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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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wahrheitsgemäß. „Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.“
    „Von welchen?“
    „Der Stärke der Manifestation, dem Grund der Erscheinung. Es läßt sich nicht vorhersagen. Aber mit Ihrer Erlaubnis würde ich es gern versuchen.“
    Egger sah auf den Blonden. „Ich stelle den Antrag, Gaisser. Wenn einer es schafft, dann…“
    Der Blonde unterbrach ihn rasch. „Wir werden die Versammlung einberufen.“ Er wandte sich an uns. „Ihr erhaltet Bescheid. Eine gute Stunde wird es dauern. Bis zur Entscheidung bleibt ihr im Gasthof – das große Gebäude am Dorfplatz. Was ihr nehmt, geht auf Rechnung des Hauses. Einverstanden?“
    Die Frage war nicht an uns, sondern die Umstehenden gerichtet, die zustimmend nickten. Uns fragte man gar nicht. Es schien beschlossen, daß wir uns diesem Spruch fügten. Es hätte auch wenig genützt, sich zu widersetzen. Schließlich waren wir es, die etwas wollten. Außerdem hatte ich Hunger. Es wäre ein schlechter Augenblick gewesen, diese Einladung abzuschlagen.
    Wir folgten der schweigenden Prozession zum Dorfplatz und sahen uns dabei unauffällig um. Noch immer konnten wir nirgends Kinder entdecken. Im Gasthof „Zum Adler“ saßen wir dann allein, wenn man von dem jungen Mädchen absah, das uns bediente. Wir aßen schweigend. Ich hätte mich liebend gern mit Willie unterhalten, aber es bestand der starke Verdacht, daß man uns belauschte, und es wäre manches nicht ganz schmeichelhaft gewesen, was wir gesprochen hätten. Ich war sicher, daß die Menschen hier etwas zu verbergen hatten. Es wäre ein Fehler gewesen, sie auf den Verdacht hinzuweisen. Auch Willie dachte ähnlich, denn er begann eine völlig belanglose Konversation. Natürlich verliehen wir unserer Spannung und unseren Erwartungen, soweit es das Bergenhaus betraf, Ausdruck. Schließlich war das Haus der Grund für unser Hiersein.
    Wir aßen und tranken und brachten so eine gute Dreiviertelstunde hinter uns.
    Dann kam eine Frau ins Gastzimmer und sah sich hastig um. Sie konnte uns gar nicht übersehen, und wir waren es auch, die sie suchte. Sie war gekleidet wie die meisten Frauen, die wir gesehen hatten. Sie trug ein verwaschenes Kleid von weit über Knielänge, eine Trägerschürze wie zu Großmutters Zeiten und das unvermeidliche Kopftuch. Sie war etwa vierzig, grob geschätzt. Und sie hatte Angst.
    „Herr Feller?“ flüsterte sie und beugte sich über unseren Tisch.
    Ich nickte.
    „Sie werden Sie nicht hineinlassen“, sagte sie hastig. „Das können sie sich nicht erlauben. Aber sie braucht Hilfe.“
    „Wer braucht Hilfe?“ unterbrach ich sie.
    „Anna, die gnädige Frau, der Himmel erbarme sich ihrer.“
    „Sie sind die Haushälterin, nicht wahr?“ fragte ich.
    Sie nickte hastig. Sie streckte ihre Hand aus und legte einen Schlüsselbund auf den Tisch. Dann lief sie zur Tür und verschwand mit einem furchtsamen Blick, als hinter uns aus der Küche Schritte näher kamen.
    Ich nahm den Schlüsselbund und steckte ihn ein. Die Sache begann mich nun ernstlich zu interessieren. Sie paßte so gar nicht zu meinen üblichen Fällen. Normalerweise hielt man mich für einen Spinner und ließ mich gewähren. Hier nahm man mich recht ernst und wollte mich offenbar entmutigen.
    Immerhin schien ich zwei Verbündete zu haben; diesen Egger und die Haushälterin. Ich nahm mir vor, das Haus zu besuchen, auch wenn man es mir jetzt vielleicht verweigerte.
    Das Mädchen, das uns bediente, kam, um abzuräumen. Sie schien nichts vom Besuch der Haushälterin gemerkt zu haben.
    Wir warteten fast zwei Stunden, bis die Versammlung beendet schien, und Gaisser als Sprecher einer kleinen Delegation uns mitteilte, daß es dem Ruf des Dorfes schaden würde, wenn wir hier Staub aufwirbelten.
    Wir sollten unverrichteter Dinge wieder verschwinden. Die Mienen der Männer drückten Bedauern aus. Der einzige, der es wirklich zu bedauern schien, war Egger. Ich prägte mir sein Gesicht ein. Vielleicht kam der Augenblick, da ich seine Hilfe brauchte.
     

     

Als wir aus dem Ort fuhren, waren die Straßen nicht mehr so leer wie bei unserer Ankunft. Außer dem Vieh starrten uns auch die Menschen nach – vermutlich, um sich zu vergewissern, daß wir auch wirklich abfuhren.
    „Die haben es faustdick hinter den Ohren“, sagte Willie.
    „Ja, das Gefühl werde ich auch nicht los. Wir werden uns heute nacht umsehen. Ich habe mir das Gelände eingeprägt. Wenn wir die Bundesstraße ein Stück nach Norden fahren, können wir mit einer Stunde

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