1000 Kuesse sind noch nicht genug
Vorzüge gar nicht wirksamer verschwenden können, selbst wenn sie sich die größte Mühe gegeben hätte, es zu tun.
Unwillkürlich dachte er daran, dass er Jake gesagt hatte, er würde sich gern in eine unscheinbare Frau verlieben. Aber dabei hatte er wohl eher an irgendeine interessante, aber nicht wirklich unscheinbare Frau gedacht. Ganz sicher jedoch nicht an jemanden wie Tallia - mit dieser unmöglichen Brille, dem fast mausgrauen Haar, das zu einem altmodischen Knoten aufgesteckt war, dem viel zu dünnen Hals und dem ungesunden Teint.
Als sie sich dann jedoch unterhielten, begann sie ihm sympathischer zu werden. Sie besaß Verstand, eine Eigenschaft, die er immer sehr geschätzt hatte, und in gewisser Weise war es eine Erleichterung für ihn, mit einer Frau zusammen zu sein , die nicht versuchte, mit ihm zu flirten. Das gefiel ihm, obwohl er aufrichtig genug war, um sich einzugestehen, dass weibliche Koketterie auch durchaus ihre Reize haben konnte und nur selten ihre Wirkung auf ihn verfehlte - wie am Abend zuvor bei Natasha Fox, erinnerte er sich mit einem Anflug von Begierde.
Geistesabwesend fragte er sich, ob er sich allen Ernstes dazu entschließen könne, sich in eine Frau wie Tallia zu verlieben. Oder ob er sich dazu zwingen könne, Natashas Reize zu vergessen. Eine Frau wie sie war genau die Richtige, um „sich die Hörner abzustoßen”, wie Jake zu sagen pflegte, aber Brad wusste aus Erfahrung, dass der Mann, der eine solche Frau auch heiratete, ein Narr war.
„Wieso haben Sie die öffentlichen Mittel für Ihre Forschungen verloren?” fragte er, um das Gespräch nicht abbrechen zu lassen.
Tallia zuckte mit den Schultern. „Sexuelle Belästigung am Arbeitspla tz”, erwiderte sie, ohne lange nachzudenken. „Ich habe den Leiter des Projekts wohl einmal zu oft abgewiesen, und auf diese Weise hat er sich an mir gerächt.”
Brad schwieg einen Moment und senkte dann den Blick. „Warum haben Sie ihn nicht angezeigt?”
„Weil es Jahre dauern würde, bis über den Fall entschieden würde. Außerdem bin ich froh, nicht mehr mit Henry zusammenarbeiten zu müssen. Ich hatte immer Bedenken, ihm von meinen Projekten zu erzählen, aus Angst, er würde mir meine Ideen stehlen.”
Brad nickte. Diese Erklärung befriedigte ihn. Über Geschmack ließ sich nicht streiten, und es gab Männer, die sich aus purer Machtbesessenheit Frauen aufdrängten, ganz gleich, ob diese nun attraktiv waren oder nicht. Aber diese Frau so gelassen über sexuelle Belästigung reden zu hören - so wie sie aussah … Nun ja, er glaubte ihr schon, aber es kam ihm irgendwie doch ein bisschen komisch vor.
Vielleicht war diese sexuelle Belästigung der Grund, warum sie sich so kleidete? Auch das erschien ihm eine logische Erklärung, die er akzeptieren konnte.
„Was erforschen Sie gerade?” fragte er.
Sie überlegte kurz. „Ich arbeite an verschiedenen Projekten, aber was Sie interessieren dürfte, liegt im Bereich von ,Virtual Reality’. Es ist auch das einzige meiner Projekte, das kurz vor dem Abschluss steht.” Sie legte die Gabel nieder und griff nach ihrem Aktenkoffer. „Aber bevor ich Ihnen mehr erzähle, müssten Sie mir dieses Dokument hier unterzeichnen.”
Er nahm es und stellte fest, dass es sich um eine Art eidesstattlicher Erklärung handelte, der zufolge er Schweigen über den Inhalt des heiligenden Dokuments bewahren würde. Er nahm einen Kugelschreiber aus der Jackettasche und winkte dem Oberkellner, an den Tisch zu kommen. „Wären Sie bereit, eine Unterschrift zu bezeugen, Francois?”
Nachdem Brad seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hatte, unterzeichnete auch der Maitre und schrieb seinen Namen und seine Adresse auf, bevor Brad Tallia das Dokument zurückgab. Nach einem neugierigen Blick auf sie ging der Oberkellner wieder.
„So”, sagte Brad.
Tallia stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf ihre Hände. „Urlaub mit Virtual Reality”, sagte sie ruhig. „Das könnten Sie in Ihren Fitnessclubs anbieten, wenn mein Projekt entwickelt ist. Wir könnten stressgeplagten Leuten eine Stunde in einem tropischen Paradies verschaffen, ohne dass sie Vancouver verlassen müssten.”
Brad beugte sich vor. „Und wie soll das möglich sein?”
„Wie gut kennen Sie sich aus mit Virtual Reality?”
„Meine Neffen haben mir einmal einen Helm aufgesetzt, um .Krieg der Sterne’ mit mir zu spielen.”
„Gut. Für ,Ferien in Virtual Reality’ würden Sie auch einen Helm tragen,
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