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101 - Gangster in London

101 - Gangster in London

Titel: 101 - Gangster in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Landhaus, wenn du nicht dort ausruhst?«
    Sie lächelte ihn freundlich an, schüttelte aber den Kopf. Das kleine Haus, das Kerky ihr im vergangenen Sommer geschenkt hatte, lag am Flußufer zwischen Maidenhead und Cookham. Es war neu hergerichtet und gut ausgestattet. Bei ihrem ersten Besuch hatte Cora es entzückend gefunden, aber schon das zweitemal hatte es ihr nicht mehr gefallen. »Ich habe heute über Lu Stein gelesen«, sagte sie jetzt. »Die Frau konnte hassen! Sie ließ das Mädchen erschießen.« Kerky sah sie mißbilligend an. »Cora, merk dir eins: Von unserm Geschäft sollten sich die Frauen fernhalten! Du willst doch nicht etwa selbst eine solche Sache inszenieren?«
    »Aber rede doch nicht so verrückt!« Wäre er gleichgültig geblieben, so hätte sie vielleicht ihren Plan aufgegeben; aber sein starkes Interesse bestätigte ihren Verdacht.
    Leslie pflegte stets auswärts zu Mittag zu essen. Sie kehrte gerade zum Büro zurück und bog nach Austin Friars ein, als sie plötzlich ihren Namen hörte. Ein kleines Auto hielt mit einem Ruck am Gehsteig an, und eine Dame stieg aus. Mrs. Smith war eine so glänzende Erscheinung in dieser verhältnismäßig düsteren Umgebung, daß alle Passanten sie staunend begafften. Leslie gefiel sie nicht, weil sie zu sehr einer Modepuppe glich.
    »Das ist ja entzückend, daß ich Sie treffe!« rief Cora etwas zu freundlich. »Wollen Sie nicht mit mir speisen? Ich habe solche Langeweile! Kerky reist in geschäftlichen Angelegenheiten nach Paris, und ich dachte schon immer, daß es sehr nett wäre, wenn wir beide etwas vertrauter miteinander werden könnten. Wo liegt denn Ihr Geschäft? Und wann sind Sie mit Ihrer Arbeit fertig?« »Um fünf.«
    »Würden Sie dann eine Spazierfahrt mit mir machen? Ich fühle mich so allein und sehne mich nach Gesellschaft... «
    Leslie hatte Mitleid. Man konnte der Frau ja schließlich den Gefallen tun. »Wenn Sie mich hier abholen, begleite ich Sie ganz gern.«
    Mrs. Smith strahlte.
    Es stimmte allerdings, daß Kerky nach Paris reisen wollte, aber er änderte seine Absicht. »Du fährst noch aus?« fragte er, mit einem Blick auf die Uhr. »Es ist halb fünf, Kind. Es wäre besser, wenn du jemand zur Begleitung mitnähmst. Wohin willst du denn?«
    »Ich hole das Mädel ab, diese Leslie...«
    »Leslie Ranger?« Er runzelte die Stirn. »Was hast du mit der vor?«
    »Ach, ich möchte sie ein bißchen kennenlernen...«
    »Das wäre gar nicht so übel. Eine ganz gute Idee sogar... Ruf mich um sechs an! Vielleicht erzählt sie dir etwas von diesem Beamten aus Scotland Yard? Aber verplappere dich nur nicht!« Es war ein schöner Nachmittag, und Leslie freute sich, daß sie aus London herauskam. Cora hatte vorgeschlagen, eine kleine Spazierfahrt zu ihrem Landhaus zu machen.
    Es war bereits dunkel, als sie in eine lange Landstraße einbogen. Cora sagte ihrer Begleiterin, daß sie jetzt bald an Ort und Stelle wären. Nachdem sie mehrere Nebenwege passiert hatten, hielt der Wagen auch kurz darauf vor einem hübschen, kleinen Gebäude, das von einem Garten eingefaßt war. Leslie stieg aus und öffnete das Tor. Das Auto fuhr weiter und hielt direkt vor dem Eingang.
    »Lange kann ich leider nicht bleiben«, sagte Leslie.
    »Aber Sie werden doch wenigstens einen Blick hineinwerfen?« bat Cora.
    Sie öffnete die Küchentür. Dumpfe Luft schlug ihnen entgegen. Als sie ins Wohnzimmer kamen, bemerkte Leslie einen Käfig und auf dem Boden einen gelben Kanarienvogel. »Ach, sehn Sie doch - ich habe ganz vergessen, ihm Futter und Wasser zu geben!« sagte Cora ohne das mindeste Mitleid. »Ich mag eigentlich solche Singvögel nicht leiden, aber Kerky glaubte, er würde mir eine Freude damit machen. Fünfundzwanzig Dollar hat er dafür bezahlt.« Leslie sagte nichts.
    »Gehen Sie nach oben!« befahl Cora plötzlich scharf. Sie stand hoch aufgerichtet und hatte die Augen weit aufgerissen. In ihrer Hand blitzte ein Browning. »Haben Sie nicht gehört? Sie sollen nach oben gehen!«
    Leslie überlief ein Schauder, und ihre Knie zitterten. »Machen Sie doch keine Geschichten! Es ist höchste Zeit, daß wir wieder nach Hause fahren.«
    »Wollen Sie wohl nach oben gehen, wenn ich es Ihnen sage?« schrie Cora leidenschaftlich.
    Leslie ging hinaus und stieg die Treppe hinauf.
    »In das Zimmer links!«
    Der Raum lag im Dunkeln, und Cora drehte das elektrische Licht an. Allem Anschein nach war dies ein Dienstbotenzimmer. Ein einfaches eisernes Bett, ein Tisch und ein Stuhl

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