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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Hochzeiten und ein Scheidungsfall. Kein Witz, die Leute feiern mittlerweile auch feuchtfröhlich ihre Scheidungen, um allen Menschen zu zeigen, dass sie im Guten auseinandergehen.
    Ich muss zugeben, das Scheidungsfest war richtig gut. Im Gegensatz zu den anderen Partys war es völlig unverkrampftund von ganzem Herzen. Und teure Geschenke brauchten wir denen auch nicht zu bringen, die waren auch so schon häppy genug, dass sie endlich wieder frei sind.
    Die waren häppy, und ich war sturzbesoffen!
    ›Eminanim, wann feiern wir denn endlich unsere Scheidung?‹, fragte ich scherzhaft.
    Meister, wenn ich richtig getankt habe, kann ich mir solche Albernheiten schon mal erlauben.
    ›Osman, wie es aussieht, werde ich das wohl alleine feiern, weil du vorher an einer Alkoholvergiftung krepieren wirst‹, schimpfte sie, zerrte mich auf den Rücksitz unseres Ford-Transits und nahm neben mir Platz.
    ›Mehmet, fahr vorsichtig, mein Sohn, damit dein besoffener Vater nicht den ganzen Wagen vollkotzt!‹, ermahnte sie auch noch unseren Sohn.
    Nach nur fünf Minuten landeten wir prompt in einer Polizeikontrolle. Die hatten die ganze Straße abgesperrt. Dadurch war eine elend lange Autoschlange entstanden.
    In dem Moment sah ich völlig überrascht, wie Mehmet einfach ausstieg und sich seelenruhig zu uns nach hinten setzte.
    ›Halloooo, was soll das denn werden, wenn’s fertig ist?‹, lallte ich böse.
    ›Vater, ich hab doch mindestens genauso viel getrunken wie du. Denkst du, ich lass mir meinen Lappen wegnehmen?‹, sagte Mehmet unglaublich frech.
    ›Ich fass es nicht! Bist du heute den ganzen Abend besoffen Auto gefahren, oder was?‹, brüllte ich fassungslos.
    ›Du hast doch gesehen, Mutter hat mich gezwungen zu fahren. Da bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig.‹
    ›Bei Allah, als Fahrzeughalter werde ich jetzt bestimmt verknackt‹, rief ich total aufgeregt.
    ›Ach, mach dir keine Sorgen, es passiert schon nichts. Lass mich nur machen‹, sagte der Kommunist locker.
    ›Osman, ich sag dir immer, dass du bei diesen Hochzeiten nicht so viel trinken sollst. Dann könntest du nämlich selber fahren‹, schimpfte auch noch Eminanim mit mir.
    ›Wieso hast du das nicht deinem Sohn erzählt, er ist doch immer unser Fahrer!‹
    ›Mein Junge hat das Recht, sich mit seinen Kumpels richtig zu amüsieren, er ist noch jung.‹
    ›Eminanim, die Polizisten sind gleich da, wir müssen uns was einfallen lassen! Komm, setz du dich ans Steuer. Ich bin mir sicher, Fahren ohne Führerschein ist nicht so schlimm wie sturzbesoffen am Steuer erwischt zu werden.‹
    In dem Moment stand auch schon der Kommissar am Fenster:
    ›Guten Abend, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte!‹
    Wir blieben mucksmäuschenstill.
    ›Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte, aber schnell!‹ Wir stellten auch das Atmen ein.
    Dann erst merkte der Kommissar verblüfft, dass kein Mensch am Steuer sitzt.
    ›Mensch, wo ist denn der Fahrer?‹, brüllte er verärgert.
    ›Herr Kommissar, als der Kerl gesehen hat, dass es eine Verkehrskontrolle gibt, ist er ausgestiegen und einfach abgehauen‹, log Mehmet wie gedruckt.
    ›Wieso das denn?‹
    ›Keine Ahnung, vielleicht war er ja betrunken, ich weiß es nicht!‹
    ›Der Wagen muss aber weg, Sie blockieren hier die ganze Straße‹, schimpfte der Polizist.
    ›Meine Mutter und ich haben keinen Führerschein, wir können nicht fahren‹, sagte Mehmet.
    ›Und was ist mit dem da?‹, brüllte der Polizist und zeigte auf mich.
    ›Mein Vater ist sturzbesoffen, mit dem können Sie nicht rechnen. Hier haben Sie erst mal die Fahrzeugpapiere.‹
    ›Aber Sie können doch hier nicht den ganzen Verkehr blockieren! Jetzt fahren Sie doch den Wagen endlich weg‹, sagte der Polizist diesmal zu mir.
    ›Aber ich bin doch leicht beschwipst, wie Sie eben gehört haben. Meine Frau würde mich doch killen, wenn ich es wagen würde, in diesem Zustand Auto zu fahren‹, gab ich schüchtern zu bedenken.

    Bei Allah, Herr Viehtreiber, meine Frau würde mich auch killen, wenn ich nicht rechtzeitig zu Hause bin! Sie hat gesagt, dass ich einkaufen muss!«, rufe ich mit einem gestressten Blick auf die Uhr und renne überstürzt raus.
    Das ist gar nicht mal gelogen. Ich muss doch jeden Tag einkaufen, um ihn zu ernähren. Aber erst mal fahre ich nach Hause.

    »Ossi, heute musst du nur drei Kilo Rinderhack kaufen, sonst habe ich alles«, ruft meine Frau aus der Küche.
    »Das ist ja schön, das kann auch Hatice holen«, freue ich

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