100 Bauernregeln
gesehen wird das von den Obstbauern nicht, verpulvern doch die betroffenen Obstgehölze einen Teil ihrer Kraft. Zeigen sich dabei nicht nur einige, sondern viele Blüten an den Zweigen, ist das ein besonders schlechtes Omen: ein schlechter Apfelernteertrag ist vorprogrammiert.
Regel-Variation
»Neben reifen Äpfeln Blüten, davor möge Petrus uns behüten.«
»Wenn der November regnet und frostet, dies der Saat das Leben kostet.«
Ein weiser Spruch, der sich auf das junge, teils erst aufgelaufene Wintergetreide und auf den Winterraps bezieht. Stellen wir uns eine Flasche Wasser vor und lassen diese in einer frostigen Nacht im Garten stehen, so wird das Wasser in dieser gefrieren und sich ausdehnen. Es wird nicht lange dauern und durch den wachsenden Innendruck in der Flasche werden die Glaswandungen zerbersten. Ähnliches passiert, wenn wir die Wasserleitung im Garten vor einsetzendem stärkerem Frost nicht abstellen und entleeren. Deren Metall- oder Kunststoffrohr wird dem Druck des zu Eis gefrierenden Wassers nicht standhalten können.
Auch das Volumen des Wassers im Boden nimmt beim Gefrieren zu. Regen bei milderem Wetter und Frost ohne Schnee im ständigen Wechsel lösen zum Teil erhebliche Bodenbewegungen aus. Durch die Hebung und Dehnung der Krume nach vorangegangener Senkung kann es bei den jungen Pflanzen zu Wurzelzerreißungen kommen, die nicht nur Störungen im Wachstums- und Entwicklungsprozess nach sich ziehen, sondern auch zum Absterben der Pflanzen führen können. Je größer der Wassergehalt der Krume, desto stärker die Bodenbewegungen. Nahezu trockener Boden bewegt sich bei einem Temperaturrückgang unter den Gefrierpunkt kaum.
Die Regel stimmt, auch wenn deren Wahrheitsgehalt dem Bauer mitunter große Sorge bereitet. Oft sieht man die Auswirkungen eines spätherbstlichen Frostwechsels in der Krume erst nach dem Verschwinden einer sich im Verlauf des Winters ausgebildeten Schneedecke. Verhindern lässt sich der Wechselfrost im Boden auf größeren Flächen kaum. Dazu wäre nur Petrus in der Lage, indem er frühzeitig die Saaten in eine über den Winter beständige Schneedecke hüllt oder die Häufigkeit des Wechsels von Warmluft- und Kaltluftmassen einschränkt. Lediglich im Garten lässt sich durch Mulchen oder sonstige Abdeckungen der Einfluss von Wechselfrösten minimieren. Wechselfrost kann allerdings auch von Nutzen sein, zerkleinert er doch größere Erdschollen.
Regel-Variation
»Bringt der November Morgenrot, der Aussaat dann viel Schaden droht.«
Morgenrot am Neujahrstag – Regeln, die nicht zutreffen
Im großen Schatz der Bauernregeln gibt es etliche Sprüche, deren Aussagen einer genaueren Prüfung nicht standhalten. In vielen Fällen spielt dabei der Aberglaube eine große Rolle. Doch auch die gregorianische Kalenderreform (siehe Seite 11 ), falsche Schlussfolgerungen aus Naturbeobachtungen, mangelndes Wissen, Überlieferungsfehler oder Neudichtungen geschäftstüchtiger Kalendermacher sind hierfür verantwortlich.
»Wenn viel Gras die Hunde fressen, wird es bald vom Himmel nässen.«
Der Trieb der Hunde, Gras zu fressen, lässt sich nicht mit dem Wetter oder dessen weiterer Entwicklung erklären. Sie tun das, um ihren Verdauungsapparat in Schwung zu bringen – also eine ganz natürliche Angelegenheit. So hilfreich unser bester Freund manchmal auch ist, bei der Wettervorhersage können wir ihn nicht gebrauchen. Daher sollte man diese Tierregel, mit der eine Prognose verbunden ist, nicht für bare Münze nehmen.
»Wenn seine Phase wechselt der Mond, ein Wetterumschwung uns nicht verschont.«
Da Ebbe und Flut der Meere durch die Anziehungskraft des Mondes entstehen, glauben viele Menschen irrtümlicherweise, dass der Mond dann erst recht in der Lage sein müsste, das Wetter in entscheidendem Maße zu beeinflussen. Würde sich gemäß obiger Regel bei Phasenwechsel des Mondes ein Wetterumschwung vollziehen, so müsste das in allen Regionen passieren. Und das ist unmöglich.
»Neumond mit Wind ist zu Regen oder Schnee gesinnt.«
Warum sollte diese Regel stimmen? Vergessen wir die in ihr enthaltene Aussage. Freuen wir uns lieber auf eine echte Mondfinsternis. Mondphasen und deren Wechsel haben keinen Einfluss auf unser Wetter.
»Morgenrot am Neujahrstag Unwetter bringt und große Plag.«
Der Spruch gehört natürlich auch zum Volksgut, ist aber reiner Aberglaube und daher für Prognosezwecke völlig unbrauchbar.
»Scheint am Neujahr die Sonne auf den Tisch, soll es geben
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