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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehen?“
    „Ich hoffe, daß sie es tun, wenn wir darum bitten.“
    „Nein, das werden wir nicht“, antwortete der Hobble-Frank.
    „Nicht?“ fragte Baumgarten. „Warum?“
    „Erstens weil wir hier bleiben müssen, um mit Shatterhand und dem Apachen zusammenzutreffen, und zweitens weil wir uns nur solchen Leuten anzuschließen pflegen, welche Vertrauen zu uns haben.“
    „Das haben wir ja!“
    „Nein.“
    „Wieso?“
    „Hat Mr. Rollins es nicht sehr deutlich in Frage gestellt, ob wir Euch nützen würden?“
    „Das war nicht so gemeint, wie Ihr es aufzunehmen beliebt. Ihr habt ihn besorgt gemacht und tragt also selbst die Schuld, wenn er sich nun bedenklich zeigt. Was aber mich betrifft, so halte ich grad euch beide für die Leute, welche wir brauchen, und denke, daß ihr einen Landsmann nicht im Stich lassen werdet.“
    „Hm, das mit dem Landsmann hat seine Richtigkeit; ein Deutscher kann stets und überall auf uns rechnen. Ich würde also wohl mitgehen; aber Ihr wißt es ja, warum wir hier bleiben müssen.“
    „Müssen? Das wohl nicht. Winnetou und Old Shatterhand können uns ja nachkommen, oder, wenn sie das nicht wollen, hier warten, bis Ihr zurückkehrt. Bedenkt, daß wir bis zum Chellyfluß nur drei Tage zu reiten haben; das wären sechs Tage für hin und zurück, gewiß keine lange Zeit für Leute, welche nicht nach Stunden zu rechnen brauchen, sondern vielmehr freie Herren ihrer Tage und Wochen sind. Euch und ihnen kann es sogar auf Monate und Jahre nicht ankommen.“
    „Das geben wir zu; in dieser Beziehung sind wir nicht nur Freiherren, sondern Grafen und Fürsten. Übrigens sind wir überzeugt, daß unsere berühmten Freunde sehr gern auf uns warten, oder gar uns nachfolgen werden, wenn wir sie durch den Ranchero darum bitten lassen. Sie haben keine Ahnung davon, daß wir hier sind, und schon die Freude, uns so unerwartet wiederzusehen, wird sie veranlassen, unsern Wunsch zu erfüllen. Was meinst du dazu, Vetter Droll?“
    „Wir reiten mit“, antwortete der Gefragte kurz entschlossen. „Old Shatterhand kommt sicher nach und der Apache auch. Ich brenne darauf, diesem Ölprinzen ein wenig auf die Finger zu sehen, und da er nicht warten will, so bleibt uns nichts übrig, als mitzugehen. Es gibt hier zwei Gründe, welche so wichtig sind, daß wir ihnen folgen müssen: es handelt sich um ein Millionengeschäft, und Mr. Baumgarten ist ein Deutscher, der ein Recht hat, Teilnahme und Hilfe von uns zu erwarten.“
    „Ich danke euch!“ sagte der letztere, indem er ihnen die Hände drückte. „Ich will nun auch offen sein und gestehen, daß ich dem Ölprinzen kein volles Vertrauen entgegengebracht habe; grad darum bat ich Mr. Rollins, mich mitzunehmen. Ich habe Grinley unterwegs stets beobachtet und sehr scharf im Auge behalten, aber freilich nichts entdeckt, was mein Mißtrauen hätte vergrößern können. Jedoch nun, wo ich solche Leute, wie ihr seid, bei uns weiß, ist mir für die Folge nicht mehr bange. Schlagt ein, wollen gute Kameraden sein!“
    Er reichte den beiden abermals die Hände, und der Bankier folgte diesem Beispiel. Er schien jetzt erfreut darüber zu sein, solche Begleiter gefunden zu haben. Der Ranchero war herbeigekommen, hatte den letzten Teil des Gesprächs mit angehört und sagte nun: „So ist's recht, Mesch’schurs; haltet gut zusammen! Ich denke nicht, daß ihr das wegen des Ölprinzen nötig haben werdet, denn ich kann nichts Böses über ihn sagen; aber der Indianer wegen gebe ich euch diesen Rat. Die Nijoras und Navajos haben ihre Kriegsbeile ausgegraben und selbst den Moquis, die sonst außerordentlich friedlich sind, soll heute nicht mehr zu trauen sein. Ihr werdet also nicht hier bleiben. Was soll ich Winnetou und Old Shatterhand sagen, wenn sie kommen?“
    „Daß sie hier auf uns warten oder, noch weit besser, uns nach dem Chellyfluß sofort folgen sollen“, antwortete Droll. „Ich muß Euch aber sehr bitten, dem Ölprinz hiervon nichts mitzuteilen!“
    „Das verspreche ich Euch gern; er soll kein Wort erfahren. Wo er nur stecken mag? Will doch einmal nach ihm sehen.“
    Er ging hinaus vor das Tor, wohin Grinley vorhin vorausgegangen war, und sah sich nach demselben um. Da erblickte er eine Gruppe von Reitern, welche sich von Süden her dem Rancho näherte. Diese Leute waren noch so fern, daß man jetzt nur bemerken konnte, daß sie auch Lasttiere bei sich hatten. Bald darauf aber erkannte Forner, daß die Gesellschaft nicht nur aus Männern bestand; es

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