10 - Operation Rainbow
Arbeit geleistet!«
»Sie sind informiert?« erkundigte sich Ed mißtrauisch.
»Woher sollte ich sonst den Namen kennen? Ich habe einen Ihrer Leute kennengelernt, der das Ganze aufgezogen hat.
Der Name fällt mir jetzt nicht ein - der, von dem der Präsident große Stücke hält...«
»John Clark meinen Sie. Er war mein Führungsoffizier, vor vielen Jahren. Ein grundsolider Bursche. Er war schon oft draußen und hat mehr Einsätze hinter sich als ich oder selbst Mary Pat. Aber wieso interessiert Sie das?«
»Es geht um das neue Sprechfunk-Verschlüsselungsprogramm, an dem die NSA herumbastelt. Sind die Jungs schon damit ausgestattet?«
»Weiß ich nicht«, gab der Direktor zu. »Ist das denn überhaupt schon einsatzbereit?«
»Einen Monat dauert es noch, höchstens. E-Systems wird der Hersteller sein, und ich finde, Sie sollten das direkt an Rainbow weitergeben. Schließlich sind die draußen an vorderster Front für uns tätig. Sie hätten es als erste verdient.«
Am anderen Ende nahm sich der CIA-Direktor vor, die Zusammenarbeit mit dem Nationalen Sicherheits-Amt zu verbessern. Er hatte ganz vergessen, daß sich Brightling im Chiffrierwesen auskannte und die »schwarze Karte« besaß, die ihr Zugang zum Allerheiligsten in Fort Meade gewährte.
»Keine schlechte Idee. Wen frage ich danach?«
»Am besten Admiral McConnell. Das Ganze ist seinem Kommando unterstellt. War ja auch nur ein freundlicher Hinweis. Da sich das Rainbow-Team bewährt hat, verdient es wohl auch die modernste Ausrüstung!«
»Einverstanden, ich sorge dafür. Danke, Carol.«
»Gern geschehen, Eddie. Und irgendwann dieser Tage unterrichten Sie mich über das gesamte Projekt, klar?«
»Kann ich machen. Ich schicke Ihnen einen Informanten, der Sie einweiht.«
»Wann immer Sie wollen. Also dann - tschüß!«
»Auf Wiederhören, Carol.« Damit war die Sicherheitsleitung tot. Carol mußte am Telefon grinsen. Ed würde ihr schon nicht auf die Schliche kommen, oder? Sie kannte den Namen, hatte das Team brav gelobt und sogar ihre Hilfe angeboten, wie es sich für eine loyale Beamtin gehört. Und jetzt wußte sie sogar den Namen des Teamchefs. John Clark, ehemals Eds eigener Führungsoffizier. Im Grunde war es kinderleicht, an Informationen zu kommen, wenn man den Leuten ein bißchen nach dem Mund redete. Dieser Sache würde sie nachgehen.
***
Einer seiner Leute hatte Berechnungen angestellt und die Transportzeiten ermittelt. Erwartungsgemäß ließen die Ergebnisse auf England schließen. Im zeitlichen Radius von Bern und Wien konnte nur London liegen oder ein Ort in der Nähe. Das war ja auch sinnvoll, überlegte Henriksen. British Airways flog überall hin und pflegte ausgezeichnete Kontakte zur Regierung. Wer immer die Truppe gebildet hatte, stationiert war sie in... in Hereford. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Vermutlich multinational. Das machte sie in den Ländern, wo sie operierte, akzeptabel. Amerikaner und Briten bildeten darin wohl die Mehrheit, dann gab es noch weitere Nationalitäten und Zugang zur US-Militärausrüstung wie dem Hubschrauber... Gus Werner wußte Bescheid. Hatte er womöglich ein paar FBI-Leute dahin abgeordnet? Gut möglich, dachte Bill Henriksen. Ihr Geiselrettungsteam war im Grunde genommen eine Polizeieinheit gewesen, aber da sie Anti-Terror-Einsätze durchführte, übten und arbeiteten sie mit ähnlichen Organisationen in aller Welt zusammen, auch solchen mit vorwiegend militärischem Charakter. Ihre Mission war also ungefähr die gleiche, das Personal nahezu austauschbar. Die FBI-Geiselretter konnten als eins der weltweit besten Eliteteams gelten, und jemand von denen war mit einiger Sicherheit auch in der neuen Truppe. Nun mußte er nur noch herausfinden, wer, aber das war für den Moment ein bißchen zu langwierig.
Im Augenblick zählte nur eins, daß ihr Anti-Terror-Auftrag eine potentielle Gefahr darstellte. Und wenn sie nun nach Melbourne abkommandiert wurden? Welchen Schaden würde das anrichten? Gut für sie war es nicht, besonders, wenn ein FBI-Mann dabei war. Er hatte fünfzehn Jahre für das Büro gearbeitet, und Henriksen machte sich keine Illusionen über seine Ex-Kollegen. Denen entging nichts, alles nahmen sie unter die Lupe, und was sie nicht durchschauten, fanden sie auf andere Weise heraus. War er bei seiner Strategie, weltweit neues Interesse für die terroris tische Gefahr zu wecken, um den Job in Melbourne zu bekommen, unversehens einen Schritt zu weit gegangen?
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