Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mir einfach, daß mehr dahintersteckte. Daß mein Vater möglicherweise einen Alleingang unternommen hatte, weil er mich nicht belästigen wollte. Was natürlich Quatsch war.
    Aber einem Dickkopf wie ihm - ich war ebenso - traute ich alles zu.
    Bisher hatte ich grübelnd im Sessel gehockt und den aktuellen Fall einfach vergessen. Menschliche Bedürfnisse - Durst und Hunger - ließen mich aufstehen.
    Gegen den Durst kann man schnell etwas tun. So holte ich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank. Ich trank sie halbleer. Danach kümmerte ich mich um meinen leeren Magen.
    Zwei Eier und eine Scheibe Brot mußten reichen. Die Eier würzte ich noch mit Speck, fand auch eine Gurke, nahm alles mit ins Wohnzimmer und hockte mich vor die Glotze, wo die Nachrichten liefen, die auch nicht erhebend waren.
    In der Welt wollten die Kriege einfach nicht aufhören, und auch London glich schon einem kleinen Pulverfaß, denn es waren wieder Bombendrohungen der IRA eingetroffen.
    Wann würden die Menschen mal vernünftig werden? Vielleicht kam die Zeit, aber ich würde sie nicht mehr erleben, das stand fest.
    Ich aß langsam, verfiel wieder in meine Grübeleien und bekam von dem gewechselten Programm so gut wie nichts mit. Die Dose Bier war auch leer, ich holte eine zweite aus dem Kühlschrank, riß die Lasche auf - und hielt mitten in der Bewegung inne, weil ich den Eindruck hatte, daß etwas nicht stimmte.
    Aber was?
    Ich stellte die Dose zurück auf den Tisch. Dann löschte ich das TV-Bild.
    Plötzlich war es ruhig in der Wohnung. Sogar sehr still. Ich schaffte es, mich zu konzentrieren, aber da war nichts zu hören, was mich gestört hätte.
    Einbildung?
    Ich war mir nicht sicher. Zwar gehörte ich nicht zu den Menschen, die von sich behaupteten, einen sechsten Sinn zu haben, aber ein gewisses Gespür und Gefühl für bestimmte Dinge hatten sich im Laufe der Jahre schon entwickelt.
    War ich nicht mehr allein?
    Dieser Gedanke ließ mich den Tod meiner Eltern vergessen und brachte mich wieder zurück zu diesem neuen Fall des Seelenfressers. Er war ein Schatten. Er war jemand, der durch Wände und sämtliche Hindernisse dringen und folglich in meine Wohnung hineinkriechen konnte, ohne von mir bemerkt zu werden.
    Meine Handflächen waren nicht grundlos feucht geworden. Ich stand auch nicht auf, weil es mir einfach Spaß machte, und meine Hand näherte sich nicht grundlos dem Kreuz…
    Nichts zu sehen.
    Auch kein heller Schatten, der in die Wohnung eingedrungen war und durch sie huschte. Es war alles normal. Sollte es trotzdem einen Eindringling geben, hielt er sich verdammt gut versteckt.
    Es ist leicht, in der eigenen Wohnung in der Falle zu stecken. So ähnlich fühlte ich mich auch, und es wäre nicht das erste Mal gewesen, wenn die Schattenwelt mir hier eine Falle aufgebaut hätte.
    Ich sah nichts.
    Nur das Gefühl blieb, und darauf allein konnte ich auch nicht vertrauen.
    Ich blieb nicht am Tisch sitzen, sondern tigerte durch den Raum. Danach untersuchte ich das Schlafzimmer, schaute auch im Bad nach, natürlich im Flur und mußte mich schließlich einen Narren schelten, denn zu sehen war nichts.
    Trotzdem glaubte ich nicht an Einbildung oder Hirngespinste. Ich dachte daran, daß noch ein Abend vor mir lag, dem sich eine lange Nacht anschließen würde. Möglicherweise konnte sie für mich besonders lang werden. Das war bisher nur Theorie.
    Ich schaute wieder zurück ins Wohnzimmer und wollte hineingehen, als ich die Türglocke hörte.
    Das Geräusch erschreckte mich leicht, denn mit Besuch hatte ich nicht gerechnet. Ein Blick durch den Spion zeigte mir, daß Suko nicht vor der Tür stand, also mußte der Besucher unten an der Haustür sein.
    Über die Sprechanlage fragte ich nach seinem Namen.
    »Muß ich den sagen, John?«
    »Du - Jane?«
    »Ja, überrascht?«
    »Eigentlich schon.«
    »Ich wollte nur schauen, wie es dir geht. Darf ich hochkommen?«
    »Dumme Frage. Natürlich. Warte nicht länger, sondern schwinge dich in den Lift. Der Hausmeister kennt dich schließlich.«
    »Er ist nicht da. Du mußt schon den Türöffner betätigen.«
    Das tat ich gern und schalt mich zugleich einen Narren, weil ich mich so blöde angestellt hatte.
    Selbstverständlich freute ich mich über Janes Besuch, und ich spürte auch das gewisse Prickeln in mir, denn sicherlich hatte sie nicht vor, mich schon nach einer Stunde wieder zu verlassen.
    Ein Abend lag vor uns und auch die Nacht.
    Durch den Spion sah ich, wie Jane den Lift verließ und auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher