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101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

Titel: 101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Iwanowski
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Eichenholzstatue (1480/83, vor dem Altarraum rechts) von Bernt Notke, die sogar die Stirnfalten des missionierenden Kirchenmannes berücksichtigt, korrespondiert mit einem Ölbild (um 1460, erster Pfeiler links), das den »Apostel des Nordens« mit weicherer Mimik darstellt. Freilich, das wichtigste Kunstwerk dieses Gotteshauses ist längst im Museum gelandet: Der Hoch- und Flügelaltar (1383) von Meister Bertram beeindruckt die Besucher der Kunsthalle.
    Historisch spannend ist ein Ölgemälde (erster freistehender Pfeiler des Hauptschiffes rechts) aus dem 19. Jh. Es ist eine Szene aus der »Franzosenzeit«, der Besetzung Hamburgs durch die Truppen Napoleons von 1806–1814, und zwar die Vertreibung am Weihnachtsabend.
    Der Hintergrund dieser grausamen Episode ist folgender: Im Dezember 1813 waren die Lebensmittelvorräte in Hamburg derart knapp geworden, dass am Weihnachtsabend 20.000 Menschen von den Besatzern aus der Stadt getrieben wurden. Alle Bewohner ohne genügend Lebensmittel wurden an Sammelstellen für die endgültige Vertreibung eingepfercht. Die Petrikirche, die die Franzosen zum Pferdestall degradierte hatten, war so ein Sammelpunkt. Das traurige Ende vom Lied singt der Orientalist und Lyriker Friedrich Rückert (1788–1866):
    »In Ottensen auf der Wiese / Ist eine gemeinsame Gruft, / So traurig ist keine wie diese, / Wohl unter des Himmels Luft. / Darinnen liegt begraben / Ein ganzes Volksgeschlecht, / Väter, Mütter, Brüder, Töchter, Kinder, Knaben, / Zusammen Herr und Knecht.«
    Während der Flucht nach Altona, Ottensen und Lübeck kamen mindestens 1.183 Alte, Frauen, Kranke und Kinder ums Leben. (mk)
    INFO
    Hinkommen: U3 Rathaus oder Mönckebergstraße
    Information: Eingang Bergstraße, www.sankt-petri.de . Mo–Fr 10–18.30 Uhr, Mi bis 19 Uhr, Sa 10–17 Uhr, So 9–20 Uhr. Turmbesteigung Mo–Sa 10–16.30 Uhr, So ab 11.30 Uhr. Eintritt 3 €, Kinder (10–14 J.) 1 €. Einstündige Kirchenführungen werden auf Spendenbasis jeden Donnerstag um 15 Uhr und jeden 1. Sonntag im Monat um 11.30 Uhr gegeben.
    Einkaufen: » Thomas i Punkt« im historischen Hulbe-Haus. Lässige Markenklamotten auf fünf Etagen. Mönckebergstr. 21, Mo–Sa 10–20 Uhr, www.thomas-ipunkt.de . Ansonsten bietet die Mönckebergstraße Filialen von allen bekannten Mode- und Kaufhausketten. Ganz in der Nähe liegen auch Hamburgs schönste Einkaufspassagen (s. S. 52 ).

11 Deichstraße: ein Kleinod in der Altstadt
    Wenn man von der Nikolaikirche (s. S. 28 ), die in ihrem Zerstörungsgrad und Mahnmalcharakter an die Berliner Gedächtniskirche erinnert, in die Deichstraße weitergeht, gibt es von der Nummer 19 bis zur Hohen Brücke touristisch Spannendes zu entdecken.
    Der Hintergrund dafür ist ein düsterer: Der Große Brand von 1842 (der in Deichstraße Nr. 38 und Nr. 42 seinen verheerenden Anfang nahm), die darauffolgende Umgestaltung des alten Stadtkerns und schließlich die 213 (!) Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg haben die historischen Häuserzeilen der Alt- und Neustadt zu einem großen Teil zerstört. Was man an Fassaden und Portalen in diesem Straßenabschnitt noch retten konnte, zeigt ein unbekanntes, anderes Hamburg. Zu verdanken ist das einer Privatinitiative einer Journalistin und eines Architekten, die schließlich den eingetragenen Verein »Rettet die Deichstraße« gründeten.
    Es handelt sich um ca. 20 Häuser, die an die Vorbrandarchitektur anknüpfen und unerwartet den Charme einer vergangenen Epoche widerspiegeln. Besonders erwähnenswert sind der Bardowieker Speicher von ca. 1780 (Nr. 27) – seines Zeichens der älteste erhaltene Warenspeicher der Stadt –, die Nummern 47 (Sandsteinportal) und 43 (Barockgiebel) und das Wessendorfsche Kontorhaus (Nr. 29/33) mit seinem beeindruckenden Jugendstiltreppenhaus samt Paternoster. Wer will, kann einen kurzen Blick in die Nummer 37 werfen, wo das Innenleben jenes althamburger Baustils in Rokoko gekonnt konserviert wurde.
    Außerdem lohnt es sich, zwischen Hausnummer 21 und 23 auf einen Ponton des Nikolaifleetes zu gehen. Von dort sieht man einige der Seilwinden, mit denen man die Waren aus motorlosen Booten und Frachtseglern emporgezogen hat. Die sogenannten Schuten und Ewer waren den Karren oder Trägern in den engen Gassen, die bis ins Mittelalter zurückreichen, weit überlegen. Ein zweiter Fleetgang führt einen auf die Deichstraße zurück.
    Dort, in Nummer 39, wo sich ein schönes Lokal niedergelassen hat (das »Ti Breizh«), lebte Helga

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