1.000 Euro für jeden
Tage die
Woche auf einer 20 Kilometer entfernten Farm arbeitet. Von den monatlich 500
Namibia-Dollar und dem Essens- und Schulgeld für die Pflegekinder hat sie jeden
Monat eisern etwas zurückgelegt, um sich ein ganzes Set funkelnder Stahltöpfe
anzuschaffen, einen Herd, einen Fußboden, einen Fernseher und einen teuren
Elektrokasten, der die Flimmerkiste mit teurem Strom versorgt. Mit einer
Prepaid-Karte, die 40 Namibia-Dollar kostet, kommt sie zwei Wochen lang aus.
Sie leistet sich diese Ausgabe, weil sie wissen will, was in der Welt vor sich
geht.
Am 15.
jedes Monats ist Zahltag. Die Post hat dafür eigens eine Filiale im Dorf
eröffnet, und gleich morgens nehmen die Menschen unter einem großen Blechdach
Platz, was sie notdürftig vor der Hitze schützt, und warten auf das Eintreffen
des Geldes. Um sich auszuweisen, brauchen sie ihre Chipkarte mit Foto und Fingerabdruck,
legen für die Auszahlung ihren rechten Zeigefinger in das Lesegerät, was auch
nach zwei Jahren für viele noch ein Vorgang ist, der sie zögern lässt. Große
Aufregung, weil ausgerechnet an dem Tag der Strom ausgefallen ist, was seit
Einführung des BIG noch nie vorkam. Bertha Hamases, unser Guide, erklärt wohl
hundert Mal, dass sie hoffe, es gebe heute noch Strom, sonst morgen, beruhigt
sie die Gemüter. Die kleinen Lieferwagen, die am Zahltag Mais, Melonen und
Kürbisse anbieten, ziehen enttäuscht ab.
Frida Nembwaya mit einer Ahnung von einem »Good life after
struggle«, © Peter Dammann, Hamburg
Good life after struggle
So lautet
das Motto des unangefochtenen Stars des Dorfes, Frida Nembwaya, 35, Mutter von
sieben Kindern, die mit ihrer Vitalität alle ansteckt, wenn sie zwischen
brutheißer Backstube und Eisverkauf, den sie außerdem betreibt, lachend hin-
und hereilt. Wie ihr Mann hat sie auf einer deutschen Farm gearbeitet, für
weniger Geld, als sie durch das Grundeinkommen hat. Immer wieder streckt sie
die Arme gen Himmel und beschreibt ihr gutes Leben, nach all dem Kampf und der
Erniedrigung. Mit dem Grundeinkommen hat sie sich ihren Traum erfüllt:
Selbständig werden und in die Fußstapfen der Mutter treten, sie eröffnete eine
Bäckerei. Täglich backt sie in geölten Sardinenbüchsen 300 kleine Hefebrote, es
gibt keine Öffnungszeiten, sie backt einfach ununterbrochen und ist immer
ausverkauft. Einmal die Woche macht sie sich auf den Weg nach Windhoek, dort
kriegt sie dreimal so viel für ihre Brote, die sie die ganze Nacht hindurch
herstellt. Von dem Erlös kauft sie säckeweise Mehl und Zutaten. Eine einzige
Hin- und Rückfahrt verschlingt das Grundeinkommen eines Monats. Doch das kann
sich Frida Nembwaya mit ihrem gutgehenden Laden mittlerweile leisten.
Die
Schulleiterin, Rebecca Heita, die die Sportwettkämpfe aller SchülerInnen
antreibt, spricht davon, dass sich die Konzentration der Kinder deutlich
verbessert habe, seit sie nicht mehr hungern und die Schulspeisung mit der
ganzen Familie teilen müssten. Ich solle doch sehen, wie ordentlich alle
Frida in
ihrer Bäckerei, © Peter Dammann, Hamburg
Kinder aussähen.
Wieder sind die Schuhe und eine Winter- wie Sommeruniform, die jetzt fast alle
Kinder tragen, der sichtbarste Ausdruck der Verbesserung. Freilich reiche das
Schulgeld, das die meisten bezahlen, nicht aus, um damit die zu knappen
Regierungsgelder zu kompensieren. In diesem Schuljahr, sechs Wochen nach
Schulbeginn, hätten sie noch kein Geld von der Regierung gekriegt, jetzt gebe
es nur 10 Bleistifte, keinen Buntstift und einen Radiergummi für 32
Erstklässler. Deshalb dachte sie sich einen Schönheitswettbewerb der Kinder
aus, um mit dem Eintrittsgeld der Erwachsenen Notwendiges einkaufen zu können.
Kurzerhand wurden alle Schultische zu einem Laufsteg zusammengestellt, die
Stühle fürs Publikum herausgeschleppt, und das ganze Dorf fand sich zum
Ereignis ein. Die beiden Sieger bei den Mädchen und Jungen wurden mit Seife,
Suppe, Süßigkeiten und Zahnbürste beschenkt und durften für einige Stunden eine
Krone tragen. 500 Namibia-Dollar zählte Rebecca Heita für die Schulkasse.
Wo sind
Otjiveros Männer? Wohin man auch schaut im Dorf, es sind die Frauen und die
Kinder, die das Leben prägen. Sie haben die Läden für die Grundversorgung
eröffnet, sechs Frauen betreiben eine Näherei, andere haben Garküchen ins Leben
gerufen, sie haben sich Hühner angeschafft, eine hat gar eine kleine
Schokoladenmanufaktur eröffnet. Sie haben eine lokale Ökonomie geschaffen,
stellen die Mehrheit im Komitee und
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