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1.000 Euro für jeden

1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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zuständige
Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit dem Jobcenter eine
Ausnahmegenehmigung. Begründet mit dem Trick, »dass mit dem Wintereinbruch eine
akute Notsituation gegeben war«. Das unlösbare Dilemma der Ein-Euro-Jobs an
sich bleibt: Entweder handelt es sich um weitgehend sinnfreie zusätzliche
Arbeiten, die per Ein-Euro-Job erledigt werden, oder es sind sinnvolle
Aufgaben, die dann besser bezahlt werden müssten, für die es in den Kommunen
jedoch kein Geld gibt. Deshalb verfahren etwa die meisten Kulturämter, die sich
für ihre Arbeit keine qualifizierten MitarbeiterInnen mehr leisten können, so,
dass sie notwendige Aufgaben in Zusatzaufgaben umdeuten – mit der Gefahr,
bei der nächsten Haushaltsrunde noch weniger zu kriegen, denn für zusätzliche
Arbeiten kann man ja keinen Regelbedarf geltend machen.
    Teils
dubiose Beschäftigungsgesellschaften haben das Monopol, Menschen in »Maßnahmen«
zu stecken. Und so werden weiter von irgendwelchen findigen Betrieben
»Modellunternehmen« geschaffen, in denen staatliche Hilfsmittel abgegriffen werden,
um sinnlose Arbeit zu verrichten – davon profitieren nur die wenigen ordentlich
bezahlten Projektleiter oder Geschäftsführer, die sich solche Betriebe
ausdenken. Die Arbeitslosen selbst unterwerfen sich aus Angst vor Sanktionen
der sinnfreien Schikanierungsmaschinerie.
    Was Arbeit abschafft
    »Bis 2010
werden nur noch zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Fabriken
gebraucht. Bis 2020 werden es weltweit nur noch zwei Prozent sein«, prophezeite
Rifkin im April 2005. In seinem Buch »Das Ende der Arbeit« von 1995 wies er
weltweit 800 Millionen arbeitslose oder unterbeschäftigte Menschen nach, 2001
seien es schon mehr als eine Milliarde gewesen. In den zwanzig größten
Volkswirtschaften der Erde seien zwischen 1995 und 2002 mehr als dreißig
Millionen Arbeitsplätze abgebaut worden. Die Entwicklung sei eindeutig und
unumkehrbar. »In Zukunft wird Arbeit etwas für die Eliten sein. Für besondere
Aufgaben wird man immer noch die Top-Ärzte, Top-Anwälte oder Top-Designer
brauchen. Aber Durchschnittsqualität kann ein Computer oder ein Roboter
billiger liefern«, so Rifkin in einem Interview in der Stuttgarter Zeitung .
    Einige
Schlagzeilen von der Jahreswende 2009/2010 untermauern Rifkins Einschätzung:
»Deutsche Börse streicht bis zu zehn Prozent ihrer Stellen« – »Deutsche
Bank gibt den Abbau von 6400 Stellen bekannt« – »Siemens streicht 4000
Arbeitsplätze« – »Die Commerzbank streicht alleine im Inland 6500
Stellen« – »US-Autohersteller General Motors (GM) will europaweit rund
8700 Stellen streichen, in Deutschland 4900 Jobs betroffen«
– »Energieversorger Vattenfall will über 1500 Stellen abbauen« – »Die
Deutsche Bahn streicht fast 4000 Stellen bei DB Schenker Rail«. Und das, obwohl
die Aktienkurse dieser Unternehmen gleichzeitig teils gehörig stiegen.
    Die Illusion der
Vollbeschäftigung
macht krank
    Die
Illusion der Vollbeschäftigung hat schwerwiegende Folgen für Körper und Seele.
Denn solange von der Politik und von den Medien in Folge nicht ausgesprochen
ist, dass es nie mehr bezahlte Arbeit für alle geben wird und kann und man
deshalb zu ganz anderen Modellen der Existenzsicherung kommen müsste, bleiben
die Einzelnen, die aus dem Arbeitsprozess »freigesetzt« werden, mit dem Gefühl
des eigenen Versagens zurück.
    Nicht
nur die Verdichtung der Arbeitstätigkeit belastet die Menschen, sondern auch
unfreiwillige Arbeitslosigkeit führt nachweislich zu psychischen Störungen wie
Angst, Depression, psychosomatischen Symptomen, geringem Selbstwertgefühl.
    Das
deutsche »Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für
Arbeit« veröffentlichte 2001 eine repräsentative Befragung und Analyse
arbeitsamtsärztlicher Gutachten unter dem Titel »Arbeitslos – Gesundheit
los – chancenlos?«. Die Erkenntnis: Ein Wechsel zwischen Erwerbsstatus und
Arbeitslosigkeit führt häufig zu einer Verschlechterung der psychischen
Gesundheit; umgekehrt verbessert sich die seelische Befindlichkeit deutlich,
wenn Arbeitslose zurück ins Erwerbsleben finden.
    Forschungen
der Universität Erlangen-Nürnberg haben den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit
und psychischen Störungen 2009 in der bislang umfangreichsten Analyse dieser
Art, bei der sie insgesamt 323 Studien auswerteten, ebenso belegt. Vor allem
langandauernde Arbeitslosigkeit verursacht oder verschlimmert psychische
Krankheiten.

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