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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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    Captain Dan Landon vom Forschungsschiff Magellan saß angeschnallt auf seinem Sitz und schaute auf den großen Holobildschirm, der das gegenüberliegende Kabinenschott beherrschte. Er wurde von einem blauweißen Planeten ausgefüllt, der seinerseits von einem tiefschwarzen Himmel bekränzt war. Vor ihm erstreckte sich bis zu den Rundungen des Planeten ein Panorama aus weißen Schäfchenwolken und tiefblauen Meeren. Zur Rechten waren grüne Archipele eingestreut, gesäumt von Untiefen in Aquamarin. Vom oberen Bildschirmrand wanderte gerade die gezackte Küstenlinie eines der Hauptkontinente ins Bild. Gleich würde der Blick über gelbe Ebenen schweifen, die schwarz waren von Herden sechsbeiniger Tiere, über von Schneefeldern bedeckte Bergketten, tiefgrüne Wälder und ein Flussdelta, das so aussah, als seien die Mündungen von Nil, Amazonas und Mississippi wie Folien übereinanderlegt worden.
    In den zwei Generationen, seit die Menschheit sich zu den Sternen aufgeschwungen hatte, war sie gerade einmal auf zwölf Welten gestoßen, die auch nur ansatzweise eine solche Ähnlichkeit mit »Mutter Erde« aufwiesen, um für eine Besiedelung infrage zu kommen. Diese Welt war nun Nummer dreizehn - und bislang die Beste von allen. Die vorläufigen Ergebnisse ergaben den doppelten Wert des bisher registrierten höchsten Habitabilitäts-Indexes. Ein ganzer Monat mit Orbitalvermessung, Laborversuchen und Bodenerkundung hatte ein Paradies offenbart. Deshalb schaute Landon finster, während er die Landschaft unter sich vorbeiziehen sah. Ein Leben im Dienst der Sternenforschung hatte ihn gemäß einer Philosophie geprägt, welche die inoffizielle Devise der Organisation wiedergab: »Wenn es gut läuft, hat man offensichtlich irgendetwas übersehen!«
    Während er den Blick über Neu-Eden schweifen ließ - der inoffizielle Name der Besatzung für den »Findling« fragte er sich, was sie hier überhaupt sahen. Auch nach einer einmonatigen Untersuchung durch tausend hochkarätige Wissenschaftler hatten sie nur an der Oberfläche des Wissensfundus gekratzt, der dort unten verborgen war. Eine Welt war einfach ein zu großer und vielgestaltiger Ort, als dass eine einzelne Besatzung von Wissenschaftlern sie zu überblicken vermocht hätte. Neu-Eden zu verstehen wäre eine Aufgabe für Generationen: Wo die Mikroorganismen lauerten, die den Menschen den Garaus machen würden; welche Umwelteinflüsse die Kolonisten sterilisieren würden oder die Millionen anderer Todesfallen, die diese schöne neue Welt letztendlich in ein verseuchtes Höllenloch verwandeln würden?
    Landon wusste, dass seine momentane schlechte Laune ein Abwehrmechanismus gegen die hochfliegenden Hoffnungen war, die Neu-Eden in ihm geweckt hatte. Es war leicht, emotional auf Distanz zu bleiben, wenn das zu erforschende System bloß aus sterilen Felsen und Gasriesen bestand, was auch für die meisten von ihnen galt. Sie bedeuteten ihm nichts, die üblichen Staubkugeln, Vulkanfelder und Meere aus Salzsäure. Diese schöne Welt erst zu finden, nur um sie wegen eines scheinbar harmlosen Umwelteinflusses dann wieder zu verlieren, wäre jedoch eine herbe Enttäuschung. Da schraubte man die Erwartungen lieber nicht allzu hoch, bis man mehr über sie wusste. Seufzend regte er sich und nahm eine Tasse dampfend heißen Tees aus dem Mikrograv-Halter.
    Es schepperte leise, als die Erschütterung die Kabine durchlief. Landon erstarrte für eine lange Sekunde, während das Gehirn analysierte, was er hauptsächlich auf der unterbewussten Ebene gespürt hatte. Eine eisige Kälte war ihm ins Gebein gekrochen, wie es manchmal geschah, wenn er ein Gefühl der Anspannung oder des Schreckens verspürte. Und er war auch nicht der Einzige, der dieses »Erlebnis« gehabt hatte. Er hatte nämlich ein leises Klappern aus den Schränken gehört, die jeden freien Zoll in seiner Kabine ausfüllten. Und der Holobildschirm hatte doch auch statisch geflackert, oder?
    Die Überlegungen waren abgeschlossen, bevor er einen Schluck Tee genommen hatte. Im nächsten Moment schlug die Hand ohne sein bewusstes Zutun auf die InterKom-Taste, die im Schreibtisch integriert war.
    »Machen Sie Meldung!«, blaffte er den Offizier vom Dienst, einen pickligen Fähnrich an, als dessen Gesicht auf dem Bildschirm erschien.
    »Ich weiß nicht, was los ist, Captain«, sagte der Junge mit penetranter Fistelstimme. »Wir bekommen Meldungen aus dem ganzen Schiff. Warten Sie eine Sekunde. Scout-3 meldet, dass sie es auch

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