10 - Der Ölprinz
begreifen.“
„Sehr gut.“
„Und sodann hat Mr. Frank mich in große Verlegenheit gebracht. Wir haben ihm aufrichtig mitgeteilt, was wir droben am Chelly wollen, und er hat mir diese Offenheit damit vergolten, daß er den Bankier mißtrauisch gemacht hat. Er glaubt nicht, daß am Chelly Petroleum zu finden ist.“
„Hm, das kann ich ihm nicht verdenken. Ich muß Euch sagen, Sir, daß ich auch nicht daran glaube.“
„Das sagt Ihr im Ernst?“
„Im vollen Ernst.“
„So haltet auch Ihr mich für einen Schwindler?“
„Nein.“
„O doch. Es ist ja gar nicht anders möglich, wenn Ihr nicht an meine Behauptung glaubt.“
„Ich denke, daß Ihr getäuscht worden seid.“
„Es hat mich niemand täuschen können, denn ich selbst bin es gewesen, der das Placer entdeckt hat.“
„Kein andrer war dabei?“
„Keiner.“
„So habt Ihr sehr einfach Euch selbst getäuscht und irgendeine Flüssigkeit für Petroleum gehalten.“
„Das ist ja gar nicht möglich, Sir. Welche Flüssigkeit könnte das sein?“
„Weiß es auch nicht; aber ich möchte darauf schwören, daß es da oben am Chelly kein Petroleum gibt.“
„Kennt Ihr die Gegend?“
„Ja; ich bin einmal dort gewesen.“
„Längere Zeit?“
„Nein, sondern nur einige Tage; aber das ist gar nicht nötig; man braucht nicht dort gewesen zu sein, um zu wissen, daß kein Erdöl dort vorhanden ist; die Gegend stimmt nicht dazu. Ja, wenn Ihr sagtet, Gold und Silber oder irgendein anderes Metall dort entdeckt zu haben, das wollte ich wohl glauben, Petroleum aber nie!“
„Aber ich habe es doch probieren lassen!“
„So! Und wie ist das Gutachten ausgefallen?“
„Zu meiner vollsten Zufriedenheit.“
„Das kann ich nicht begreifen. Dann ist ein Wunder geschehen, und ich gestehe Euch, daß es mich verlangt, dieses sonderbare Petroleum zu sehen.“
„Das könnt Ihr, Sir. Wenn Ihr uns die Erlaubnis gebt, uns Euch anzuschließen, werdet Ihr es zu sehen bekommen.“
„Ihr würdet mich zu dem Placer führen?“
„Ja.“
„Well; das ist mir wirklich hochinteressant. Also Mr. Frank hat auch nicht an das Öl geglaubt und Mr. Droll wohl auch nicht?“
„Beide nicht.“
„Und Ihr ärgert Euch natürlich darüber?“
„Darüber eigentlich nicht, sondern vielmehr darüber, daß sie den Bankier mißtrauisch gemacht haben. Sie konnten meinetwegen zehnmal oder hundertmal zweifeln; aber ihm ihren Unglauben aufzureden, das hätten sie nicht tun sollen. Sie konnten mir dadurch leicht das Geschäft, welches ich vorhabe, zuschanden machen.“
„Ist dieser Mr. Rollins denn wirklich zweifelhaft geworden?“
„Ja. Und eben auch aus diesem Grund habe ich Euch gebeten, mich mitzunehmen. Sie wissen sich dann unter Eurem Schutz und werden nicht länger denken, daß ich irgend etwas gegen sie unternehmen will. Wollt Ihr mir den Gefallen tun, Sir?“
„Gern, möchte aber vorher meine Gefährten darum fragen.“
„Ist das nötig, Sir? Sehe ich so wenig Vertrauen erweckend aus, daß Ihr, der Ihr der Anführer zu sein scheint, Euch erst die Genehmigung anderer holen müßt?“
„So schlimm ist es nicht. Wenn Ihr nichts dagegen habt, daß ich aufrichtig gegen Euch bin, will ich Euch ehrlich sagen, daß ich Euch nicht für einen Schwindler, aber auch nicht für das Gegenteil halte; ich halte euch für einen Menschen, den man erst kennenlernen und prüfen muß, um ihn richtig beurteilen zu können. Darum wollte ich mich erst bei Dick Stone und Will Parker erkundigen.“
„Alle Teufel, Sir! Diese Eure Aufrichtigkeit ist nicht etwa ein Kompliment gegen mich!“
„Aber sie ist doch besser, als wenn ich Euch in das Gesicht freundlich, hinterrücks aber mit Mißtrauen behandelte. Und damit Ihr seht, daß es nicht gar so schlimm gemeint ist, will ich meine Gefährten nicht erst fragen, ob sie Euch mitnehmen sollen, sondern Euch meine Zustimmung gleich jetzt erteilen.“
„Den Bankier und seinen Buchhalter eingeschlossen?“
„Versteht sich doch ganz von selbst, Sir.“
„Wann reitet Ihr von hier fort?“
„Morgen früh, wenn ich mich nicht irre. Wann wolltet denn Ihr weiter?“
„Heute schon; aber ich werde Mr. Rollins und Mr. Baumgarten zu bestimmen suchen, bis morgen zu warten.“
„Tut das, Sir; denn unsere Tiere sind ermüdet und die Frauen und Kinder ebenso, weil diese des Reitens nicht gewohnt sind. Ich will hoffen, daß ich es nicht zu bereuen haben werde, Euch meine Zustimmung gegeben zu haben.“
„Keine Sorge, Sir! Ich bin ein
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