1000 Kuesse sind noch nicht genug
weiten Hose, was die Silhouette ihrer Hüften und Oberschenkel ruinierte, und eine scheußliche Polyesterbluse in Pink und Orange mit weitem Rüschenkragen, der ihren Hals zu dünn erscheinen ließ. Tallia betonte den Effekt noch mit Make up.
Ihre ungewöhnliche Augenfarbe verfälschten sie mit braunen Kontaktlinsen. Da ihnen keine Zeit geblieben war, ein Rezept zu holen, würde Tallia nun eine alte Brille tragen müssen, die sie nicht mehr benutzte, seit sie fünfzehn war. Die großen Gläser und das schwere Gestell waren einst modern gewesen, aber heute wirkten sie schlicht unmöglich.
Bel trat zurück, um sie kritisch zu betrachten. „Also, wie eine Intellektuelle siehst du wirklich nicht mit dieser Brille aus”, be merkte sie zweifelnd.
„Macht nichts.” Tallia begann allmählich Vergnügen an ihrer Verwandlung zu empfinden. Warum war sie bloß nicht schon vor her auf die Idee gekommen? Die Freiheit winkte. Vor ihren eigenen Augen verwandelte sie sich in eine unscheinbare graue Maus. Es war nicht schwer, ihr Gesicht zu verändern, wenn sie ihre Augenbrauen mit einem schwarzen Stift ausmalte und sich mit den falschen Farben schminkte. Braun-und Orangetöne passten einfach nicht zu ihrer Haut und ließen sie fahl und ungesund erscheinen.
Was Bel als „Tüpfelchen auf dem „i” bezeichnete, waren die falschen Zähne. Tallia hatte sie sie einmal bei einem Vorher-nachher-Werbespot für eine Zahnklinik getragen. Aus dünnem Porzellan, ließen sie ihre eigenen Vorderzähne uneben und etwas vorstehend erscheinen und veränderten die Form ihres Mundes. Da die Spange eigens für sie angefertigt worden war, hatte man ihr erlaubt, sie zu behalten.
Als Tallias Verwandlung komplett war, traten die beiden Mädchen vor den Spiegel und bewunderten ihr Werk. Tallia war nicht eigentlich hässlich jetzt, nur eine ganz normale, etwas unattraktive Frau, die ihre Vorzüge nicht zu betonen wusste und keine Ahnung hatte, wie man sich richtig anzog. Für ihr Alter war sie viel zu konservativ gekleidet.
„Ich verstehe nicht, wie du es ertragen kannst, dich so zu zeigen”, sagte Bel.
Tallia lächelte nur zufrieden, worauf Bel sie warnte: „Lächle ihn bloß nicht so an, denn dann siehst du trotz deiner Zähne wie du selbst aus. Wenn du lächelst, dann nur mit geschlossenem Mund, Tallia.”
„Einverstanden”, sagte sie und dachte, dass es ihr bestimmt nicht schwer fallen würde, sich bei Brad Slinger das Lächeln zu verkneifen.
„Und beweg dich wie eine Frau, die sich ihres Körpers nicht bewusst ist. Lass ein bisschen die Schultern hängen. Dein Gang könnte dich genauso gut verraten wie alles andere.”
Tallia nickte und ging ein paar Mal durch das Wohnzimmer, um zu üben. Als das Telefon klingelte, zuckte sie zusammen. „Wer kann das sein?” Sie nahm ab.
„Nash?” fragte eine besorgte Stimme.
„Hi, Damon”, sagte sie verlegen und fragte sich, ob der Regis seur wohl anrief, um sich über ihr Benehmen bei der Premierenfeier zu beschweren.
„Hi, Nash. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut.”
„Schon gut”, sagte sie. „Ich habe es überlebt.”
„Dann hat er sich also schon gemeldet? Ich habe versucht, dich heute morgen anzurufen, um dich zu warnen, aber es nahm keiner ab, und dein Anrufbeantworter schaltete sich nicht ein.”
Tallia runzelte die Stirn. „Warnen? Wovor?”
„Ich habe Brad Slinger gestern Abend deine Telefonnummer gegeben”, gestand der Regisseur zerknirscht.
„O nein, das ist nicht wahr, Damon!” rief Tallia entsetzt.
„Ich fürchte doch. Tut mir leid, Nash.”
„Nun, ich hoffe, dass er dir wenigstens eine Finanzspritze für deinen Film dafür versprochen hat”, entgegnete sie bitter.
„Nein”, widersprach er ernst. „So war es nicht, überhaupt nicht! Es war seine Persönlichkeit … Großer Gott, Nash, ich konnte ihm diese Bitte nicht abschlagen. Weißt du, er ist einer dieser Menschen, die ein Nein einfach nicht akzeptieren … Sag mir, dass du mir verzeihst, Darling.”
„Oh, verdammt!” murmelte sie hilflos. Als sie den reumütigen Regisseur endlich losgeworden war, wandte sie sich kopfschüttelnd zu ihrer Schwester um und erzählte ihr die Neuigkeiten. „Was soll ich jetzt tun? Er wird Tallias Telefonnummer haben wollen, und wenn er merkt, dass es dieselbe ist… denn das muss er doch merken, oder?”
Die letzten Worte klangen hoffnungsvoll, aber Bel verzog nur das Gesicht und sagte: „Wenn er euch beide anruft, merkt er es auf jeden
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