100 Bauernregeln
Volksmund. Denn im April ringen polare Kaltluft und subtropische Warmluft intensiv um die Regentschaft in Mitteleuropa.
Dass der April nicht zu Unrecht als »Eulenspiegel der Monate« bezeichnet wird, hat die jüngere Vergangenheit mehrfach bewiesen. Im Vorgriff auf den Mai spielt er sich manchmal gern als »Blütenmonat« auf und kann zum trockenen und sonnenscheinreichen Aprilsommer ausarten. Spät zu bestellende Feldfrüchte wie Hafer, Ölsonnenblumen, Zuckerrüben und Mais finden dann in Verbindung mit der stärkeren Bodenwasserauszehrung keine für Keimung und Aufgang des Saatgutes günstigen Bedingungen vor. Der Keimfeuchtebedarf ist nicht gedeckt. Die Krumenfeuchte wird zum begrenzenden Faktor für das Auflaufen der Feldkulturen. Ein trockener April macht also tatsächlich »die Keime stocken«.
Extreme, zu Getreideertragseinbußen führende Bodendürren treten aber normalerweise erst ab spätem Frühling oder Frühsommer auf.
Regel-Variation
»Trockenes Wetter im April – schläft die Saat im Boden still.«
»Macht der Mai häufig das Roggenfeld nass, füllen prall sich die Ähren nach Barnabas.«
11. Juni – Barnabas
Laut Bauernkalender wird das Namensfest des Apostels und Märtyrers Barnabas am 11. Juni begangen. Der Gedenktag für den Patron der Küfer, Böttcher und Weber sowie Helfer bei Hagel und Steinschlag fällt noch in die Zeit des stärksten Pflanzenwachstums. Nicht umsonst heißt es: »Mit der Sens’ der Barnabas schneidet ab das längste Gras.« Unmittelbar vor Barnabas, im ersten Junidrittel, blüht normalerweise der Roggen. Da nach der Blüte die Kornfüllungsphase ansteht, wünscht sich der Bauer für diese genug Feuchtigkeit im Boden und hofft, dass der Mai deshalb nicht zu trocken ausfällt.
Regel-Variationen
»Toben Regen und Wind zur Maienzeit toll, werden im Herbst die Korntruhen voll.«
»Wenn Mairegen fällt auf Gerste und Roggen, darf der Bauer wegen kornschwerer Ähren frohlocken.«
»Wässert reichlich der Maihimmel Gerste und Weizen, braucht der Landmann im Herbst mit den Talern nicht geizen.«
Ist eine gute Wasserversorgung der Roggenpflanzen gegeben, können sich große Körner in den Ähren ausbilden. Das ist die Grundaussage der vorangestellten Bauernregel. Zur Vielfalt der Witterungserscheinungen im Monat Mai gehört somit auch ordentlicher Regen.
Das »Nass von oben« und Frost in Bodennähe einerseits sowie hochsommerliche Temperaturen andererseits sind das Ergebnis eines virtuosen Zusammenspiels: nämlich der meteorologischen Elemente im Wetterkonzert des Wonnemonats Mai, der nicht umsonst von Erich Kästner (1899–1974) als »Mozart des Kalenders« bezeichnet wurde.
»Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauer Scheun’ und Fass.«
Der Bauer wünscht sich einen Mai, der ihm richtiges Wachstumswetter beschert. Dazu gehört Regen, dessen Feuchtigkeit im besten Fall nicht zu schnell verdunstet. Dies ist aber nur der Fall, wenn sich der Mai nicht zu warm und sonnig zeigt. Der Winterweizen befindet sich im »Schossen«, dem Längenwachstum der Triebe und der Ausbildung der Blütenstände. Winterroggen und Wintergerste beginnen mit dem »Ährenschieben«.
Im Hinblick auf die nach der Blüte im Juni einsetzende Kornfüllung in den Ähren hofft der Bauer, dass zum Ende des Monats Mai noch ausreichend Bodenwasser für die Getreidepflanzen verfügbar ist, damit gemäß obiger Regel eine gute Getreideernte ins Haus steht. Ein zu trockener Boden während der Kornfüllungsphase lässt zur Ernte im Juli und im August nur kleine Körner oder Schmachtkörner in den Ähren erwarten. Allein eine künstliche Bewässerung kann hier den drohenden Ernteausfällen entgegentreten. Oft kommt es bei mangelnder Bodenwasserversorgung zu Notreifeerscheinungen.
Auch im Mai liegen Feuer und Eis mitunter eng beieinander. Nicht umsonst heißt es: »Die erste Liebe und der Mai geh’n selten ohne Frost vorbei.« Schließlich gilt bis heute der Marienmond oder Blütenmond, wie der Mai früher bezeichnet wurde, als Monat der Liebenden, in dem die Frühlingsgefühle auf ihr Recht pochen.
Regel-Variationen
»Maimond kalt und windig, mach die Scheuer voll und pfündig.«
»Ist der Mai recht heiß und trocken, kriegt der Bauer kleine Brocken; ist er aber feucht und kühl, dann gibt’s Frucht und Futter viel.«
»Regen im Mai bringt Wohlstand und Heu.«
»Ein kühler Mai wird hochgeacht’ und hat stets fruchtbar Jahr gebracht.«
»Fällt Maienregen auf die Saaten, so regnet’s
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