1012 - Schick sie in die Hölle, Marek!
Umgebung.«
Marek war noch immer skeptisch. »Und dafür gibt es Zeugen?«
»Die Blutsauger müssen von den Mönchen gesehen worden sein, Marek, sonst hätten sie ja nicht über sie gesprochen. Das ist schon alles okay so, sage ich dir.«
»Gut.« Marek hatte einen trockenen Mund bekommen und trank einen weiteren Schluck. »Da wäre aber noch etwas«, sagte er und sprach schnell weiter. »Du hast vorhin von einem Buch gesprochen, wie ich mich erinnere. Du hast es sogar mit der Bibel verglichen. Meinst du damit die Klosterbibel oder was?«
»Quatsch! Ich denke da an etwas anderes. An ein altes Buch, das sich im Besitz der Mönche befindet. Es muß so etwas Ähnliches wie ein Geschichtsbuch des Klosters sein. Ich selbst habe es nicht zu Gesicht bekommen, aber die Mönche haben darüber gesprochen. Über den Inhalt, meine ich.«
»Mit dir?«
»Nein, Unsinn, mich haben sie nicht eingeweiht.« Er zeigte auf seine Ohren. »Die sind noch in Ordnung, Marek. Ich habe sie immer gespitzt gehabt, und es hat sich gelohnt.« Er beugte sich jetzt über den Tisch hinweg. »Da in der Nähe muß es früher mal zu einer heißen Sache gekommen sein«, erklärte er flüsternd. »Soviel ich weiß, ist sie auch dokumentiert und niedergeschrieben worden. Es muß hundert und noch mehr Jahre zurückliegen, jedenfalls hat in dem Buch etwas über die Vernichtung von einigen Blutsaugern gestanden.« Er hob den rechten Zeigefinger. »Aber jetzt kommt es, Marek, hör genau zu. Die Mönche heute haben Angst davor, daß die Blutsauger zurückkehren. Ich meine sogar, daß sie bereits zurückgekehrt sind. Jedenfalls hat sich das so angehört, wie sie redeten.« Er lachte blechern auf. »Jetzt bist du an der Reihe.«
»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, gab Marek zurück. Er wollte Goran noch stärker aus der Reserve locken.
»Aber du bist der Fachmann.«
»Schon, nur…«
»Marek, es gibt sie wirklich! Ich habe mir gedacht, daß es ein Job für dich ist.«
»Job, Job!« wiederholte Marek ärgerlich und winkte ab. »Ich habe hier keinen Job zu erledigen, sondern eine Aufgabe. Was du mir da berichtet hast, kann wahr sein, muß aber nicht. Solche Geschichten existieren überall auf der Welt.«
Goran wollte das nicht wahrhaben. »Hör mal zu, Marek, du hast die Leute nicht gesehen, die Mönche, meine ich. Du hast nicht erlebt, daß sie unter ihrer Angst litten. Sie waren durcheinander. Sie waren fix und fertig. Sie hatten Angst.«
»Das sagst du!«
»Weil es stimmt.«
Mit dem Finger strich Marek seinen grauen Oberlippenbart nach.
»Warum haben die Mönche eigentlich nichts gegen die Blutsauger unternommen? So hilflos sind sie doch nicht.«
»Das weiß ich auch.«
»Bitte.«
»Sie waren vielleicht durcheinander, denn sie haben sich bestimmt nicht vorstellen können, daß die alte Brut tatsächlich zurückgekehrt ist. Ist ja auch unglaublich.«
»Eben!«
»Und trotzdem ist es wahr.«
Frantisek Marek überlegte. Er schwankte noch, ob er Goran glauben sollte. Er kannte diesen Mann, der nicht aus Petrila stammte, nur flüchtig, aber es hatte sich in der Gegend herumgesprochen, daß Marek zu einem Vampirjäger geworden war. Immer dann, wenn gewisse Ereignisse auf einen dieser Blutsauger hindeuteten, kamen die Menschen zu ihm, weil sie einen guten Rat wollten.
»Glaubst du mir nicht, Marek?«
Der Pfähler schüttelte den Kopf. »Das hat damit nichts zu tun«, erklärte er. »Ich hätte da noch eine Frage.«
»Los, raus damit!«
»Wie heißt das Kloster, in dem du gearbeitet hast?«
Goran schmunzelte und meinte dabei: »Das hatte einen richtig schönen Namen.«
»Sag ihn schon.«
»St. Patrick!«
***
Auf einmal erstarrte der Pfähler auf dem Stuhl. Selbst die Hände, die auf der Tischplatte lagen, schienen eingefroren zu sein, und er spürte, wie ihm zugleich ein kalter Schauer über den Rücken rieselte.
Die Veränderung war Goran natürlich nicht verborgen geblieben, und so fragte er: »Hast du tatsächlich den Namen St. Patrick genannt?«
»Ja, das habe ich.«
»Verdammt!« flüsterte Marek.
»Wieso? Stimmt etwas nicht damit?«
»Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen, aber ich sehe die Sache jetzt mit anderen Augen.«
»Mag sein. Ist auch deine Sache. Du hast mich was gefragt, und ich habe geantwortet.«
»Zum Glück, Goran.«
»Und was heißt das schon wieder?«
»Ich kenne das Kloster. Ich kenne den Namen.«
»Aha!« drang es gedehnt aus Gorans Mund. »Jetzt kommen wir der Sache schon näher.«
»Ja,
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