich eener bin. Wenn ich mich mit Ihnen in gelehrten Schtreit einlassen wollte, würden Sie doch allemal kleene zugeben müssen!“
    „Das möchte ich denn doch bezweifeln“, wendete der Kantor ein.
    „Wie? Was? Das wollen Sie nich zugeben? Soll ich's Ihnen beweisen? Soll ich Ihnen zeigen, was für eene schprachliche Null Sie gegen mich sind, wenn es sich um unsre extrakten Wissenschaften handelt?“
    „Exakt muß es heißen, Herr Frank!“
    Da fuhr der Kleine ihn noch zorniger als vorher an. „Was? Schon wieder wollen Sie mich verbessern? Was meenen Sie denn eegentlich mit Ihrem Exakt, he?“
    „Unter exakten Wissenschaften versteht man bekanntlich diejenigen Wissenschaften, welche auf sicheren, feststehenden Kenntnissen beruhen.“
    „Ach so! Und damit wollen Sie mich schlagen, mich, den berühmten Hobble-Frank? Wissen Sie, was das zu bedeuten hat? Besitzen Sie eene Ahnung davon? Es soll Ihnen gleich een Licht offgehen! Was verschtehen Sie denn nu zweetens unter dem Wort, dessen ich mich höchst zutreffender Weise bedient habe; ich meene nämlich das Wort extrakt?“
    „Den Auszug aus irgend etwas, zum Beispiel aus Schriften, aus Kräutern und so weiter.“
    „Schön, sehr schön, mein lieber Herr Kantor emeritus! Sie geben aber doch wohl zu, daß der Extrakt stets das Beste enthält? Lindenblütenextrakt zum Beispiel enthält die ganzen körperlichen und geistigen Fähigkeiten, welche in der Lindenblüte geschteckt haben. Nich?“
    „Ja, wenn ich mich auch vielleicht etwas anders ausgedrückt hätte.“
    „O bitte, drücken Sie sich immer ergebenst aus, wohin es Ihnen beliebt, ich bin Ihnen nich im geringsten hinderlich. Die Hauptsache is, daß Sie mir zugestimmt haben. Extrakt is der Inbegriff aller Geister, die sich herausziehen lassen. Wenn ich nun von extrakten Wissenschaften schpreche, so meene ich natürlich, daß die Geister aller Wissenschaften in mir vereinigt sind. Das muß jedes Kind einsehen, Ihnen aber scheint diese Schprache viel zu hoch zu sein. Es ist wirklich nich zu begreifen, wie es menschenmöglich sein kann, daß Sie sich vorhin über meine Indigestikulation offgehalten haben!“
    „Weil es Indigestion heißen muß.“
    „So, so! Was soll denn dieses schöne, liebliche Wort bedeuten?“
    „Unverdaulichkeit. Indigestibel bedeutet unverdaulich oder unverdaubar.“
    „Das gloobe ich Ihnen sofort und von ganzem Herzen, denn Sie selber sind im höchsten Grad indigestibel; wenigstens ich kann Sie ganz unmöglich verdauen. Was haben Sie nun aber gegen das Wort, welches ich gebraucht habe, nämlich Indigestikulation?“
    „Daß es kein richtiges Wort, sondern der reine Unsinn ist.“
    „Ach so, hm, hm! Und was heeßt denn wohl Gestikulation?“
    „Die Gebärdensprache, die Sprache durch Bewegung der Hand oder anderer Körperteile.“
    „Schön, sehr schön! Jetzt habe ich Sie, wohin ich Sie haben wollte. Jetzt sind Sie gefangen wie Kleopatra von Karl Martell in der Schlacht an der Beresina! Also Gestikulation is Gebärden- oder Bewegungsschprache, und indi bedeutet innerlich, sich off den Magen beziehend, denn Sie haben selber gesagt, daß indigestibel unverdaulich heißt. Also wenn ich mich des sehr geistreichen Ausdrucks Indigestikulation bediene, so habe ich zu viel gegessen und will durch die Blume andeuten, daß mein Magen sich in schtürmische Windungen versetzt, um mich durch diese Gebärden- und Bewegungsschprache daroff offmerksam zu machen, daß ich Messer, Gabel und Löffel nun in die Serviette wickeln und beiseite legen soll. Sie aber scheinen für solche zarten Andeutungen Ihres Magens keen Verschtändnis zu besitzen, sonst hätten Sie meine Indigestikulation nicht angezweifelt. Is Ihnen vielleicht die Fabel von dem Frosch und dem Ochsen bekannt?“
    „Ja.“
    „Nu, wie war die denn?“
    „Der Frosch sah einen Ochsen, wollte sich so groß machen, wie dieser war, blies sich auf und – zerplatzte dabei.“
    „Und die Lehre, welche man aus dieser Fabel zu ziehen hat?“
    „Der Kleine soll sich nicht groß dünken, sonst kommt er in Schaden.“
    „Schön, sehr schön! Ausgezeichnet sogar!“ stimmte Frank begeistert bei. „Nehmen Sie sich diese Lehre zu Herzen, Herr Kantor emeriticus !“
    „Warum, wenn ich Sie darum fragen darf?“
    „Weil diese Fabel außerordentlich gut off uns paßt, nämlich off Sie

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