1012 - Schick sie in die Hölle, Marek!
irgendwie schon.«
»Und was willst du tun?«
»Mal schauen.«
»Hör auf, das ist eine Ausrede.«
»Zumindest werde ich der Spur nachgehen, mehr kann ich dir auch nicht sagen.«
»Das ist immerhin etwas.«
Marek, der in Gedanken versunken war, stellte die nächste Frage.
»Die Mönche dort fürchten sich tatsächlich vor diesen Blutsaugern, oder hast du das übertrieben?«
»Das habe ich nicht. Ich war doch immer im Garten. Und wenn sie sich unterhielten, habe ich zugehört. Da bekam ich Ohren wie Elefanten. Verstehst du das nicht?«
»Doch, klar, Goran.«
»Hast du dich entschieden?«
»Habe ich.«
»Und? Was willst du tun?«
Marek lächelte ihn kantig an. »Da ich schon gezahlt habe, werde ich jetzt aufstehen und die Kneipe hier verlassen. Das habe ich mir vorgenommen.«
»Du enttäuscht mich.«
»Warum das denn?«
»Nun ja…« Goran hob die Schultern. »Ich hatte mir das anders vorgestellt. Ich habe gedacht, daß du wie elektrisiert bist, aufspringst und losrennst.«
Der Pfähler winkte ab. »Nein, Goran, nein, nicht in meinem Alter. Das sehe ich anders, ganz anders. Ich bin da lockerer und überlege auch immer, bevor ich etwas unternehme.«
»Willst du denn hier etwas tun?«
»Das hatte ich eigentlich vor«, erklärte Marek. »Aber ich lasse es mir noch durch den Kopf gehen.« Er verzog das Gesicht, als er sich vom Stuhl hochstemmte und dabei die Worte stöhnte: »Man ist eben nicht mehr der Jüngste. Mach’s gut, Goran.« Marek nickte noch einmal und bewegte sich vom Tisch weg auf den Ausgang zu.
Der andere Mann blieb sitzen. Er schüttelte den Kopf, als er Marek nachschaute. So wie er ging, konnte er sich kaum vorstellen, daß diese Gestalt ein gefürchteter Vampirjäger war und sich geschworen hatte, alle Blutsauger zu vernichten, deren er habhaft werden konnte. Aber er war bekannt, man wußte über ihn einiges, und die Menschen in und um Petrila herum respektierten ihn. Sie waren auch nicht neidisch auf die Reisen, die Marek hin und wieder unternahm, denn die Vampire konzentrierten sich ja nicht nur auf Petrila, die tauchten überall auf der Welt auf, davon konnte der Pfähler ein Lied singen. Daß seine Reisen von einem Sponsor namens Conolly finanziert wurden, wußten sie natürlich nicht.
Marek hatte kaum das Lokal verlassen, als er tief durchatmete. Er war froh, wieder in der frischen Luft zu stehen. Die Dämmerung hatte sich inzwischen über das Tal gelegt. Weiter oben lagen die Berge noch im Licht der Sonne, das diese Region mit einem goldenen Schimmer betupfte.
Für diese Schönheiten hatte Marek keinen Blick. Auf dem Weg zum Haus dachte er über das Gehörte nach, und dabei war ihm ein Begriff besonders wichtig gewesen.
Das Kloster St. Patrick!
Er kannte es, denn es war ein wichtiger Ort und auch Hort. Dort hatte früher Father Ignatius gelebt, ein Freund eines gewissen John Sinclair. Der wiederum zählte zu Mareks engsten Freunden, denn oft genug hatten sie schon gemeinsam gegen die Schattenwesen gekämpft, besonders gegen Vampire.
Father Ignatius hatte das Kloster vor einiger Zeit verlassen. Er war einem Ruf in den Vatikan gefolgt, um dort mitzuhelfen, den Geheimdienst Weiße Macht weiter auszubauen. In dieser Position fühlte er sich sichtlich wohl, obgleich er damit weg von der eigentlichen Front war und sich mehr administrativen Aufgaben widmen mußte.
Das spielte jetzt alles keine Rolle mehr, allein der Name St. Patrick war für den Pfähler dominant geworden.
Noch bevor Frantisek Marek sein Haus erreichte, stand sein Entschluß fest. Er würde Gorans Aussagen nicht auf sich beruhen lassen, sondern ihnen nachgehen. Schottland lockte. Aber er wollte den Weg nicht allein gehen, sondern zusammen mit seinen Freunden.
Gorans Geschichte würde sicherlich auch John Sinclair interessieren, und mit ihm wollte er sich noch an diesem Abend in Verbindung setzen. Herzklopfen kriegte er bereits bei dem Gedanken daran, denn von Johns Freund Bill Conolly hatte er erfahren, daß die Eltern des Geisterjägers nicht mehr lebten. Für John war deren unnatürlicher Tod ein Schock gewesen. Marek bekam noch jetzt eine Gänsehaut, wenn er darüber nachdachte.
Er betrat sein altes Haus und fand es wie immer leer vor. Leer und auch kalt. Daran hatte er sich gewöhnt. Für ihn waren andere Dinge wichtiger.
Zum einen der Eichenpfahl. Durch ihn hatte er den Kampfnamen Pfähler bekommen. Diese alte Waffe hatte schon zahlreiche Vampire auf dem »Gewissen«. Marek war ein Mensch, der es
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