Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
Kapitel 1
Sie wusste, wie sie es anzustellen hatte.
Das Hotel lag direkt am Wasser. Der Ort Traverse City war eine lebendige Stadt an der Westküste von Michigan und bei Touristen äußerst beliebt. Die Architektur ließ sich am ehesten mit »modern und doch voller Wärme« beschreiben. Überall standen Steinsäulen, und es gab jede Menge dunkles Holz, damit der Besucher auch nicht vergaß, wo er sich befand: in der freien Natur, in den »North Woods«. Doch Bootfahren oder Wandern war das Letzte, woran sie dachte, als sie das Hotel betrat und sich umsah. Ihr Blick wanderte direkt zu der großen Eichentür, die zur Hotelbar führte.
Als sie den Raum schließlich betrat, strichen sofort neugierige Augenpaare über ihr rotes, enges Seidenkleid. Wie im Rest des Gebäudes sorgte auch hier viel Holz für eine warme Atmosphäre, und an den Wänden hingen rustikale Gegenstände wie alte landwirtschaftliche Geräte und Jagdwesten. Hinter der Bar war auf einem großen Wandbild eine Bärenfamilie abgebildet. Sie suchte sich einen Barhocker und nahm gelassen und voller Selbstbewusstsein Platz. Die Blicke, die sie auf sich gerichtet spürte, machten ihr nichts aus. Um genau zu sein, erhöhten sie sogar den Kitzel der Erwartung, und sie wurde von einer Hitze erfasst, die sich wie ein langsam fließender Strom in ihrem Körper ausbreitete.
»Was darf’s denn sein?« In den Augen des attraktiven Barmannes – er war wohl Ende zwanzig – war keinerlei Wertung ihrer Person zu erkennen.
»Eine Weinschorle, bitte.«
Nachdem sie sich ein wenig eingefunden hatte, sah sie sich etwas genauer um – ganz diskret natürlich –, um sich ein ungefähres Bild von den anwesenden Gästen zu machen. Sie entdeckte einen gruselig aussehenden alten Kerl, der sie aus einer Nische heraus beobachtete, blendete den Igitt-Faktor, den sein Blick in ihr weckte, aber sofort wieder aus. Irgendwo hinter ihr war aus einer etwas dunkleren Ecke das Gelächter einer Männergruppe zu hören – was sofort ihre Sinne weckte. Gleichzeitig wurde sie von drei College-Jungs beäugt, die am Ende der Bar saßen. Zu jung. Aber doch schmeichelhaft. Ob in der Bar auch noch andere Frauen anwesend waren, konnte sie nicht sagen. Sie waren im Moment jedenfalls völlig unsichtbar für sie.
Sie könnte auch in eine andere Bar gehen, aber erst mal würde sie diesem Laden hier eine Chance geben. Das Ganze war wie … eine Jagd. Und die Frauen aus den North Woods verstanden etwas von der Jagd. Diese Frauen wussten, dass die besten Jäger sich durch Geduld und Ruhe auszeichneten. Sie ließen ihre Beute zu sich kommen. Und dann schlugen sie zu. Sie wusste, wie sie es anzustellen hatte.
Früher mal war sie bei diesen Aktionen noch nervös gewesen, hatte jede ihrer Bewegungen hinterfragt und alles um sie herum analysiert. So hatte das Ganze enormen Mut und Konzentration erfordert. Der Akt, eine Bar zu betreten, einen Mann kennenzulernen und dann mit ihm mitzugehen, war stets von blanker Angst begleitet gewesen. Berechtigte Angst. Sie wusste sehr wohl, was einer Frau bei solchen Aktionen zustoßen konnte.
Doch mit der Zeit hatte jede der zweistündigen Fahrten von Turnbridge nach Traverse City dafür gesorgt, dass ihre Transformation immer gründlicher und effektiver vonstattenging. Zwar war sie auch hier nicht eleganter oder gewandter als sonst, aber sie hatte die Situation deutlich besser unter Kontrolle und war einfach selbstbeherrschter. Hier war sie es, die den Ablauf der Ereignisse bestimmte und die Show schmiss. Die Angst fiel von ihr ab, und ein Gefühl der Macht überkam sie. Und jetzt mit zweiunddreißig konnte sie sich kaum noch an die Furcht der vergangenen Jahre erinnern. Sie war vollständig verschwunden. Jetzt geschah alles wie von selbst. Und ihre Spielstrategien fielen ihr so leicht wie das Atmen.
Die Nacht und die Dunkelheit schützten sie. Genau wie das tief ausgeschnittene Kleid, das ihre Kurven und viel zu viel Dekolleté zeigte. Ein Dekolleté, das ein Versprechen barg. Auch die Schuhe waren wie eine Art sexuelle Rüstung. Sie verwandelten sie in ein großes, gertenschlankes Wesen. Aber auch in eine Frau, die keinerlei Ängste vor den eigenen Bedürfnissen kannte und die mutig genug war, sich das zu nehmen, was sie wollte. Die auffallend geschminkten Augen waren ein weiterer Schutzschild. Ebenso das Haar. Lang und honigblond mit dunkleren Strähnen. Normalerweise trug sie es ganz glatt, hinter die Ohren geschoben oder zu einem Pferdeschwanz gebunden.
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