1001 - Der Alptraum beginnt
überschneiden. Das ist deine Aufgabe, das ist auch der Fluch der Sinclairs.«
»Eine Zeitreise also.«
»Nenn es so.«
»Ja«, sagte ich. »Daran habe ich selbst schon gedacht.«
»Und deshalb hast du auch das Schwert bekommen. Es wird deine Waffe sein, dein Begleiter, ebenso wie der andere wichtige Gegenstand, dein wunderbares Kreuz…«
Ich starrte Donata an. Nein, ich sah nur die ähterische Erscheinung. Trotzdem waren meine Augen groß geworden. Ja, sie hatte das Kreuz erwähnt. Ich hatte nicht mehr daran gedacht. O Gott, jetzt flossen die Ströme der Erinnerung wieder zusammen. Hesekiel hatte das Kreuz in alter Zeit erschaffen. In einer weisen Voraussicht schon, in der babylonischen Gefangenschaft. Das war nach Salomo gewesen, und trotzdem würde mein Kreuz wichtig werden.
Mir wurde plötzlich eiskalt, als ich daran dachte, was mir noch alles bevorstand.
»Denk nicht zuviel, John«, wisperte mir Donata zu. »Es ist wirklich besser…«
»Du hast gut reden«, sagte ich leise und legte die Hand auf die Stirn. »Es ist ungeheuerlich, was in diesen Momenten alles auf mich einstürmt. Das muß ich sortieren, Donata, aber das ist schwer, und ich stehe noch am Anfang.«
»Das weiß ich.«
»Kannst du mir nicht helfen?«
»Nein!« hörte ich sie flüstern. »Ich kann nichts für dich tun. Nicht in diesem Fall.«
»Ich muß aber den Weg wissen, um in die Vergangenheit zu kommen, Donata.«
»Kann es für dich ein Problem sein?«
»Wieso?«
»Du hast es doch schon öfter geschafft, die Brücke der Zeiten zu überwinden.«
»Ja, das stimmt«, murmelte ich.
»Das habe ich auch schon geschafft. Nur hat es sich immer so ergeben. Da hat mich der Fall in diese Richtung geführt.«
»Es gibt die Orte.«
»Sicher.« Mein Lächeln wirkte verloren. »Ich kenne eine Person, die ebenfalls ein Schwert mit goldener Klinge besitzt. Durch dieses Schwert, in dem auch eine magische Kraft steckt, gelingt es ihr, die großen Zeitsprünge zu unternehmen…«
»Dazu ist die Waffe des König Salomo nicht geeignet.«
»Schade.«
»In deinem Fall finde ich das auch. Tu, was du für richtig hältst. Versuche alles, was in einen Kräften steht, um den Fluch der Sinclairs nicht wirksam werden zu lassen. Den Rat kann ich dir nur mit auf den langen Weg geben.«
»Danke«, flüsterte ich. »Was du gesagt und wie du es ausgesprochen hast, hört sich nach einem Abschied an.«
»Es ist auch einer, John. Meine Aufgabe ist erfüllt. Vielleicht sehen wir uns mal wieder. Ich wünsche dir Glück, viel Glück, John, denn du hast es verdient…«
Ich wollte sie nicht verschwinden lassen und versuchte auch, nach ihr zu greifen.
Meine Hand erwischte noch den kühlen Hauch, aber er verlor sich bald, und die endgültig normale Umgebung hatte mich wieder. Von Donata sah ich nichts mehr.
Irgendwo hatte ich mich an sie gewöhnt, und plötzlich kam ich mir einsam und hilflos vor.
Donata hatte mir geholfen und den Weg gewiesen. Für mich gab es eine Zukunft, die Vergangenheit hieß.
Aber wie sollte ich dorthin gelangen?
Es gab Möglichkeiten. Ich mußte nur den richtigen Weg nehmen und sie finden.
Dieser Weg würde mich in Richtung Süden führen. Zu einem Mann, mit dessen Anruf alles begonnen hatte. In seinem Besitz befand sich ein sehr wertvoller und unnachahmlicher Gegenstand: der Knochensessel!
***
Horace F. Sinclair zog die Haustür hinter sich zu, blieb stehen und schaute sich um. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Dem Frieden traute er nicht. Es gefiel ihm zwar nicht, daß seine Frau den Koffer trug, aber er verließ sich auf die beiden Gewehre. Eines davon hatte er über die Schulter gehängt, das andere hielt er fest. Die Mündung wies ins Dunkel und wurde leicht hin- und hergeschwenkt.
Das Licht der Außenleuchte hatten die beiden brennen lassen, und auch in den Zimmern war es hell. So wirkte das Haus bewohnt. Unmittelbare Nachbarn gab es nicht. Der Bau stand auf einem kleinen Hügel, beschützt von einem mächtigen Baum. Einige Zweige sahen aus wie rötlich schimmernde Finger, als sie in den Lichtschein hineinragten.
Nach einer Weile atmete Sinclair auf. Er hatte keinen Verdacht geschöpft. Niemand war zu sehen gewesen, auch keines dieser verdammten Augen.
Sinclair schluckte. Mit den Augen kam er einfach nicht zurecht.
Ebensowenig wie mit diesen schwarzen Körpern, die dazugehörten.
Er wußte nicht mal, ob es sich um echte Körper handelte oder nur um simple Schatten.
Mary war schon vor bis zum Wagen gegangen. Er
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