101 - Gangster in London
in Ordnung bringen.
Als er die Chaussee entlangfuhr, begegnete er einem Krankenwagen und einem Polizeiauto und schüttelte den Kopf. Heute ging auch alles schief! Warum mußten seine Leute ausgerechnet diese Gegend wählen, wenn ihnen doch das ganze Land um London herum offenstand? Er atmete schwer.
Endlich erreichte er Coras Landhaus. Als er das offene Fenster sah, erschrak er... Der Schlüssel steckte noch in der Hintertür; ein andrer hing am Schlüsselring. Daran erkannte er wieder Coras Nachlässigkeit. Er machte Licht, eilte die Treppe hinauf und ging durch das Mädchenzimmer in das kleine Bad. Da lagen die Handschellen; der Schlüssel steckte noch in der einen Fessel. Die Handtasche war nirgends zu sehen. Leslie mußte beobachtet haben, daß Cora den Schlüssel dort unterbrachte.
Nachdem Kerky das ganze Haus durchsucht hatte, gab er es auf und ging zum Wagen zurück. »Nach Hause, James!« sagte er und grinste - wie gewöhnlich, wenn er sich in einer fatalen Lage befand.
Cora hatte sich angekleidet aufs Bett geworfen und den Kopf in den Armen vergraben.
Kerky klopfte ihr bei seiner Rückkehr freundlich auf die Schulter. »Hör auf zu weinen. Was verloren ist, ist verloren.«
Sie starrte ihn enttäuscht an. »Hast du die Tasche nicht gefunden?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, die hat sie als Andenken mitgenommen!« Er legte seinen Frack ab und zog eine Hausjacke an. Eine Möglichkeit blieb ihm noch: Er ging zum Telefon und wählte Leslies Nummer. »Gott sei Dank, daß Sie wohl und munter sind!« sagte er, als er ihre Stimme hörte. »Meine Frau hat mir alles gebeichtet. Schauderhaft, was sie da gemacht hat! Ich bin sofort hinausgefahren, um Sie freizulassen... «
Sie war ein wenig verblüfft, aber seine Worte klangen so aufrichtig, daß sie ihm glaubte. »Ich bin eben erst zurück«, erwiderte sie. »Und, Mr. Smith, ich habe die Handtasche Ihrer Frau!«
»Ach, sehen Sie mal an! Hätten Sie was dagegen, wenn ich sie gleich bei Ihnen abholte?«
»Ich bringe sie Ihnen morgen ins Hotel.« »Sie täten mir aber den größten Gefallen, Miss Ranger, wenn Sie mir erlaubten, Sie heute noch aufzusuchen und mich bei Ihnen zu entschuldigen.«
Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. »Schön! Dann müssen Sie aber gleich kommen!«
Schnell kleidete er sich wieder an und ging fort, ohne Cora zu sagen, wohin er fuhr.
Als er Leslies Haus erreichte, war der Fahrstuhl oben, und er mußte eine Minute warten. Sie erschien ihm wie eine Ewigkeit.
Vor ihrer Tür stand ein Mann...
»Ist Miss Ranger zu Hause? Jemand bei ihr?«
»Nein.«
»Mein Name ist Kerky Smith. Sie brauchen niemanden zu sagen, daß ich hier war, wenn man danach fragt!« »Ich kenne Ihren Namen!«
»Das glaub' ich schon!« Kerky lächelte. »Sie heißen Appleton und sind Detektivsergeant bei der Abteilung N. Seit drei Wochen sind Sie hier.«
Der Mann war erstaunt. »Ich weiß nicht, woher Sie das erfahren haben... «
»Durchs Radio!« grinste Smith belustigt.
Als sich die Tür öffnete, blieb er einen Augenblick draußen stehen. Erst als Leslie ihn einlud, folgte er ihrer Aufforderung; er benahm sich sehr zuvorkommend.
Die Handtasche lag auf dem Tisch. Er nahm sie und öffnete sie. Das Buch mit der Kette war noch darin... Auf den Rest kam es nicht an. Er war dankbar; aber - es war dumm von ihr, ihm die Tasche zu geben. Sie war nicht ganz so beschränkt wie Cora, aber klug war sie auch nicht. Sie hätte doch Terry anläuten können. Sie hätte doch wissen müssen, daß ein mit einer Kette verschlossenes Buch etwas bedeutete.
Er eilte wieder zu seinem Wagen und fuhr zum Hotel zurück. Cora fand er in derselben Stellung, in der er sie verlassen hatte. Er warf die Handtasche auf das Bett.
Sie schrie auf und öffnete sie. »Wo ist das Buch?« fragte sie mit zitternder Stimme.
»In meiner Tasche!« Er nahm es heraus. Der Verschluß war nach seinen Angaben gefertigt, und er war stolz darauf. »Morgen kommt es auf die Bank, Cora! Ich bringe es persönlich hin!«
Aber in der Nacht hatte er einen bösen Traum, stand auf und verbrannte es.
Eddie Tanner kam unangemeldet zum Frühstück. Er kam ohne Begleitung, passierte den unsichtbaren Schutzkreis, der Kerky umgab, und trat ins Wohnzimmer.
Kerky wußte sofort, daß es eine böse Auseinandersetzung geben würde. »Bevor Sie irgend etwas sagen, mein Junge -: Es war nicht meine Idee... Setzen Sie sich! Und frühstücken Sie bitte mit mir!«
»Wessen Idee war es dann?« »Cora hat die ganze
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