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Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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Wochenende ab. Jeder Dritte setzte sich dabei sogar
über den Rat des Arztes hinweg, aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren.
    Die
immer effektivere Ressourcennutzung (Taylorismus, Rationalisierung,
Automatisierung, Produktivitätssteigerung, Dienstleistungsgesellschaft) hat
intensive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Es kommt, wie es der deutsche
Publizist und ehemalige Nürnberger Kulturdezernent Hermann Glaser formuliert
hat, zu einem »Verschwinden der Arbeit« oder in den Worten von Jeremy Rifkin zu
einem »Ende der Arbeit«. Das erfordert einen umfassend neuen Blick auf die
Arbeit und die Verteilung von Wohlstand: Wenn mit immer weniger menschlicher
Arbeit immer höhere Wertschöpfung erzielt wird, dann müssen wir sicherstellen,
dass diejenigen, die zur Schaffung des Wertes nicht mehr notwendig sind,
trotzdem von ihm profitieren können.
    Wert
ist und hat, was und wem wir Wert geben. Das Grundeinkommen ist die einfachste
und zugleich radikalste Form, das Wertesystem unserer Gesellschaft neu zu
bestimmen. Statt der Profitmaximierung und dem reibungslosen Funktionieren zu
huldigen, würde die Entfaltung der Menschen in Freiheit eine neue Wertschätzung
erfahren – zum Wohle der Gesamtgesellschaft.
    Es gilt
die Maxime: Der Mensch erfährt Wertschätzung, weil er Mensch ist. Er ist
Mitmensch und damit Teil der Gesellschaft – das bedingungslose
Grundeinkommen sichert seine und ihre Teilhabe, dem Manager ebenso wie dem High
Potential, der Jobnomadin ebenso wie dem Sitzenbleiber. Waren, Produkte und
Leistungen sind verhandelbar. Der Mensch ist Wert an sich.
    8. Kapitel:
    Kreative Arbeit – die Arbeit
der Zukunft
    Neue Wege – Kultur an
der Ruhr
    400
Kilometer ist die Strecke lang, ein Parcours von Attraktionen durch einen Teil
Deutschlands, der sich von einer typischen Region der untergehenden
Schwerindustrie auf den Weg gemacht hat, nach seiner postindustriellen
Identität zu suchen. Die Rede ist vom Ruhrgebiet und der »Route der
Industriekultur«. Freigelegt wurde sie 1998/99 durch die Internationale
Bauausstellung (IBA) Emscher Park, die Industriearchitektur, Natur und Kultur
mit Stadtlandschaften zusammenbrachte. Die eindrucksvolle Kulisse besteht aus
Hochöfen, Gasometern und Fördertürmen, die als stumme Zeitzeugen industrieller
Boomjahre eine neue Qualität von Tourismus eingeleitet und den
Nordrhein-Westfalen selbst die Schönheit ihrer unmittelbaren Umgebung vor Augen
geführt haben.
    Vor
allem aber hat IBA-Direktor Karl Ganser den Boden für einen neuen Blick auf
Wirtschaft bereitet, dem es nicht um Ökonomie oder Ökologie, um Arbeit oder Ästhetik geht, sondern um alles
zusammen. Es zog ein anderes Denken und Sehen in diese Region ein. Die
Notwendigkeit, sich ökonomisch neu zu erfinden, war unübersehbar, obwohl die
SPD gegen das Projekt polemisierte: »ein Park, in dem Arbeitslose spazieren
gehen können«.
    Ehemalige
Kohlereviere scheinen geradezu prädestiniert dafür zu sein, sich kulturell neu
zu erfinden, was auch die Transformation der beiden englischen Städte Newcastle
und Gateshead belegt, die durch den Niedergang ihrer Schiffs- und
Bergbauindustrie Ende des Jahrtausends mit einer Arbeitslosigkeit von
55 Prozent geschlagen waren. 2002 erklärte das amerikanische Newsweek- Magazin die Doppelstadt
Newcastle-Gateshead zu einer der acht kreativsten Städte der Welt. Die Kultur
habe »das physische Gesicht der Stadt verändert«, wird der Bürgermeister von
Newcastle zitiert. Sie sei »Wegbereiter für eine neue Unternehmerkultur von
Kleinunternehmen, Selbständigen, Dienstleistern«.
    Im
Ruhrgebiet dauerte es etwas länger, aber die Metropolregion hat sich in
Nachfolge der IBA mächtig ins Zeug gelegt und eine Rundumerneuerung durch
ökologische Wirtschaft, Kultur- und Wissenschaftsförderung vorgenommen. Im Jahr
2005 waren in der Kulturwirtschaft Nordrhein-Westfalens rund 203000 Personen
beschäftigt, etwa doppelt so viele wie in der chemischen Industrie.

2004
bewarben sich die 53 Städte an der Ruhr gemeinsam um den Titel der Europäischen
Kulturhauptstadt 2010 und machten als Städteverbund das Rennen, weil die Region
beispielhaft für den notwendigen Wandel der Arbeit hin zu Kunst und
Wissenschaft im postindustriellen Europa steht.
    Innovation statt Subvention
    Im
Vergleich zu allen anderen Wirtschaftszweigen ist die Kulturwirtschaft
deutschlandweit im Aufschwung. Dabei wird sie überproportional stark von
Kleinstbetrieben getragen, deren Mitarbeiter sich häufig am Rande

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