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100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder

Titel: 100 - Die gelbe Villa der Selbstmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Hans, sicher. Aber hier summt etwas nicht. Ist es dir noch nicht aufgefallen?“
    „Was?“
    „Keine Kinder. Sie müssen sie alle in die Häuser geholt haben, als sie uns kommen sahen.“
    Ich nickte.
    Die Straße machte eine Krümmung, und wir sahen das Bergenhaus vor uns. Es war eine altmodische gelbe Villa in einem gepflegten Garten, vor dem die Straße endete. Ich parkte, und wir sahen uns um. Noch immer war niemand zu sehen.
    Die Gartentür war offen. Willie betätigte die Klingel an der Haustür.
    Nichts regte sich.
    „Möglicherweise wohnt niemand mehr hier“, dachte ich laut. „Wenn die Eltern des Mädchens tot sind, und das geht aus dem Zeitungsartikel hervor, dann wird die Kleine nicht mehr hier wohnen. Ich könnte mir vorstellen, daß sie Angst davor hat, in dieses Haus zu gehen. Sicher hat sie noch Verwandte im Dorf.“
    „Würde mich nicht wundern, wenn sie hier alle miteinander verwandt wären“, sagte Willie.
    Unwillkürlich starrten wir beide die Straße hinab.
    „Sieh dir das an“, entfuhr es Willie.
    „Das Empfangskomitee“, bestätigte ich.
    Die Straße war dicht bevölkert. Männer und Frauen kamen aus den Häusern und Seitenwegen und schritten langsam auf die Bergenvilla zu. Ihre verschlossenen Gesichter wirkten plötzlich bedrohlich.
    „Das gefällt mir gar nicht“, meinte Willie alarmiert.
    „Keine Angst, die sind nur neugierig“, beruhigte ich ihn.
    „Die sehen aus, als ob sie es nicht bleiben wollten“, erwiderte Willie sarkastisch.
    „Schon möglich. Wir werden ehrlich mit ihnen sein.“
    „Hoffentlich wissen sie es zu schätzen.“
    Die ersten hatten inzwischen den Wagen erreicht. Einige nahmen ihn in Augenschein. Die anderen starrten uns entgegen, als wir auf das Gartentor zuschritten. Ganz wohl fühlte ich mich nicht in meiner Haut. Irgend etwas an ihren Gesichtern wirkte alt und düster, obwohl die meisten von ihnen verhältnismäßig jung schienen. Um die Dreißig oder jünger.
    Ein blonder Kerl schob sich nach vorn und fragte barsch: „Wer seid ihr?“
    Wir nickten grüßend. „Es sieht so aus, als wären wir hier nicht willkommen.“
    „Das wird sich herausstellen“, entgegnete der Blonde schroff.
    Die anderen schwiegen. Sie ließen uns nicht aus den Augen.
    „Ich bin Hans Feller“, erklärte ich. „Das ist Herr Wenzel, mein Assistent.“
    „Feller?“ wiederholte einer, und aller Blicke wandten sich ihm zu. „Der Psychoskopist?“
    Ich nickte zustimmend, ein wenig überrascht, daß man in diesem Nest von meiner früheren Tätigkeit auf dem Gebiet der Paragnosie gehört hatte.
    „Was wollen Sie hier?“ fragte der Blonde.
    „Die Tragödie, die sich in diesem Haus ereignet hat, interessiert mich.“ Ich deutete auf das Haus hinter uns.
    „Warum?“
    Ich biß mich auf die Lippen.
    „Ihr seid nicht von der Polizei, wenn es stimmt, was der Egger sagt?“ fuhr er fort, wie mir schien, nicht mehr so abweisend.
    „Nein“, sagte ich. „Wir sind nicht von der Polizei. Ich untersuche paranormale Phänomene.“ Ich brach ab. Es schien mir plötzlich absurd, es diesen Leuten zu erklären.
    Der Mann, den der Blonde Egger genannt hatte, sagte: „Sie meinen Geister?“
    „Manifestationen, ja“, gab ich zu. „Der Artikel in der Plangauer Zeitung berichtete unter anderem, daß das Mädchen im Zustand des Schocks ihre Mutter zu sehen glaubte. Das und die drei Selbstmorde erschienen mir interessant genug, das Haus unter die Lupe zu nehmen.“
    Der Blonde sah fragend auf Egger.
    Egger drängte sich nach vorn. Er betrachtete mich abschätzend.
    „Wenn es in dem Haus spukt“, begann er. „Können Sie es dann eindeutig feststellen?“
    „In den meisten Fällen“, sagte ich zustimmend.
    „Und Sie können mit dem Geist Verbindung aufnehmen?“
    „Nicht immer allein“, erklärte ich. Ich fühlte mich wieder auf festerem Boden. Die Versammelten schienen offensichtlich interessiert. „Manchmal muß ich ein Medium zu Hilfe nehmen.“
    „Klara Miletti?“
    „Ja“, sagte ich überrascht. „Sie sind gut informiert.“
    Er zuckte die Achseln. „Es stand gelegentlich etwas über Sie in Zeitungen. Daß wir hier etwas abgeschlossen leben, darf Sie nicht täuschen, Herr Feller. Wir sind durchaus über die Vorgänge außerhalb dieses Tales informiert, wenn wir auch bemüht sind, die Zeit draußen auf der Bundesstraße vorbeirollen zu lassen. Sagen Sie uns noch eines: Können Sie das Haus von seinem Bewohner befreien?“
    „Das weiß ich nicht“, antwortete ich

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