101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
Feddersen (1930–1990). Schade, dass der original Hamburger Vollblut-Volksschauspielerin, die unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder gearbeitet hat und häufig mit Dieter Hallervorden im Duo auftrat, keine Gedenktafel gewidmet ist! Das Geschäft ihres Vaters Carl Feddersen befindet sich noch in Nummer 35, das Familienunternehmen aus den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bietet traditionell-maritime Bekleidung wie z. B. Troyer (Seemannspullover) oder Buscherumps (Fischerhemden) an.
Am Ende der historischen »Diekstrat« hat man dann den vielleicht schönsten Ausblick auf die Speicherstadt, den auch die Touristenbusse der Stadtrundfahrten stets ansteuern … Wer mag, kann jetzt die Straßen Bei dem Neuen Krahn und Bei den Mühren linker Hand entlangschlendern und die Backsteinbauten gegenüber – idealerweise im warmen Nachmittagslicht – entspannt genießen. (mk)
Blick auf die Deichstraße
INFO
Hinkommen: U3 Rödingsmarkt oder Baumwall
Information: www.deichstrassehamburg.de .
Essen & Trinken: Ti Breizh (Haus der Bretagne), Deichstraße 39, tägl. 12 bis ca. 22 Uhr, www.tibreizh.de . Ein Crêpes- und Galettes-Paradies, ob süß oder herzhaft, mit Preisen von ca. 4 bis 10 €. Dazu schmeckt z. B. ein bretonischer Apfelwein oder ein Chocolat Savoyard (Kakao mit Amaretto).
Einkaufen: Firma Carl Feddersen Sea Shop, Deichstr. 35, Mo–Sa 10–18 Uhr, www.firmafeddersen.de . Hier gibt es so coole Klamotten wie einen original Hamburger »Elbsegler« oder einen englischen Dufflecoat. Oder anders gesagt: Man kann sich ideal für Schmuddel- und Schietwetter eindecken!
14 St. Michaelis: ein Hamburger Original
Für alle, die den Barockstil lieben, ist St. Michaelis, genannt »der Michel«, ein kleiner Traum. Sowohl die in Weiß gehaltene Empore als auch die vergoldeten Säulen sorgen für eine besondere Atmosphäre, die man so nur in wenigen Kirchen wahrnimmt. Schon die zahlreichen Holzbänke sind beeindruckend, wobei das Senats- und Beedegestühl , zwei nebeneinander liegende Sitzreihen im Zentrum des Klerikalbaus, durch gekonnte Drechselarbeiten auffallen. Während hier der Erste Bürgermeister und die Regierung Platz nahmen (und manchmal noch nehmen), machte es sich dort der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Kirchenvorstands (= Beede) gemütlich. In Form eines griechischen Kreuzes erbaut, kann der Michel während eines Gottesdienstes mehr als 2.500 Menschen aufnehmen.
Michel-Türmer
Wer sich zur passenden Zeit in der Nähe des Michel aufhält wird es hören: die Trompetenklänge . Seit nunmehr über 300 Jahren ist es Tradition: Jeden Tag, bei Wind und Wetter, klettert der Michel- Türmer (oder Turmtüter) mit seiner Trompete in den sog. Türmberboden des Kirchturms, 279 Stufen hoch gelegen (werktags 10 und 21 Uhr, So nur 12 Uhr). Aus jedem der vier geöffneten Fenster spielt er eine Strophe, eine für jede Himmelsrichung, meist eines ev. Kirchenliedes. Heute teilen sich mehrere freiberufliche Musiker das Amt.
Das Hamburger Wahrzeichen
Während von jedem Sitzplatz aus der 20 m hohe Altar (1910) und die Marmor-Kanzel (1910) – eine Mischung aus Neobarock und Jugendstil, die an einen überdimensionalen Kelch erinnert – unübersehbar sind, gibt es in der Hamburger Hauptkirche zum Erzengel Michael zwei Kleinode, zu denen man hingehen sollte. So befindet sich vor dem Altarraum rechts ein sog. Gotteskasten von 1763. Nach der Reformation dienten solche Opferstöcke dem Spendenwesen für die Bedürftigen. Zwölf »Oberalte« (später 15), deren Altersdurchschnitt tatsächlich bei 63 Jahren lag, verwalteten seinen monetären Inhalt und verwandten ihn für weitgehend soziale Zwecke. Von hier sieht man auch ein Taufbecken (1763). Das weißmarmorne Meisterwerk aus Livorno stifteten Hamburger Kaufleute, die in diesem toskanischen Hafenort ihren Geschäften nachgingen – und von Heimweh geplagt waren.
Wer 453 Stufen nicht auf sich nehmen will, gelangt mit dem Fahrstul (in der Hauptsaison und bei schönem Wetter u. U. mit Wartezeit verbunden) auf die ca. 106 m hohe Plattform und bekommt den wahrscheinlich schönsten Rundblick auf Hamburg geboten. DieKrypta wiederum muss man m. E. nicht zwingend ansteuern. Zwei Besonderheiten dort unten sind dennoch spannend: ein Film zur Stadtgeschichte (und der des Michels) sowie ein ehemaliger Stunden- und Minutenzeiger der größten Turmuhr Deutschlands, die beide jeweils rund 130 kg wiegen.
Auch von außen hat
das
Wahrzeichen der Elbmetropole seine Reize. Der
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