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1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
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guten Blick für Menschen. Sie sah sofort, daß Jane etwas bedrückte. Deshalb blockierte sie Jane den Weg.
    »Ärger?«
    »Nein.«
    »Du bist traurig?«
    Jane lächelte etwas verloren. »Ja, das kommt der Sache schon näher, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Es geht um John, nicht?«
    Sie nickte. »Ich mache mir Sorgen, weil ich einfach das Gefühl habe, daß er und auch Suko diesen Seelenfresser unterschätzen. John hat ihn doch erlebt, und er denkt kaum daran, wie sehr er paralysiert gewesen war. Das hätte ihn stutzig werden lassen und auch warnen müssen. Meiner Ansicht nach nimmt er die Dinge einfach zu locker.«
    Sarah lächelte. »Ist es das wirklich, das dir Sorgen macht, Jane?«
    »Ja.«
    »Hm, ich weiß nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich habe euch vom Fenster aus beobachtet. Ich denke mir, daß du schon an ihm hängst.«
    Jane reagierte wie ein Kind, das beim Naschen ertappt worden war. Sie bekam einen roten Kopf.
    »Streite nichts ab, Jane. Das ist menschlich. Und zum Menschsein gehören eben Sympathie und Liebe. Aber das brauche ich dir doch nicht zu sagen.«
    »Da hast du recht.«
    »Und es gefällt dir nicht, daß John zuwenig Zeit für ein Privatleben auch mit dir hat?«
    »Irgendwo schon.«
    »Dann tu etwas dagegen!«
    »Ich?«
    »Wer sonst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was denn?«
    Sarah verdrehte die Augen. »Himmel noch mal, muß ich alte Frau dir sagen, wie du dich verhalten sollst? Du bist doch eine selbständige, emanzipierte Frau, die ihr Leben in die Hand nehmen kann. Ich gebe dir einen Rat.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Warte noch rund zwei Stunden, schwing dich dann in deinen Wagen und fahr zu ihm.«
    Jane runzelte die Stirn. »Einfach so? Ohne Grund?«
    Sarah lächelte und deutete auf Janes Herz. »Ist das nicht Grund genug, Frau Detektivin.«
    Bisher war Jane Collins ernst geblieben, aber nun mußte sie lachen. »Herrlich, Sarah, du kannst den Menschen wirklich bis auf den Grund der Seele blicken.«
    »Mag sein. Aber deshalb bin ich noch keine Seelenfängerin. Also, was tust du?«
    »Ich ziehe mich um.«
    »Bravo. Immerhin ein Anfang.« Sie zwinkerte mit dem rechten Auge. »Und wie sieht das Ende aus?«
    »Das erzähle ich dir vielleicht morgen.«
    »Endlich wirst du vernünftig, Jane.«
    ***
    Außer mir war es eine menschenleere Wohnung. Wände, die ich ansprechen konnte, die mir aber keine Antwort gaben. Ich war allein, ich befand mich wieder in London. Ich hatte mich sehr nach der Stadt gesehnt, auch irgendwie nach meiner Bude, doch die Freude wollte sich nicht einstellen, denn wenn ich allein war, überfielen mich wieder die Gedanken, und die waren nicht eben positiv zu nennen. Sie hingen auch nicht mit der Gegenwart oder mit der Zukunft zusammen; sie beschäftigten sich allein mit der jüngsten Vergangenheit.
    Nein, auch ich war keine Maschine. Trotz meines ungewöhnlichen Jobs war ich ein Mensch wie jeder andere und mußte mit entsprechenden Gefühlen fertig werden.
    Ich hatte meine Eltern verloren auf der Suche nach der Bundeslade. Daß sie nicht mehr lebten, war schon schlimm genug, aber allein wie ich sie verloren hatte, machte mir schwer zu schaffen, denn immer wieder stiegen Vorwürfe in mir hoch, nicht genügend getan zu haben, um sie zu retten. Ich wurde diesen Gedanken einfach nicht los. Er hatte sich selbständig gemacht und durchstreifte immer wieder meinen Kopf.
    Ich erlebte ihren Tod, ich durchlitt die schreckliche Beerdigung, ich dachte daran, wie ich mich verändert und plötzlich so ausgesehen hatte wie mein Vater, und genau an seiner Person blieben die Gedanken hängen.
    Er hatte zur Loge des Königs Lalibela gehört, dieses äthiopischen Potentaten, und ich hatte nichts davon gewußt, denn Lalibela und seine Diener standen nicht eben auf meiner Seite. Sie waren mir feindlich gesinnt, deshalb hielt ich es schon für Verrat, daß sich mein Vater auf ihre Seite geschlagen hatte.
    Aber hatte er das wirklich getan? War es tatsächlich freiwillig geschehen oder hatte man ihn gezwungen?
    Darüber zerbrach ich mir immer noch den Kopf und würde ihn auch weiterhin zerbrechen, bis ich eine Lösung gefunden hatte und mein alter Herr rehabilitiert worden war.
    Ich konnte einfach nicht glauben, daß er sich der Loge freiwillig angeschlossen hatte. Meiner Ansicht nach mußte mehr dahinterstecken, viel mehr. Ich kam mir vor wie jemand, der eine dicke Eisschicht mit seinen Fingernägeln aufkratzen will und es nur schaffte, Spuren an der Oberfläche zu hinterlassen.
    Mein Gefühl sagte
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